Bei der Feier am Volkstrauertag am Ehrentag vor der Weinbergschule mahnen Redner zum Einsatz für Frieden. Die junge Generation fehlt bei der Andacht.
Von Angela Hahn
Am Ehrenmal wird der Opfer von Krieg und anderer Formen der Gewalt gedacht.
(Foto: Vollformat/Frank Möllenberg)
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HOCHHEIM/MAIN - Mit langsamen Schritten bewegt sich die Gruppe den Weg hinunter in die Weinberge. Die meisten Teilnehmer sind Schwarz gekleidet, und auch das Wetter zeigt sich nicht in fröhlichen Farben. Nach einem kurzen Fußmarsch kommt die Gruppe am Ehrenmal vor der Weinbergschule an, Kränze liegen bereits vor dem Denkmal, leise Blasmusik erfüllt den Platz.
Auch in diesem Jahr wird mit einer Kranzniederlegung am Volkstrauertag der Opfer von Krieg und Gewalt gedacht. In der Trauerhalle des Alten Friedhofes versammeln sich rund 30 Gäste, die entweder für einen Verein oder privat an der Gedenkfeier teilnehmen. Musikalisch begleitet wird die Gedenkfeier von der Violinschule Di Tavi Danieljan und den Hochheimer Weinbergmusikanten. Die Ehrenwache übernehmen in diesem Jahr die Deutsche Lebens-Rettungs Gesellschaft und das Deutsche Roten Kreuz in Hochheim; die Stadt Hochheim und der Sozialverband VdK haben die Andacht organisiert.
„Wir brauchen diese Momente des Innehaltens genauso wie Orte des Gedenkens“, sagt Clemens Velten, Vorsitzender des VdK Hochheim, in seinen Gedanken zum Volkstrauertag. Der Gedenktag ist für ihn vor allem aus Respekt vor den Verstorbenen wichtig. Laut Velten verändert sich die Sicht auf die Vergangenheit und die Gegenwart, wenn man sich mit dieser Thematik beschäftigt. Er bezeichnet den Volkstrauertag auch als „Tag der Hoffnung“, damit jetzige und folgende Generationen sich an Vergangenes erinnern und Frieden stiften. In der heutigen Zeit hätten alle Menschen den Auftrag, sich für Frieden einzusetzen. „Denn irgendwo ist immer Krieg“, so der Vorsitzende.
Auch Bürgermeister Dirk Westedt bezieht sich auf die Vergangenheit. Obwohl man oft gar nicht wisse, wer genau die Toten sind, die man an diesem Tag ehrt, wisse man, dass es vor allem eines ist: „Ein unnötiger Verlust von Menschenleben durch menschliche Gewalt.“ Weiter sagt der Bürgermeister: „Es ist die Aufgabe unserer Generationen, Frieden nicht als Pause zwischen Kriegen zu sehen, sondern als Dauerzustand.“ Die Thematik des Volkstrauertages bewegt weltweit Menschen. Es gibt kaum jemanden, der sich nicht Frieden wünscht, doch trotzdem kommen nur wenige ältere Hochheimer zu der Gedenkfeier. Viele junge Menschen wissen entweder gar nicht von der Existenz des Volkstrauertages oder verbinden ihn ausschließlich mit dem Gedenken der Toten der beiden Weltkriege und haben dadurch keinen Bezug zu ihm. Zudem gehören Themen wie Tod, Gewalt und Krieg mittlerweile zu ihrem Alltag, es begegnet ihnen sowohl in den Nachrichten als auch in den sozialen Medien.
Dirk Westedt meint, dass es viel von den Eltern abhängt, ob die Kinder an Veranstaltungen wie dem Volkstrauertag teilnehmen. „Es ist ein Phänomen der Zeit, dass man die allgemeinen Termine als selbstverständlich erachtet“, sagt der Bürgermeister. Man könne von jungen Menschen nicht erwarten, an einer Gedenkfeier für ihnen völlig unbekannte Menschen teilzunehmen, wenn sie schon nicht an solchen Ereignissen in ihrer eigenen Familie teilhaben, so Westedt.
Auch Clemens Velten spricht von einer schwierigen Situation: „Man müsste junge Menschen ansprechen, dass sie mitwirken, und zwar in ihrer Art.“ Dazu gehöre für ihn auch, dass sie selbst agieren und sich als Teil des Ganzen verstehen. Zudem sollte es die Möglichkeit geben, die Themen einzubringen, die sie gerade bewegen. „Weil junge Menschen denken anders als alte Menschen“, so der Vorsitzende des VdK-Ortsverbandes.