Langsam klären Forscher, wie ansteckend das neue Coronavirus ist - und wie gefährlich.
BERLIN/HAMBURG. Das neue Coronavirus breitet sich mit einer enormen Dynamik aus. Weltweit versuchen Forscher, aus der noch jungen Entwicklung auf möglichst viele Eigenschaften des Erregers zu schließen. Was man weiß - und was nicht:
Coronaviren: Der Erreger 2019-nCoV zählt zu den Coronaviren - so benannt, weil sie von zackenartigen Strukturen umgeben sind, die einer Krone ähneln. Sieben Vertreter dieser Gruppe verursachen beim Menschen Atemwegserkrankungen. Von dreien davon ist bekannt, dass sie mitunter schwere Symptome auslösen: Beim ebenfalls aus China stammenden Sars-Virus (Schweres Akutes Atemwegssyndrom) wurden 2002/2003 rund 8000 Fälle bekannt, etwa 800 Menschen starben. 2012 tauchte in Vorderasien das Mers-Virus (Middle East Respiratory Syndrome) auf. Es ist weniger ansteckend, aber aggressiver: Von rund 2500 Infizierten bis November 2019 starben knapp 860 - etwa jeder dritte. 2019-nCoV ist sehr eng mit Sars verwandt.
Infektiosität: Wie ansteckend das neue Virus ist, lässt sich bisher nur schwer beurteilen. Chinesische Behörden gehen davon aus, dass ein Infizierter durchschnittlich 1,4 bis 2,5 Menschen ansteckt - das wäre ähnlich wie bei Sars. "Solche Zahlen sind extrem unzuverlässig", sagt der Virologe Christian Drosten von der Berliner Charité. Demnach hängt die Übertragungsrate von sehr vielen Faktoren ab - etwa ob Menschen sozial aktiv sind oder eher zuhause bleiben. Genau darauf zielen nach Ansicht Drostens die Maßnahmen in China ab. "Ich denke, diese Maßnahmen bringen etwas." Positiv ist, dass Menschen meist erst mit der Symptomatik infektiös werden - im Gegensatz zur Grippe, bei der Menschen schon ansteckend sind, bevor sie erkranken.
Symptome: Die Inkubationszeit - der Zeitraum zwischen Infektion und Beginn von Symptomen - beträgt zwei bis 14 Tage. Die Lungenerkrankung äußert sich durch Fieber, trockenen Husten, Abgeschlagenheit und Atemnot. Weil das Virus die unteren Atemwege infiziert, haben Betroffene keinen Schnupfen. Letztlich ähneln die Symptome denen einer Sars-Infektion. Kein Wunder, denn das neue Virus dockt am gleichen Rezeptor an. Der Test auf das Virus basiert meist auf der Analyse von Sputum (Auswurf) und dauert etwa zwei Stunden.
Therapie: Eine spezielle Therapie für die Lungenerkrankung gibt es nicht. Schwer erkrankte Patienten werden symptomatisch behandelt: mit fiebersenkenden Mitteln, der Therapie etwaiger bakterieller Zusatzinfektionen und mitunter mechanischer Beatmung.
Impfung: Eine Impfung wäre das beste Mittel, die Epidemie einzudämmen. Laut Jonas Schmidt-Chanasit vom Bernhard-Nocht-Institut für Tropenmedizin werden derzeit Impfstoff-Kandidaten gegen Mers am Menschen getestet. Sie seien - erfolgreiche Resultate vorausgesetzt - frühestens in einigen Monaten verfügbar. "Darauf ließe sich dann aufbauen", sagt Schmidt-Chanasit.
Schutz: Zum Schutz vor diesem wie auch anderen Viren empfehlen Experten gewöhnliche Hygienemaßnahmen: regelmäßiges Händewaschen, Desinfektionsmittel und Abstand zu Erkrankten. Den Nutzen von normalen Atemmasken - wie derzeit in China überall auf den Straßen zu sehen - schätzen Schmidt-Chanasit und Drosten als eher gering ein.