Rita Kiefer-Müller und ihr Mann Thomas haben 50 Kinder im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Eltville-Erbach großgezogen. Sie selbst haben im Kinderdorf einen Sohn bekommen.
Von red
Das Ehepaar Müller lebt seit 36 Jahren im Kinderdorf Eltville. In diesem Jahr wird es das Dorf verlassen und in eine private Wohnung ziehen.
(Foto: Michael Sowada)
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ERBACH - Kindern eine neue Heimat geben – das steht im Bethanien Kinder- und Jugenddorf Erbach im Vordergrund. Kernstück sind nach den Worten von Kinderdorf-Leiter Thomas Kunz die Kinderdorffamilien, „die im Dorf wohnen und sich dort quasi rund um die Uhr um die Kinder und Jugendlichen kümmern“. Ein solches Leben führt bereits seit über 30 Jahren das Ehepaar Müller, wie der Förderverein „Kinder Zukunft fördern“ mitteilt.
Rund um die Uhr für die Kinder da
Rita Kiefer-Müller und ihr Mann Thomas sind unmittelbar nach dem Abschluss ihres Sozialpädagogikstudiums in das Kinderdorf gezogen. Zunächst willigten sie ein, für mindestens zwei Jahre das damals leer stehende Haus 1 auf dem Gelände des Kinderdorfs zu beziehen. Das war 1983. „Wir waren ja beide noch sehr jung, als wir uns für diese Aufgabe hier entschieden haben“, schildert Thomas Müller. Man sei gerade frisch vom Studium gekommen und habe noch nicht Vollzeit gearbeitet. „Die zwei Jahre, haben wir uns gesagt, werden eine tolle Erfahrung und eine spannende Aufgabe, die wir gemeinsam meistern. Und danach sehen wir weiter.“ Die zwei Jahre gingen ins Land – und die Müllers entschieden sich zu bleiben. Heute, 36 Jahre später, leben die beiden noch immer im Dorf. Sie geben Kindern eine neue Heimat, die sie selbst im Dorf gefunden haben. „Das Dorf ist unser Zuhause“, sagen die Müllers.
Als das Ehepaar einzog, betreute es zunächst drei Kinder, nur wenige Monate später waren es acht. In den Folgejahren würde sich die Zahl auf durchschnittlich neun erhöhen. Das Ehepaar wohnt mit den jungen Menschen unter einem Dach, ist rund um die Uhr für sie da. „Unsere Aufgabe ist es in erster Linie, den Kindern und Jugendlichen ein Stück Sicherheit zu geben, eine Verlässlichkeit, welche die meisten in ihrem Leben so bislang nicht erfahren hatten“, so Müller.
Besonders fasziniert ihn an seiner Tätigkeit, dass er gemeinsam mit seiner Frau etwas Neues für die Kinder und Jugendlichen schaffen kann, einen geschützten Raum, in dem sie sich wohlfühlen und entwickeln können. Dabei entsteht eine intensive Beziehung zu seinen „Schützlingen“, die im Schichtdienst wohl nicht möglich wäre. Der Pädagoge hat klare Vorstellungen, wie das Zusammenleben funktioniert: „Wir vermitteln Werte, schaffen einen strukturierten Tagesablauf, es gibt feste Essenszeiten und Rituale, auch gewisse Regeln, die eingehalten werden müssen. Und wir setzen natürlich auch Grenzen, so wie es Eltern eben tun müssen“, beschreibt Müller, der sich selbst aber nicht als Vaterersatz sieht. „Das wäre nicht professionell.“ Manche Kinder bleiben viele Jahre, andere kehren auch wieder zu ihren Eltern zurück.
Ihr eigener Sohn wuchs im Kinderdorf auf
In den vergangenen 35 Jahren haben die Müllers insgesamt rund 50 Kinder und Jugendliche betreut. Auch ein eigenes Kind haben sie während dieser Zeit bekommen. Ihr Sohn wuchs unter den anderen Kindern auf. Er ist mittlerweile ausgezogen und feiert in diesem Jahr seinen 30. Geburtstag. Dann beginnt für Rita Kiefer-Müller und Thomas Müller ein neuer Abschnitt. Denn 2019 verlassen sie das Kinderdorf und ziehen in eine private Wohnung. „Ich bin dann 60 Jahre alt und werde immer mehr zur Großvaterfigur. Das passt dann nicht mehr so richtig. Daher ist es nun der richtige Zeitpunkt, um etwas Neues im Leben zu beginnen,“ sagt Thomas Müller.