Mainzer Förderprogramm für Solarenergie: „Erwarten Ansturm”

Balkon-Solaranlagen werden im Rahmen des neuen Programms pauschal mit 400 Euro gefördert
© Sascha Kopp

Mit 750.000 Euro will die Mainzer Stiftung für Klimaschutz und Energieeffizienz Solaranlagen auf Dächern und Balkonen fördern. Der übersichtliche Ausbau soll beschleunigt werden.

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Mainz. Die Erwartungen sind hoch an diesem Nachmittag im Stadtwerke-Hochhaus: „Wir erwarten einen Ansturm“, erklärt Michael Worch, der Geschäftsführer der Mainzer Netze. Der Auslöser dafür soll das neue Förderprogramm für Solaranlagen auf Dächern und Balkonen der Mainzer Stiftung für Klimaschutz- und Energieeffizienz sein, das hier vorgestellt wird – und das die Produktion von Sonnenenergie in Mainz deutlich ankurbeln soll.

Wenn sie durch die Stadt fahre, wundere sie sich oft, auf wie vielen Dächern sich noch keine Photovoltaikanlagen (PV) befänden, erklärt Energiedezernentin Janina Steinkrüger (Grüne) auf der Pressekonferenz. Das Förderprogramm der Stiftung von Stadt und Stadtwerken soll nun dabei helfen, dies zu ändern. „Wir wollen das Signal geben, dass wir die Menschen beim Ausbau unterstützen“, sagt die Dezernentin. Dabei solle die Förderung „niedrigschwelliger und unkomplizierter“ sein als bei anderen Stellen, und so die Menschen überzeugen. Dadurch, dass auch Balkon-Module gefördert würden, sollen zudem auch Nicht-Hauseigentümer die Möglichkeit bekommen, Teil der Energiewende zu werden.

Bei den sogenannten "Aufdachanlagen" beträgt die Förderung des Stiftungsprogramms 200 Euro pro Kilowattpeak.
Bei den sogenannten "Aufdachanlagen" beträgt die Förderung des Stiftungsprogramms 200 Euro pro Kilowattpeak.
© Sascha Kopp

Konkret sehe das Förderprogramm vor, sogenannte „Aufdachanlagen“ mit 200 Euro pro Kilowattpeak und maximal 6000 Euro zu unterstützen, führt Stadtwerke-Vorstand Dr. Tobias Brosze aus, wobei diese Förderung als ergänzende Förderung zusätzlich zu anderen Programmen in Anspruch genommen werden könne. Bei Balkon-Anlagen bis 800 Wattpeak sei derweil eine pauschale Förderung in Höhe von 400 Euro vorgesehen.  „Das ist ein sehr hoher Wert, wenn man bedenkt, dass diese Anlagen meist zwischen 800 und 1000 Euro kosten“, so Brosze. Doch da die Montage manchmal komplizierter sei als erwartet und Handwerkerleistungen in Anspruch genommen werden müssten, halte man den Betrag für angemessen. Um die Förderung zu erhalten, müsse die betreffende Anlage ab dem 1. Januar 2023 in Betrieb genommen worden sein. Antragsberechtigt seien neben Privatpersonen und Unternehmen unter anderem auch Vereine, Stiftungen oder Wohnungseigentümergemeinschaften.

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Insgesamt stünden für das neue Förderprogramm 750.000 Euro zur Verfügung, erklärt der Stadtwerke-Vorstand. Dieses stammt unter anderem aus dem 50-Millionen-Euro-Paket, das nach den riesigen Biontech-Gewerbesteuereinnahmen vor knapp einem Jahr beschlossen wurde. In dessen Rahmen flossen drei Millionen Euro von der Stadt und 1,5 Millionen Euro von den Stadtwerken in die Stiftung.

Die Antragstellung habe man möglichst einfach gestaltet, erklärt Dr. Sandra Schmidt, die Geschäftsführerin des Bereichs Vertrieb und Service bei den Stadtwerken. „Wir wollen den Verwaltungsaufwand und die internen Aufwendungen gering halten.“ Man müsse nur auf der Webseite www.mainzer-stiftung.de den Antrag ausfüllen und mit der Schlussrechnung nachweisen, dass die Anlage tatsächlich installiert worden sei. Förderfähig sei dabei „das Gesamtpaket“ mit den Planungs-, Installations- und Materialkosten.

Die Balkon-Anlagen könne man teilweise selbst anschließen, berichtet Geschäftsführer Worch. Obwohl es noch nicht offizielle Norm sei, akzeptierten die Mainzer Netze hier bereits Anlagen mit bis zu 800 Wattpeak, die mit dem einfachen „Schuko-Stecker“ an die Steckdose angeschlossen werden. Um eine solche Anlage in Betrieb zu nehmen, müsse man zunächst bei den Mainzer Netzen einen Antrag zur Stromeinspeisung stellen, wonach man eine Bearbeitungs-ID erhalte. Nach dem Erwerb der Anlage müsse diese dann im Marktstammdatenregister der Bundesnetzagentur angemeldet und schließlich noch durch die Mainzer Netze der herkömmliche Stromzähler kostenlos durch einen Zweirichtungszähler ersetzt werden. Verbrauche man nämlich nicht den gesamten Strom der Balkon-Anlage, werde dieser für 8,2 Cent pro Kilowattstunde ins Netz eingespeist.  

Nachdem es früher normalerweise rund 30 Einspeiseanfragen pro Monat gegeben habe, sei die Zahl zuletzt bereits auf 300 pro Monat hochgeschnellt, berichtet Worch. Nach dem Bekanntwerden des Programms gehe man nun in wenigen Wochen von einer noch deutlich höheren Zahl von Anfragen aus. Schließlich sei eine Balkon-Anlage mit der Förderung bereits nach rund drei bis vier Jahren wirtschaftlich, sodass man anschließend circa 16 Jahre mit ihr Geld verdienen könne.

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Und es bleibt auch noch einiges zu tun: Momentan gebe es in Mainz rund 2.500 Photovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von ungefähr 50 Megawatt, berichtet Brosze. Bis 2045 rechne man mit einer Verzehnfachung der Einspeisekapazität auf 400 bis 600 Megawatt. Dafür braucht es noch einige Anträge.