Groß-Gerauer Extremsportler will Weltrekord mit Bobby-Car aufstellen
Mit einem düsengetriebenen Spielauto will der Groß-Gerauer Ingenieur und Extremsportler Dirk Auer einen Geschwindigkeitsrekord für Bobbycars aufstellen. Sein Ziel: Tempo 180.
Von Daniel Baczyk
Redaktion Südhessen
Dirk Auer, Kunststofftechnik-Ingenieur aus Groß-Gerau, will mit einem düsenbetriebenen Bobbycar in 2,3 Sekunden von 0 auf 100 km/h beschleunigen. Foto: dpa
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GROSS-GERAU - So ganz wie ein handelsübliches Bobbycar sieht es nicht mehr aus. Ist vielleicht auch gut so, dass es nicht zu Verwechslungen kommen kann. Denn da wäre was los in der Kita, falls sich ein Kind versehentlich auf das umgebaute Gefährt setzt und die unter der Carbonhülle versteckte Turbine zündet. Dirk Auer, Extremsportler aus Groß-Gerau, will mit dem von ihm selbst präparierten Spielauto am Sonntag einen neuen Geschwindigkeits-Weltrekord aufstellen.
Um schnelles Treten geht es dabei nicht mehr. 108 Stundenkilometer stehen als gültige Bestmarke zu Buche, die es zu schlagen gilt.
Auer ist zuversichtlich, den Rekord zu knacken. Er setzt auf Düsenantrieb. Gleich drei Triebwerke sollen ihn in drei Sekunden von Null auf Hundert und dann noch deutlich darüber hinaus katapultieren: eines im Bobbycar, eines an jedem Unterarm.
"Einfach abartig", freut sich der 46-Jährige nach Testfahrten, die er bei Darmstadt absolviert hat. "100 bis 110 bin ich schon gefahren, mein Ziel für Sonntag wären bis zu 180 km/h. Wenn es schneller geht, auch schneller." Schauplatz des Rekordversuchs mit offizieller Messung wird das PS-Event "Race at Airport" auf einem Flugplatz im nordrhein-westfälischen Bottrop sein.
Vorbereitet wurde das Rekordfahrzeug in dem Anwesen in der Groß-Gerauer Heimstättensiedlung, in dem Auer mit Frau und Tochter lebt. Geschraubt und geschweißt wurde aber auch in der Werkstatt eines befreundeten Werkzeugmachers in Odenwald. "Das Projekt ist immer mehr gewachsen", erzählt Auer. "Wir haben verfeinert, verfeinert, verfeinert."
Der Kunststofftechnik-Ingenieur - Studium an der Hochschule Darmstadt - kommt eigentlich vom Ausdauersport. Erst Rollschuhe, dann Inline-Skates hatten es ihm angetan. In drei Wochen rollte er über 3000 Kilometer von Spanien nach Polen. Dann aber habe er die Schraube überdreht, erzählt Auer. "Nach dem Rekord auf der Strecke Frankfurt-München, die ich als einziger von fünf Startern in 24 Stunden geschafft habe, war ich völlig verausgabt, musste mich ärztlich behandeln lassen - und habe danach die Skates an den Nagel gehängt."
Die Abstinenz war nicht von Dauer. Als ein Sponsor anfragte, ob er sich eine Skate-Abfahrt auf einer Bobbahn vorstellen könne, war der Groß-Gerauer wieder dabei. "Bei dem Projekt habe ich gemerkt: Ich habe Bock auf Geschwindigkeit." Auer ging gleich wieder ins Extrem, ließ sich auf Skates von Motorrädern und Rennwagen ziehen - Spitzentempo: 309 Stundenkilometer. Natürlich Weltrekord.
Seine Leidenschaft hat der 46-Jährige inzwischen mit zahlreichen Verletzungen bezahlt. Schienbein, Hand und Ferse sowie mehrere Rippen waren schon gebrochen. Auer schützt sich mit Helm und Motorradkleidung.
Die Idee mit dem düsengetriebenen Bobbycar ist etwa zehn Jahre alt. Erstmals habe er das Spielauto bei einem Fallschirmsprung benutzt, erzählt Auer. Neben seiner Berufstätigkeit bei einer Autoteile-Firma entwickelte er den Turbinenantrieb weiter bis zur Praxistauglichkeit. Die Triebwerke stammen von einem Hersteller in Aschaffenburg. Üblicherweise würden sie in militärischen Drohnen verbaut, sagt der Ingenieur. Mit seinen Helfern entwickelte er Tragegestelle für die Unterarme und machte das Bobbycar-Fahrwerk hochgeschwindigkeitstauglich.
Die Tanks für die Turbinen trägt Dirk Auer in einem Rucksack auf der Brust. Ganz zufrieden war er bei den Probefahrten nicht mit der Kontruktion; bis zum Sonntag soll eine bessere Lösung gefunden werden.