Bis auf kriegstaugliche Waffen hat der Hochheimer Alexander von Renz alles, womit sich Militärgeschichte dokumentieren lässt.
Von Ulrich von Mengden
Der öffentlich bestellte Sachverständige Alexander von Renz aus Hochheim versteigert im Auktionshaus Worms eine umfangreiche Sammlung mit DDR-Erinnerungsstücken aus dem militärischen Bereich.
(Foto: Ulrich von Mengden)
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HOCHHEIM/MAIN - Wer mit Alexander von Renz ins Gespräch kommt, erhält zwangsläufig tiefe Einblicke in die große weite Welt der Menschen mit Sammelleidenschaft. Der Hochheimer, auch bekannt durch seine ehrenamtliche Tätigkeit für den Lions-Club Hochheim/Flörsheim, ist öffentlich bestellter und vereidigter Sachverständiger für militärische Antiquitäten. Außerdem ist er Auktionator für Militaria und führt im Auktionshaus Worms, wo er Geschäftspartner ist, viermal jährlich eine große Versteigerung durch.
Vor allem durch Nachlässe kommt er an militärische Devotionalien, die er in Kommission im großen Stil an eine wachsende weltweite Fangemeinde versteigert.
Kuriositäten sind auch dabei
Er hat sich auf militärische Gegenstände seit Beginn des 19. Jahrhunderts bis in die Neuzeit spezialisiert. Bis auf kriegstaugliche Waffen hat er ziemlich alles im Programm, womit sich Militärgeschichte dokumentieren lässt: Pickelhauben, Gedächtniskrüge, Orden, Uniformen, Auszeichnungen, Fahnen, Wimpel und einiges mehr.
Rund 24 000 Kunden weltweit hat er in seiner Kartei. 150 davon drängen sich jeweils im Auktionshaus in Worms-Pfeddersheim, wenn er die Gegenstände unter den Hammer bringt.
Von einem Berliner Sammler ist ihm jetzt eine ganz besondere Kollektion militärischer Artikel aus den Zeiten der DDR untergekommen. „Wir sind viermal nach Berlin gefahren und haben dort 200 Umzugskisten mit gesammeltem Material der ehemaligen Nationalen Volksarmee, der Volkspolizei oder weiterer öffentlicher Einrichtungen eingesammelt“, verweist er auf ungeheure Mengen, die der Sammelwütige bereits vor dem Mauerfall zusammengetragen hatte.
KONTAKT
Wer über Militaria verfügt, kann sie von Alexander von Renz begutachten und bewerten lassen. Kontakt unter 06146-601 7845 oder alexander@vonrenz.de. (uli)
Kuriositäten sind auch dabei. Beispielsweise eine Schachtel mit 2700 roten Anstecknelken aus Seide, die anlässlich der Kundgebungen zum 1. Mai vonnöten waren und vom „volkseigenen Betrieb“ (VEB) in Sebnitz hergestellt wurden. Oder 1200 Anstecknadel der Ost-CDU oder auch Christlich Demokratische Union Deutschlands genannt. Vor dem Mauerfall waren das begehrte und teuer zu erwerbende Stücke. Als sich die Grenzen öffneten und sich das Ende der DDR ab 1989 abzeichnete, kam es zu einem starken Preisverfall. Massenweise konnte man in den Ministerien oder den Behörden, Polizeidienststellen oder Armeebüros entsprechende Stücke ergattern.
Rund 25 000 Einzelobjekte, zusammengefasst in hundert Positionen, oder Lose, wie es in der Fachsprache heißt, bringt Alexander von Renz am 1. Dezember unter den Hammer.
Er hat die Ware in Kommission entgegengenommen und erzielt seinen Verdienst durch eine prozentuale Beteiligung an den Versteigerungserlösen.
Die DDR-Sammlung kommt ohne Mindestgebote unter den Hammer. Gespannt blickt von Renz darauf, wie der Markt die Preise für die einzelnen Stücke finden wird. Zu den Glanzstücken gehört etwa die frühere Uniform von Generalmajor Erich Peter, der auch stellvertretender Minister für die Nationale Verteidigung und Chef der Grenztruppen war. „Kleine Mottenlöcher am Revers“, informiert er die potenziellen Käufer über den Zustand der prominenten Militär-Kleidung aus der DDR, für die er mit einem Zuschlag bei rund 500 Euro rechnet.
Fahnen und Wimpel gibt es in großer Zahl und zur Versteigerung kommen auch die Hoheitszeichen der ,,kommunistischen Bruderstaaten“ aus der UdSSR, Nord-Vietnam oder Osteuropa. Besonders in China sind die DDR-Erinnerungsstücke begehrt, verrät Alexander von Renz, dass sich ostdeutsche Militärgeschichte bald auch anhand von Schaustücken im ganz fernen Osten nachzeichnen lassen wird.