Bundes-Awo attestiert massives Versagen der Kontrolle
Die Awo Bundesspitze spricht von einem „massiven Versagen in der Aufsichtsfunktion“ seiner Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden - und fordert tiefgreifende Konsequenzen.
Von Rainer H. Schlender
Leitung Reporter Rhein-Main/Südhessen
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FRANKFURT - Der Bundesverband der Arbeiterwohlfahrt (Awo) ist „erschüttert“ über die Zustände in den Kreisverbänden Frankfurt und Wiesbaden. „So etwas habe ich noch nie erlebt“, sagte der Vorsitzende Wolfgang Stadler am Dienstag in Frankfurt. Ein Team des Bundesverbandes hatte zuvor zwei Tage lang die Geschäfte des Kreisverbandes Frankfurt durchleuchtet. Dabei geht es um dubiose Geldströme, überhöhte Gehälter und luxuriöse Dienstautos.
Wilhelm Schmidt (Mitte), Präsident der Arbeiterwohlfahrt (Awo), nimmt zur Prüfung der Vorgänge beim Frankfurter Kreisverband Stellung. Links sitzt Selvi Naidu, die Leiterin der Prüfungskommission, und rechts Wolfgang Stadler, der Vorstandsvorsitzende des Awo-Bundesverbandes.
(Foto: dpa)
Die Staatsanwaltschaften in Frankfurt und Wiesbaden haben bereits Ermittlungen wegen des Verdachts des Betruges und der Untreue aufgenommen. Die Awo-Verbände in den beiden Städten sind eng miteinander verbunden.
Die Leiterin der Awo-Ermittlungsgruppe, Selvi Naidu, wies darauf hin, dass man noch nicht alles habe prüfen können. „Manche Unterlagen fehlten“, sagte sie. Schon jetzt lasse sich aber feststellen, dass es Verstöße gegen die Regeln gebe, die für die gesamte Arbeiterwohlfahrt gelten. Dies betreffe insbesondere die Trennung von Geschäftsführung und Aufsicht. Auch seien die Kreisverbände ihren Meldepflichten bei der Gestaltung von Verträgen nicht nachgekommen.
Scharfe Kritik übte Stadler am Awo-Bezirksverband Hessen-Süd, der seine Aufsichtspflicht verletzt habe. Erst am vergangenen Freitag hatte der Bezirksverband bekannt gegeben, dass sich eine „Task Force“ mit der früheren Bundesjustizministerin Herta Däubler-Gmelin an der Spitze um die Aufklärung des Skandals bemühen soll.
Forderungen
Die Forderungen des Awo-Bundesverbandes: Alle haupt- und ehrenamtlichen Führungskräfte, die in die Vorfälle verwickelt sind, sollen sich zurückziehen, alle Verträge müssen überprüft und alle Sonderhonorare gestrichen werden.
Die Gehälter der Führungskräfte der Kreisverbände Frankfurt und Wiesbaden seien für eine gemeinnützige Wohlfahrtsorganisation „völlig unangemessen“, sagte der ehrenamtliche Präsident des Bundesverbandes, Wilhelm Schmidt. Sie betrugen teils weit mehr als 300.000 Euro. Nach den Worten Stadlers darf ein Geschäftsführer der Awo maximal 120.000 Euro im Jahr verdienen.
Schmidt betonte: „Wir wollen alles aufklären.“ Er sprach von „Verfehlungen, die wir nicht hinnehmen können“ und mit Blick auf luxuriöse Dienstwagen von „einer absoluten Schweinerei“. Der Bundesverband werde veruntreutes Geld „bis auf den letzten Cent“ zurückfordern, kündigte er an. Auch zu Unrecht erhaltenes öffentliches Geld müsse zurückgezahlt werden. Der ideelle Schaden sei bereits unermesslich, sagte Schmidt.
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