Pfarrer Christoph Müller zeigt eine Reproduktion eines Bildes von Prinzessin Maria Magdalena Benedicta. Sie ist in Massenheim gestorben und in der evangelischen Kirche begraben. Foto: Vollformat/Möllenberg
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MASSENHEIM - Ganze 7500 Objekte öffneten deutschlandweit am Sonntag anlässlich des „Tag des offenen Denkmals“ ihre Tore, darunter auch die evangelische Kirche im Hochheimer Stadtteil Massenheim. Laut Veranstalterangaben besuchen jährlich vier Millionen Besucher die teilnehmenden Orte und Gebäude, die seit dem Jahr 1993 am zweiten Sonntag des Septembers ihre Tore öffnen können. „Eine tolle Veranstaltung“, findet der Massenheimer Pfarrer Christoph Müller, „allerdings nur für Objekte, die dem Betrachter sonst verborgen bleiben.“ Das ist bei der evangelischen Kirche nicht der Fall; entsprechend weiß Müller auch die niedrigen Besucherzahlen in seiner Kirche einzuschätzen. „Sie entsprechen einem Gebäude, welches das ganze Jahr über geöffnet ist.“
Dennoch nimmt die Massenheimer Gemeinde Jahr für Jahr am Tag des Denkmals teil; auf die genaue Zahl kommt Müller nicht mehr. „Wir waren schon sehr oft dabei.“ Mit dem diesjährigen Thema „Macht und Pracht“ – die veranstaltende Deutsche Stiftung Denkmalschutz legt in jedem Jahr ein solches Motto fest – kann der Pfarrer dabei wenig anfangen. „Meiner Meinung nach passt das überhaupt nicht zur evangelischen Kirche“, erläutert er. Folglich entspricht die Präsentation des Denkmals jener aus den letzten Jahren; Diainstallationen und Schautafeln beleuchten die lange Geschichte der Kirche, einige historische Objekte wurden extra in der Kirche platziert. Zudem nimmt sich eine Massenheimer Bürgerin Zeit, beeindruckend detaillierte Informationen rund um die geschichtlichen Hintergründe auszuführen. „Das Konzept baut auf dem Gebäude an sich auf“, erläutert Müller die Entscheidung, das vorgegebene Motto nicht umzusetzen.
Das ist auch gar nicht nötig: Die evangelische Kirche Massenheim, im Jahr 909 erstmals urkundlich erwähnt, blickt auf eine lange und ereignisreiche Geschichte zurück. Im Jahr 1578 stürzte beispielsweise der Kirchturm ein, sodass das komplette Gebäude in Schuss und Asche lag. Der anschließende Neubau bestand lange Zeit aus zwei symmetrischen Teilen – sowohl die Grundfläche des Turms als auch die des Kirchenschiffs waren quadratisch angelegt. „Die Folge soll ein ganz besonderes Gemeinschaftsgefühl sein“, erläutert Müller. Im Jahr 1895 erhielt die Kirche eine der berühmten Walther-Orgeln (basierend auf dem gleichnamigen, deutschen Kappellmeister), im Jahr 1966 schließlich auch eine moderne Heizanlage. Während der Nachkriegszeit war zuvor beispielsweise mit Sägespänen geheizt worden, was „eine tolle Atmosphäre gewesen sein muss.“
All die spannenden Details kann der Besucher am Sonntag bei einem Rundgang durch die Kirche erfahren; das moderne Konzept mit mehreren Diainstallationen weiß zu überzeugen. Zudem ist die komplette Geschichte mit vielen historischen Fotografien – auch von der großen Außenrenovierung 2016 – ausführlich aufgearbeitet. Und eine Besonderheit steht am Tag des offenen Denkmals auch noch bereit: In der Mitte des Kirchenschiffs lehnt, neben der genau dort beerdigten Prinzessin Maria Magdalena Benedicta, ein endlich aufgefundenes Gemälde jener Berühmtheit. „Wir dachten lange, dass es ein solches Bild nicht existiert“, erläutert Müller den Fund auf dem Gelände des ehemaligen „Waltherischen Guts“. Maria Magdalena Benedicta, Tochter des im damaligen Anhalt-Köhten regierenden August Ludwig, lebte von 1779 bis 1783 im sogenannten Massenheimer „Schloss“ und ist noch heute als Persönlichkeit der Stadt berühmt.