HOCHHEIM - Der alte Hochheimer Bürgermeister ist auch der neue Bürgermeister: Mit einem Ergebnis von 54,22 Prozent der gültigen Wählerstimmen konnte Dirk Westedt (FDP, kandidierte als Unabhängiger) die Direktwahl für sich entscheiden. Gegenkandidat Jan Herfort (SPD) erzielte 45,78 Prozent – ein „sehr respektables Ergebnis“, zu dem er gratuliere, wie Wahlsieger Westedt in einer Online-Pressekonferenz über seinen Herausforderer sagte.
Der 56-Jährige Amtsinhaber, der der FDP angehört und die FDP-Kreistagsfraktion anführte, in Hochheim aber wie 2014 als Unabhängiger kandidierte, musste sich mit einem schlechteren Ergebnis als vor sieben Jahren zufriedengeben. Damals hatte Westedt in der Stichwahl (gegen Gerrit Hohmann, Grüne) noch 59,6 Prozent erreicht.
Westedt sprach nach dem aktuellen Wahlergebnis deshalb auch nicht von einem Amtsbonus, sondern davon, dass ein Bürgermeister immer für das verantwortlich gemacht werde, mit dem man unzufrieden sei. Und gerade in den vergangenen Jahren habe es schwierige Themen gegeben, wie die Flüchtlingskrise und jetzt die Corona-Krise. Als Bürgermeister sei er derjenige, der unangenehme Entscheidungen vertreten müsse.
Der 30-jährige Herausforderer Jan Herfort, der sich erst spät zu einer Kandidatur entschlossen hatte, zeigte sich „ziemlich zufrieden“ mit seinem Ergebnis. Sicherlich habe er einen Sieg angestrebt, aber der Wahlsieg Westedts sei doch recht knapp und zeige, „dass sich viele Bürger eine Veränderung wünschen“. Diese Erkenntnis wolle er Dirk Westedt gerne „mit auf den Weg geben“.
Herfort kündigte an, sich weiter – mit einer hoffentlich starken SPD-Fraktion – im Stadtparlament zu engagieren und sagte in Richtung des alten und neuen Bürgermeisters: „Ich denke, dass wir gut zusammenarbeiten können.“ Er sehe sich im Übrigen nicht als „Protestkandidat“, sondern als jemand, der „positiv für etwas Neues steht“. Ihm hätten aber wohl tatsächlich viele Wahlberechtigte ihre Stimme gegeben, weil sie mit den aktuellen Zuständen in Hochheim unzufrieden seien.
Er habe eher „das Gefühl, die Bürger wünschen sich keine Veränderungen“, sagte Wahlsieger Westedt – abgesehen vielleicht von besseren Busverbindungen. Der alte und neue Bürgermeister wies darauf hin, dass er in den vergangenen Jahren ja Stadtverordnetenbeschlüsse umgesetzt habe, und an der Mehrheitskooperation im Parlament sei die SPD beteiligt gewesen. Angesichts dessen werde man in den kommenden Jahren möglicherweise in der Stadtverordnetenversammlung etwas anders diskutieren müssen, so Westedt. „Ich freue mich auf vielleicht etwas kontroversere Diskussionen im Parlament“. Über die Frage, in welchem Maße die Corona-Bedingungen den Wahlausgang beeinflusst haben könnten, konnten beide Bewerber nur spekulieren. Er denke schon, dass seine Chancen noch besser gewesen wären, wenn Corona die persönlichen Begegnungen nicht unmöglich gemacht hätte und wenn es einen Straßenwahlkampf gegeben hätte, sagte Herfort. Auch Westedt verwies auf die fehlenden Begegnungen mit den Bürgern.
Der Bürgermeister ist für sechs Jahre gewählt. Dass seit der vergangenen Direktwahl sieben Jahre vergangen sind, liegt an der Corona-Krise. Der ursprünglich für Juni 2020 angesetzte Termin war wegen der Pandemie verschoben worden. Die Wahlbeteiligung lag diesmal mit 55,06 Prozent etwas höher als 2014 (51,7 Prozent).