Lüften ohne Energie zu verschwenden

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Um Schimmelbildung zu verhindern, sollte man am besten regelmäßig und stoßweise lüften. Foto: dpa

Warum es ohne Frischluft nicht geht und was man beim Öffnen der Fenster doch alles beachten sollte.

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Region. Strom, Gas und Öl sind teuer – da will man natürlich vor allem in dieser Heizperiode so wenig Wärme wie möglich verschwenden: Warum es aber dennoch ohne Lüften nicht geht und worauf man achten sollte, damit dies möglichst energiesparend geschieht, ist unser heutiges Thema.

Warum muss man eigentlich überhaupt lüften? Auch wenn man die wohlige Wärme am liebsten gar nicht mehr aus der Wohnung oder dem Haus herauslassen würde: Ohne regelmäßiges Lüften geht es einfach nicht. Das liegt zum einen daran, dass Menschen und Tiere beim Atmen Sauerstoff in CO2 umwandeln und sich so der Kohlenstoffdioxid-Gehalt der Raumluft im Laufe der Zeit erhöht. Wird dieser zu hoch, wirkt die Luft abgestanden und es kann zu Kopfschmerzen und Konzentrationsstörungen kommen. Je mehr Menschen sich über längere Zeit in einem Raum aufhalten, umso schneller ist ein auffälliger Bereich erreicht. Ein Gefühl dafür, wie schnell das geht, kann zum Beispiel der CO2-Rechner für Klassenräume des Fraunhofer-Instituts geben. Durch die Corona-Pandemie sind zudem in vielen Schulen zuletzt CO2-Ampeln zum Einsatz gekommen, die ebenfalls anzeigen, wann der CO2-Gehalt in der Luft (und damit die potenzielle Viruslast) zu hoch wird. Aber nicht nur unser Atem belastet die Luft: Auch menschliche Ausdünstungen sowie Schadstoffe und Gerüche aus (insbesondere neuen) Möbeln und Baumaterialien sorgen dafür, dass die Luft irgendwann „stickig“ wird. Und schließlich muss auch feuchte Luft etwa vom Duschen, Kochen oder Wäschetrocknen sowie von Topfpflanzen nach draußen transportiert werden. Ein Vier-Personen-Haushalt gibt alleine täglich sechs bis zwölf Liter Wasser in die Raumluft ab. Deshalb sollte man in jedem Fall immer dann lüften, wenn Wasserdampf in Innenräumen entsteht. Auch im Schlafzimmer sollte man am besten morgens gleich nach dem Aufstehen lüften. Auch hier gibt ein Mensch bis zu einen halben Liter Wasser pro Nacht ab.

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Worauf sollte ich beim Lüften achten? Generell gilt: Mit Stoß- oder Querlüften lässt man am besten frische Luft in die Wohnräume hinein. Wird es draußen im Winter richtig kalt, reichen hierfür bereits drei bis fünf Minuten mehrmals am Tag – je nach Nutzung der Räume. Im Sommer sollten es hingegen mindestens zehn Minuten sein. Geht es beim Lüften jedoch darum, vor allem Feuchtigkeit aus der Wohnung herauszutransportieren, wird das richtige Lüften schon etwas komplexer, erklärt Hans Weinreuter, Fachbereichsleiter Energie/Bauen bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz. „Hier hilft am besten eine Kombination aus Stoß- und kontrollierter Kipplüftung“, sagt er. Die Besonderheit bei der Feuchtigkeit bestehe nämlich darin, dass sie nicht nur in der Luft, sondern auch in Wandoberflächen, Möbeln, Handtüchern oder Bettdecken gespeichert werde. „Diese bekommt man durch Stoßlüften alleine schwer heraus“, sagt Weinreuter. Besser sei es daher in relativ feuchten Wohnungen, zum Beispiel im Bad oder Schlafzimmer nach dem Stoßlüften das Fenster noch für wenige Stunden auf Kipp zu stellen. Den Effekt könne man gut mithilfe eines Hygrometers, der die relative Luftfeuchte anzeigt, kontrollieren. Wichtig sei jedoch, dass das Fenster nicht dauerhaft über den ganzen Tag gekippt bleibt.

Welche Luftfeuchtigkeit in Innenräumen ist am besten? Die Luftfeuchtigkeit in Wohnräumen sollte zwischen 40 und 60 Prozent liegen. Wer sich hier unsicher ist, kann sich im Baumarkt für wenige Euro ein Hygrometer kaufen. Auch Energie-Fachmann Weinreuter rät zu einer solchen Anschaffung. Aber auch einige Smart-Home-Lösungen zeigen die Luftfeuchtigkeit im Raum mit an. Als zu trocken gilt die Luft, wenn die Luftfeuchtigkeit unter 30 Prozent liegt. Dann können zum Beispiel die Schleimhäute gereizt werden. Wenn die Luftfeuchtigkeit lediglich kurzfristig über 60 Prozent liegt, ist dies ebenfalls kein Problem. In einer dauerhaft zu feuchten Wohnung kann es jedoch zu Schimmel kommen. Spätestens wenn die Fenster beschlagen sind, sollte daher in jedem Fall gelüftet werden. Ab 70 bis 80 Prozent Luftfeuchtigkeit direkt an einer Wand ist die Schimmelgefahr besonders groß. Auch wenig genutzte Räume sollten vorsorglich regelmäßig gelüftet werden. Und noch ein Tipp: Wärmere Bereiche der Wohnung sollten nicht durch kühle Räume hindurch gelüftet werden.

Wie wichtig ist es, beim Lüften die Heizung an den Thermostaten abzudrehen? In normalen Wohnungen könne man das grundsätzlich machen, um Energie zu sparen, sagt Hans Weinreuter. „Wenn man jedoch die Feuchtigkeit effektiv nach draußen bringen will, macht es Sinn beim Kipplüften den Heizkörper laufen zu lassen. Dann funktioniert das Trocknen am besten“, nennt er wiederum eine Einschränkung. Der zusätzliche Energieverbrauch halte sich dabei in Grenzen, wenn man eben nicht dauerhaft die Fenster kippe.

Wo muss ich mehr lüften: Im Neubau oder im Altbau? „Das kann man pauschal nicht sagen und hängt von der Nutzung und den Anwesenheiten der Bewohner ab“, stellt Hans Weinreuter von der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz klar. Grundsätzlich sei das Feuchtigkeits- und Schimmelrisiko in gut gedämmten Gebäuden geringer, da die inneren Oberflächentemperaturen der Außenbauteile höher seien. Aber auch bei diesem Thema gibt es immer wieder Besonderheiten zu beachten: In Neubauten ist zum Beispiel vor allem im ersten Jahr die Luftfeuchte besonders hoch, weil diese inzwischen gut gedämmt sind, die neue Bausubstanz aber noch viel Feuchtigkeit an die Wohnräume abgibt. Und auch beim Altbau muss man das Lüften zum Beispiel wieder verstärken, wenn hier dichtere Fenster eingebaut werden. Der Teufel stecke also im Detail. Aber auch hier hilft laut Hans Weinreuter ein Hygrometer zur Beurteilung der aktuellen Lage.