Erspartes für den Wiederaufbau opfern

Mark und Karin Labudde aus Ahrbrück haben keine Elementarschadenversicherung. Foto: Lukas Görlach

Mark und Karin Labudde aus Ahrbrück sind nicht versichert und über jeden Cent der VRM-Leser dankbar. Nur aus einem Grund kehrt die Familie dem Katastrophen-Ort nicht den Rücken.

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AHRBRÜCK. „Jetzt sieht es ja schon wieder gut aus“, sagt Karin Labudde und blickt auf das weitläufige Grundstück hinter dem Haus ihrer Eltern in der Mühlenauel. Ein Erdhaufen in der Entfernung, auf dem eine Tür liegt. Mehr deutet auf den ersten Blick nicht auf das Chaos und die Zerstörung hin, die die Flut hier vor drei Wochen angerichtet hat. Doch das Außengelände ist nicht das eigentliche Problem.

Karin und Mark Labudde haben ihr Haus direkt neben dem ihrer Eltern. Beide Gebäude sind stark in Mitleidenschaft gezogen. Keller und Erdgeschoss waren überflutet. Nun sind die Räume wieder schlammfrei. Bautrockner laufen. Im Keller ist das Paar gerade dabei, den Putz abzuschlagen.

Erspartes für den Wiederaufbau

Wie hoch der Schaden an beiden Gebäuden ist, lässt sich schwer sagen. Gleich, wie hoch die Summe letztlich auch sein wird: Die Familie muss die Kosten selbst stemmen. Eine Elementarversicherung haben die Labuddes nicht. „Wir werden das alles nach und nach wieder aufbauen. Da muss dann unser Erspartes herhalten“, sagt die Büroangestellte. Ihr Mann, der im Kundendienst für Großküchentechnik arbeitet, ergänzt: „Wichtig ist, dass die Schwiegereltern möglichst schnell wieder in ihr Haus können.“

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Der 84-jährige Vater von Karin Labudde ist dement und braucht seine gewohnte Umgebung. Bis es soweit ist, wohnen die beiden betagten Menschen in einer Ferienwohnung im benachbarten Pützfeldt, während die Labuddes mit ihren beiden Söhnen (17 und 19 Jahre alt) im Ober- und Dachgeschoss ihres Hauses leben.

Dankbar für die Spenden

„Es wird nicht mehr so, wie es mal war“, sagt Mark Labudde. Dennoch wollen er und seine Familien in der Mühlenauel bleiben. „Wenn ich meine Eltern nicht hier hätte, würde ich sagen: abschließen und weg“, macht Karin Labudde deutlich. Angst, dass sich die verheerende Katastrophe wiederholt, haben sie nicht. „Nein, das kommt nicht mehr“, sagt der 51-Jährige. Überwältigt ist das Paar von der großen Unterstützung, die das Ahrtal erfährt. Den Leserinnen und Lesern dieser Zeitung ist es für deren Spenden sehr dankbar. Jeder Betrag helfe den Betroffenen in ihrer prekären Situation weiter. Die Labuddes erhalten 3500 Euro aus dem Spendentopf, Karin Labuddes Eltern 3000 Euro.

So werden die Spenden der VRM-Leser verteilt

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1,59 Millionen Euro haben die Leser der VRM bisher schon für die Flutopfer in Ahrbrück und Hönningen gespendet. Und die Hilfsbereitschaft versiegt offenbar nicht.

Die Hilfen: Sie sollen so schnell wie möglich ankommen - ohne eine Euro Abzug. Die ersten Überweisungen sind bereits getätigt. Die Gemeinderäte von Ahrbrück und Hönningen haben dafür in Abstimmung mit dem Bürgerverein Ahrbrück Kriterien entwickelt, nach denen die Hilfen möglichst gerecht und transparent vergeben werden.

Das Grundprinzip: Wer stärker geschädigt ist, bekommt mehr. Wer sozial bedürftig ist, bekommt mehr. Wer nicht versichert ist – sich häufig such nicht versichern konnte – bekommt mehr. Allen Opfern der Überflutung in den beiden Gemeinden wurden sehr einfach gehaltene Anträge persönlich zugestellt.

Die Staffelung: Wenn Gebäude und Hausrat versichert waren, werden Flutopfern 500 Euro Ersthilfe gewährt. Wenn der Hausrat nicht versichert war – je nach Haushaltsgröße und sozialer Bedürftigkeit – 500 Euro bis 3500 Euro. Wenn Gebäude nicht versichert waren, weitere 500 bis 3500 Euro. Wenn das Haus abgerissen wurde oder abgerissen werden muss: 5000 bis 10 000 Euro.

Wie geht‘s weiter? Bei der Gemeinde Ahrbrück sind bisher 178 Anträge eingegangen, bei der Gemeinde Hönningen 60 Anträge. Angesichts des großen Erfolgs der Leser-Spendenaktion beraten der Bürgerverein und die beiden Gemeinden darüber, ob sie nicht einen weiteren Nachbarort in die Spendenaktion einbeziehen, der von der Flutkatastrophe ebenso massiv getroffen wurde.

Von Thomas Ehlke