Die geplante Citybahn soll in Mainz durch die Große Bleiche fahren. Das ist die Empfehlung, die aus einem Workshop stammt, an dem sich Vetreter von Interessengruppen und...
MAINZ. Die City-Bahn soll durch die Große Bleiche fahren. Diese Streckenführung für das Straßenbahnprojekt empfiehlt der Workshop, in dem sich Vertreter von Interessengruppen und Experten an fünf Abenden in den vergangenen Monaten mit den Streckenvarianten beschäftigt hatten. Die Entscheidung, ob die City-Bahn überhaupt gebaut und über welche Straßen sie dann durch die Innenstadt geführt werden soll, müssen nun die städtischen Gremien fassen.
Drei Streckenführungen standen für die City-Bahn, die aus Wiesbaden kommend über die Theodor-Heuss-Brücke und durch die Mainzer Innenstadt ans Gleisnetz am Hauptbahnhof West angeschlossen werden soll, zur Debatte: durch die Kaiserstraße, die Große Bleiche oder die Ludwigsstraße. Die Vor- und Nachteile der drei Varianten seien intensiv diskutiert worden, berichtete Uwe Hiltmann, Prokurist der Citybahn GmbH nach dem fünften und letzten, nicht-öffentlichen Workshop-Treffen. Eine große Mehrheit der rund 30 Beteiligten habe sich für die Große Bleiche entschieden. Kurz gesagt: Die Kaiserstraße soll von diesen drei Verkehrsachsen vor allem dem Autoverkehr vorbehalten bleiben, die Große Bleiche stärker als bisher dem ÖPNV dienen und die Ludwigsstraße weiterhin Flaniermeile der Einkaufsstadt sein.
Neues Verkehrskonzept für Große Bleiche
Bei den Workshops mitgewirkt haben auf Einladung der City-Bahn GmbH und unter der Moderation der Agentur BCC Anwohner aus der Innenstadt, knapp zwei dutzend Vertreter von Interessengruppen und Experten der beteiligten Ämter sowie Planungsbüros. Welche Auswirkungen hätte die Straßenbahn auf Autofahrer, Radler, Fußgänger, Rollstuhlfahrer, Anwohner, Einzelhandel oder Kultur- und Fastnachtsveranstaltungen? Das waren neben technischen Fragen wichtige Punkte, die diskutiert wurden. Als konfliktärmste und beste Strecke habe sich dabei die Große Bleiche erwiesen.
Die Große Bleiche sollte demnach, so der Vorschlag, weiterhin von Autos in beide Fahrtrichtungen befahrbar sein. Allerdings sollte der Autoverkehr zum Beispiel über ein Tempolimit und die Ausgestaltung der Fahrbahn so beruhigt werden, dass die Große Bleiche zwischen Rheinachse und Umbach und umgekehrt nur noch der Erschließung des Gebietes, also dem Anwohner- und Lieferverkehr und der Zufahrt zu den Parkgaragen dienen würde. Der Durchgangsverkehr sollte möglichst herausgehalten werden. Damit könnte auch der Radverkehr auf die Fahrbahn verlegt werden.
Diskussion über Platzierung der Haltestellen
Diese Lösung beinhaltet auch die Führung der City-Bahn vom Münsterplatz aus über die Binger Straße zu den vorhandenen Gleisen auf dem Aliceplatz und damit zur Haltestelle Hauptbahnhof West. Ziel ist es, somit eine Straßenbahnverbindung von der Hochschule Rhein-Main in Wiesbaden bis zur Hochschule Mainz zu schaffen.
Kontrovers diskutiert wurde im Workshop unter anderem die Platzierung der Tramhaltestellen, berichtete Alexander Zang von der Agentur BCC. Die Planer schlagen eine Haltestelle in der Großen Bleiche vor dem Landesmuseum vor. Da die derzeitigen Pläne für die City-Bahn vorsehen, dass zwei Züge aneinandergekoppelt werden sollen, um mit dieser „Doppeltraktion“ mehr Fahrgäste transportieren zu können, müssten die Haltestellen 70 Meter lang sein. Dies ist vor dem Landesmuseum machbar. Nachteil des Standortes ist allerdings die größere Entfernung zur Fußgängerzone. Besser wäre dafür ein Standort im Bereich des Neubrunnenplatzes, doch hier wird es schwierig mit der Länge der Haltestelle und dem stark frequentierten Fußgängerüberweg. „Eine vollständig barrierefreie Haltestelle ist hier nicht zu machen“, so Hiltmann. Der Haltestellenstandort werde weiter geprüft, sagte Michael Theurer, Pressesprecher der Mainzer Mobilität.
Stadt will Entscheidung in Wiesbaden abwarten
Die beiden geplanten Haltestellen entlang dieser Strecke sollen jeweils in der Fahrbahnmitte entstehen. Damit können die Autos an den Haltestellen vorbeifahren und müssen nicht hinter den haltenden Bahnen stehen bleiben.
Nach der Empfehlung des Workshops soll nun die Variante Große Bleiche detaillierter untersucht werden. „Das Heft des Handelns liegt jetzt in der Hand der Politik“, so Theurer.
Oberbürgermeister Michael Ebling hatte bereits angekündigt, dass die Stadt zunächst einmal abwartet, bis in Wiesbaden die Entscheidung für oder gegen den Bau der City-Bahn gefallen ist. Dort könnte es womöglich zu einem Bürgerentscheid kommen.
Von Michael Erfurth