Coronavirus: Gefahr einer Einschleppung ist „weiterhin mäßig“

Chinesische Ärzte in Schutzanzügen bei der Behandlung eines infizierten Patienten. Foto: dpa

Wenn es um das Coronavirus geht, dann sind besonders Hessen und das Rhein-Main-Gebiet wegen des Frankfurter Flughafens im Fokus. An den großen Unikliniken in der Region wurden...

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FRANKFURT/MAINZ. Kann das Coronavirus auch nach Deutschland gelangen? Bei der Antwort auf diese Frage liegt ein besonderer Fokus auf Hessen – schließlich gibt es hier den größten Flughafen des Landes, ein internationales Drehkreuz für den Luftverkehr. Es ist damit auch die potenziell erste Station für möglicherweise infizierte Patienten aus Asien. Im Krisenfall ist eine enge Abstimmung zwischen Flughafen, Gesundheitsbehörden und umliegenden Kliniken nötig. Die Fäden dazu laufen im Hessischen Sozialministerium zusammen, das seine Sicherheitsvorkehrungen nach eigenen Angaben ausgeweitet hat.

Momentan hält man die Gefahr einer Einschleppung des Virus über den Flughafen Frankfurt indes für „weiterhin mäßig“. Es gebe keine Direktflüge aus der betroffenen Region nach Frankfurt, zudem hätten die chinesischen Behörden massive Ausreiseverbote verhängt. Aber: „Die jüngsten Fälle in Frankreich zeigen: Trotz der in China ergriffenen Maßnahmen ist es möglich, dass einzelne Personen mit einer Infektion nach Europa kommen oder bereits gekommen sind. Deshalb erhöhen wir die Aufmerksamkeit für das Coronavirus und sensibilisieren sowohl medizinisches Personal als auch Öffentlichkeit“, sagte der hessische Sozialminister Kai Klose (Grüne).

Testverfahren in verschiedenen Laboren vorhanden

Falls doch „Personen aus den betroffenen Gebieten in China kommen und während des Fluges erkranken, werden sie bereits im Flugzeug isoliert und am Flughafen durch Ärzte des Öffentlichen Gesundheitsdienstes untersucht“, erklärte das Sozialministerium. Sollte dann der Verdacht bestehen, dass eine Person mit dem neuen Coronavirus infiziert ist, „wird sie in ein Krankenhaus gebracht und die übrigen Passagiere des betreffenden Fluges werden über den Krankheitsverdacht und mögliche Ansteckungen informiert“. Ein Testverfahren zum Nachweis des Coronavirus in den tiefen Atemwegen stehe in verschiedenen Laboren zur Verfügung – in Hessen etwa in der Virologie der Universitätskliniken in Marburg und in Frankfurt.

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Frankfurt ist übrigens einer von fünf deutschen Flughäfen, die nach Vorschriften der Weltgesundheitsorganisation WHO sogenannte „Kernkapazitäten“ vorhalten müssen für die Untersuchung solcher „Risikopatienten“. Das heißt: „Im Falle der Ankunft eines Passagierflugzeuges, das einen Verdachtsfall an Bord hat, würde die betreffende Maschine zu einem dieser Flughäfen umgeleitet“, erklärte der deutsche Flughafenverband ADV. Neben Frankfurt sind dies Hamburg, Düsseldorf, München und Berlin.

In den größeren Unikliniken im Rhein-Main-Gebiet wurden, auch wegen der Nähe zum Frankfurter Flughafen, entsprechende Vorsichtsmaßnahmen getroffen; von besonderer Besorgnis kann aber noch nicht die Rede sein. So hatten sich in der Frankfurter Uni-Klinik in den vergangenen Tagen „eine geringe Zahl von Patienten“ mit dem Verdacht auf Corona-Infektion vorgestellt, „etwa weil sie einen Bezug zum Risikogebiet und Symptome gezeigt hatten“, sagte eine Sprecherin. Aber bei keinem der Patienten habe man das Virus nachweisen können.

Auch am Universitätsklinikum Heidelberg haben sich in den letzten Tagen „einige Personen vorgestellt, die aus der betroffenen Region Chinas zurückgekommen sind und Infektionen der Atemwege aufwiesen“, erklärte Sprecherin Claudia von See. Es handle sich um eine „geringe Zahl“, „zum aktuellen Zeitpunkt“ habe das Coronavirus nicht nachgewiesen werden können – die Proben würden noch untersucht. Auf mögliche Patienten sei das Klinikum „gut vorbereitet“. Unter anderem gebe es seit längerem eine „Task Force“, die bei allen neu auftretenden und sich schnell ausbreitenden Erkrankungen die Maßnahmen übergreifend koordiniert.

Keine Verdachtsfälle in Mainzer Uniklinik

In Marburg, einem Standort des Universitätsklinikums Gießen und Marburg (UKGM), habe es am Samstag einen Verdachtsfall gegeben, teilte Sprecher Frank Steibli auf Anfrage mit. Dieser habe sich allerdings als Influenza-Fall herausgestellt. „Das Wichtigste in einer Situation, in der sich eine Infektionskrankheit rasch ausbreitet, ist es, schnell und sicher zu diagnostizieren. Dies ist für die beiden Standorte Gießen und Marburg gewährleistet“, teilte das Uniklinikum mit.

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Nahe am Frankfurter Flughafen liegt Mainz – in der dortigen Uniklinik gibt es bislang keine Verdachtsfälle des Coronavirus, sagte Sprecher Tasso Enzweiler. Das Klinikum in Mainz hatte zuvor bereits erklärt, dass man verschiedene Vorkehrungen getroffen habe, um sich auf möglicherweise Infizierte vorzubereiten. Zu den Hygienemaßnahmen bei den Patienten-Notaufnahmen gehören das Anlegen spezieller Atemmasken, von Schutzkleidung und -Brillen sowie die Einrichtung von Isolierzimmern mit Schleuse oder Vorzimmer.