Schlag gegen Mafia: Dutzende Festnahmen bei internationaler...

Peter Henzler, Vizepräsident beim Bundeskriminalamt (BKA) während der Pressekonferenz in einer Werkstatt auf dem Gelände des Bundeskriminalamts. Polizei- und Justizbehörden in Deutschland, Italien, Niederlande und Belgien haben seit den frühen Morgenstunden Festnahmen und Durchsuchungsmaßnahmen gegen mutmaßliche Angehörige der italienischen kriminellen Gruppierung `Ndrangheta durchgeführt.  Foto: Silas Stein/dpa

In den frühen Morgenstunden schlagen die Ermittler zu, auch in Deutschland. Im Visier: die mächtige Mafia-Organisation ‘Ndrangheta.

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WIESBADEN. Bei einem internationalen Großeinsatz der Polizei gegen mutmaßliche Mitglieder der italienischen Mafiaorganisation ’Ndrangheta wurden am Mittwoch in Deutschland nach Angaben des Bundeskriminalamtes (BKA) 14 Verdächtige festgenommen. Sechs von ihnen sitzen in Untersuchungshaft, erklärte Peter Henzler, Vize-Präsident des BKA, am späten Mittwochnachmittag bei einer Pressekonferenz in Wiesbaden.

Bislang wird in Deutschland gegen 47 Verdächtige ermittelt. Ihnen wird der bandenmäßige Handel mit Rauschgift, vor allem mit Kokain, zudem Geldwäsche und Mitgliedschaft in einer ausländischen kriminellen Vereinigung vorgeworfen. Der Handel mit Rauschgift ist eine der Haupteinnahmequellen der ’Ndrangheta.

Gewinn wird gewaschen

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Das BKA geht davon aus, dass die durch den Drogenhandel illegal erworbenen Geldmittel dazu eingesetzt werden, in Deutschland Immobilien zu erwerben, darunter Restaurants, die zu Geldwäschezwecken gekauft und wiederverkauft werden. In Deutschland wurden nach Angaben des BKA im Zuge der bisherigen Ermittlungen insgesamt Vermögenswerte in Höhe von rund fünf Millionen Euro vorläufig beschlagnahmt. Schwerpunkt der Durchsuchungen in Deutschland war Nordrhein-Westfalen. Bei dem internationalen Großeinsatz mit dem Codenamen „Pollino“ wurden in Deutschland 65 Objekte durchsucht. Zeitgleich waren auch Ermittler in Italien, in denNiederlanden, in Belgien und der Schweiz gegen Verdächtige im Einsatz. Allein in Deutschland waren es 240 Beamte des BKA, dazu Beamte der Bundespolizei und Hunderte von Beamten der Landespolizeibehörden. Der Aktion gingen jahrelange, länderübergreifende Ermittlungen voraus.

Der Hinweis auf den Kokainhandel war nach Henzlers Angaben 2016 von der Antimafia-Staatsanwaltschaft in der süditalienischen Provinz Kalabrien gekommen. Das Rauschgift wurde über lokale Statthalter der Mafia-Gruppierung in Südamerika aufgekauft und nach Europa gebracht. Die Lieferungen liefen insbesondere über die Häfen Rotterdam und Antwerpen. Das Rauschgift sei dann in kleinere Ladungen aufgeteilt und in speziell präparierten Fahrzeugen von Kurieren über Deutschland nach Italien geschafft worden. Teile der Lieferungen seien auch in Deutschland verkauft worden. Rund 490 Kilo Drogen seien der Gruppe bisher nachgewiesen worden, sagte Henzler. Er sprach von einem erfolgreichen Schlag gegen die Mafia in Deutschland.