Überprüfung der Dissertation von Helge Braun abgeschlossen
Justus-Liebig-Universität Gießen hat die Untersuchung der Dissertation von Helge Braun abgeschlossen. Dem Chef des Bundeskanzleramts drohte schlimmstenfalls der Entzug seines Doktortitels.
Von red
Helge Braun, Chef des Bundeskanzleramts und Vorsitzender der Gießener Kreis-CDU.
(Foto: dpa)
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GIESSEN - Die Gießener Justus-Liebig-Universität (JLU) hat die Untersuchung der Dissertation von Helge Braun am Mittwoch abgeschlossen. Ein Entzug des Doktortitels kommt im Fall des CDU-Politikers, der Chef das Bundeskanzleramtes ist, nicht in Betracht. Wie die Universität mitteilte, sei JLU-Präsident Joybrato Mukherjee den Empfehlungen der Kommission zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis gefolgt. Eine Täuschungsabsicht, die eine solche Maßnahme rechtfertigen würde, habe nicht vorgelegen, heißt es im Abschlussbericht der Kommission. Sie stellt allerdings formale Fehler an einigen Stellen in der im Jahr 2007 vorgelegten Dissertation „Einfluss intraoperativer Tachykardien auf die postoperative Prognose – Analyse mit einem Anästhesie-Informations-Management-System“ fest. Diese müsse Braun korrigieren.
Die JLU ist in den vergangenen Wochen Vorwürfen nachgegangen, wonach substanzielle Ergebnisse der Dissertation bereits zuvor in der Publikation „Intra-operative tachycardia and peri-operative outcome" (Hartmann et al. 2003) veröffentlicht worden seien. Braun sei damals selbst Mitautor der Publikation gewesen, in seiner Dissertation wird laut JLU die Vorpublikation erwähnt. Zudem wurden Hinweise auf Übereinstimmungen von Textpassagen mit anderen Dissertationen der damaligen Arbeitsgruppe einer Überprüfung unterzogen.
Einzelnachweise zur früheren Publikation fehlen an einigen Stellen
Die Kommission stellt nach eingehender Prüfung aller Vorwürfe, nach der Stellungnahme Brauns und der Anhörung von Zeugen fest, dass das Vorgehen seinerzeit geübte Praxis in der damaligen Arbeitsgruppe war. Allen beteiligten Autoren der Publikation, die nach Aussage der Zeugen in ganz überwiegender Weise von Helge Braun erstellt wurde, sei laut Informationen der Universität bekannt gewesen, dass die Publikation im Nachgang in die Dissertation des CDU-Politikers münden sollte. Es habe überdies den damaligen Gepflogenheiten entsprochen, eine einschlägige Vorpublikation positiv bei der späteren Notenfindung für die Dissertation zu berücksichtigen. Die Kommission sei insgesamt zu dem Ergebnis gelangt, dass in Brauns Dissertation die Ergebnisse und Erkenntnisse aus der Vorpublikation, die maßgeblich auf der Arbeit des Politikers selbst beruhte, vom ihm selbstständig weiterentwickelt und verfestigt worden sind.
Helge Braun habe in seiner Dissertation ausdrücklich auf die frühere Publikation hingewiesen und mitgeteilt, dass „Auszüge der in dieser Arbeit vorgestellten Untersuchungen und Ergebnisse“ in der Publikation bereits veröffentlicht wurden. Die Publikation wurde sowohl im Erst- und Zweitgutachten als auch in der Disputation thematisiert. Damit könne „eine Täuschungsabsicht, die Voraussetzung für den Entzug des Doktortitels wäre, ausgeschlossen werden“, betont der Vorsitzende der Kommission, Martin Gutzeit. „Da aber detaillierte Einzelnachweise zu der früheren Publikation an einigen Stellen fehlen, liegt insoweit ein wissenschaftliches Fehlverhalten gemäß Satzung vor“, ergänzt der Kommissionsvorsitzende. Braun werde laut JLU daher auferlegt, die Dissertation an den betroffenen Stellen zu korrigieren. Das gilt auch hinsichtlich der marginalen textlichen Übereinstimmungen im Methodenteil der Arbeit. Dafür hat der Betroffene sechs Monate Zeit.