Mainzer Moscheeverein: Offen für Mode und Salafisten?
Ein Moscheeverein, der nach eigenen Angaben unter anderem Kinder aus Mainz und Wiesbaden betreut, steht im Verdacht, auch salafistische Botschaften zu propagieren.
Von Christoph Cuntz
Redakteur Politik
Der Vorsitzende des Moscheevereins wirbt für seine Filiale mit freizügigen Damen - und in die Moschee nach Mainz werden fundamentalistische Salafisten eingeladen.
(Screenshots: VRM)
Jetzt teilen:
Jetzt teilen:
MAINZ/WIESBADEN - Die Masjid al-Ikhlas, die Moschee des Islamisch-afghanischen Kulturvereins in Mainz, ist ein unscheinbarer Bau in einem Gewerbegebiet von Mainz-Hechtsheim. Nichts deutet von außen darauf hin, dass unter diesem Dach Gegensätze vereint sind, wie sie größer nicht sein könnten: Gepflegt wird fundamentalistischer Salafismus einerseits, während anderseits der Vereinsvorsitzende sein Geld mit freizügiger Mode verdient. Auf die seltsamen Widersprüche war die Bloggerin Sigrid Herrmann-Marschall aufmerksam geworden, die darüber unter der Überschrift „Kinder unter dem Einfluss von Fundamentalisten?“ berichtet hat.
Walid Aslamzada ist nicht nur Vorsitzender des Moscheevereins. Er ist auch Geschäftsführer einer Modefirma, die Filialen in Mainz, Wiesbaden und Weiterstadt betreibt. So ist das zumindest auf dem Internetauftritt seiner GmbH nachzulesen. Zu sehen sind dort junge Frauen mit erstaunlich wenig Stoff auf der Haut. „Du liebst die Mode so wie wir ???“, wird die potenzielle Kundin gefragt. „Du möchtest immer auf den neusten Stand sein ??? (…) Dann bist DU bei uns genau richtig… Denn du findest bei uns eine große Auswahl an diversen Klamotten und Schuhen… Egal ob für die Party oder für den Alltag… Egal ob für die, die es gerne etwas auffälliger haben oder die, die es gerne dezenter haben…“
Verein „weltoffen und tolerant“
Das klingt modern und aufgeschlossen. Und auch seinen Moscheeverein beschreibt Geschäftsmann Aslamzada als „weltoffen und tolerant“. Doch stimmt das wirklich? Die Masjid al-Ikhlas habe keine bestimmte Ausrichtung, meint der Vorsitzende zwar. Doch ist dem Facebook-Auftritt der Moschee zu entnehmen, dass dort am 28. Juli Amen Dali einen Vortrag gehalten hat. Mit Genehmigung des Vorstandes, wie Aslamzada betont.
Amen Dali wird der Al-Faruq-Moschee in Mannheim zugeordnet. Als der Prediger vor zwei Jahren in Darmstadt auftreten sollte, mahnte der heutige Landesvorsitzende der hessischen Grünen, Philip Krämer, Amen Dali sei „durch salafistische und islamistische Tendenzen aufgefallen“.
Die Einladung für Amen Dali ist nicht das einzige Bekenntnis zum Salafismus, das Mitglieder des Vereins abgegeben haben. So hat die Moschee eine Betreuung für Kinder aus Mainz und Wiesbaden organisiert. Nachhilfe in Mathematik, Deutsch und Englisch wird dort erteilt. Unterrichtet wird der Nachwuchs aber auch im Koran. Und wer seine Kinder dorthin schicken möchte, muss sich an Hamed R. wenden. Er ist Kassenführer und Vorstandsmitglied des Moscheevereins. Und sein Facebook-Auftritt ist eine Fundgrube für alle, die nach salafistischen Predigern fahnden.
Fragwürdige Videos auf Facebook
Ein Video mit Said Sadat ist dort zu finden, der als Hassprediger in Frankfurt für Schlagzeilen gesorgt hatte. Das Verwaltungsgericht Darmstadt hatte über ihn geurteilt, seine Predigten seien geeignet, „die öffentliche Sicherheit und Ordnung zu stören“ und „zum Hass gegen Teile der Bevölkerung“ aufzustacheln. Eigentlich sollte er abgeschoben werden. Sadat hat dagegen geklagt und vor den Verwaltungsgerichtshof in Kassel gewonnen.
Aber auch Beiträge von Ahmad Armih alias „Abul Baraa“ hat Hamed R. auf seiner Facebook-Seite gepostet. Gegen Baraa ermittelt die Generalstaatsanwaltschaft Berlin wegen Terrorfinanzierung. Sein Geld verdient er offenbar auch bei einem Reiseveranstalter, der sich auf Saudi-Arabien spezialisiert hat, und der unter den Anhängern des Salafismus immer mehr an Bedeutung gewinnt: Zuletzt hatte Baraa eine Reise nach Mekka zusammen mit Amen Dali geleitet. In seinen Predigten, die er in der Berliner As-Sahaba-Moschee gehalten hat, hat er schon mal gefordert: „Es ist Frauen nicht erlaubt, dass sie auf Straßen herumlaufen nur so zum Spaß."
Apropos Frauen: In dem Videobeitrag über die Kinderbetreuung, die die Masjid Al-Ikhlas in Mainz auf ihrer Facebook-Seite gepostet hat, sind ausschließlich Jungen zu sehen. Keine Mädchen. Die Einschulungsfeier am Dienstag dieser Woche wurde bei der Islamischen Gemeinschaft Mili Görüs gefeiert, die der hessische Verfassungsschutz beobachtet.
Vorsitzender verteidigt Mitglieder
Vereinsvorsitzender Aslamzada verteidigt all diese Umtriebe. Über die persönlichen Ansichten des Salafisten-Predigers Amen Dali habe er „keine detaillierten Informationen“. Auch seien die Mitglieder des Vereins – wie etwa das Vorstandsmitglied Hamed R. – „mündige Bürger“. Was sie privat machen, interessiere ihn nicht, solange dies nicht über die öffentlichen Kanäle des Vereins geschehe.
Gelebte Toleranz und Weltoffenheit all dies? Aslamzada geht offenkundig davon aus. Eine Beurteilung dessen, was er beruflich mache, und ob der Verkauf freizügiger Mode etwa mit dem Islam vereinbar ist oder nicht, „hat es in unserer Moschee bisher nie gegeben“.