Anwohner protestieren gegen geplantes Wohnungsprojekt in der Gartenstadt
Von Jens Etzelsberger
Lokalredaktion Main-Spitze
Nach links biegt der Akazienring in die Gartenstadt. Im Bereich vor der Straße, wo jetzt noch Feld ist, sollen vier Wohnhäuser mit 20 Wohnungen entstehen, gegen deren Bau sich die Anwohner wehren. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa
( Foto: Vollformat/Volker Dziemballa)
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MASSENHEIM - In der Gartenstadt hat sich Protest gegen den geplanten Bau von vier zweigeschossigen Häusern mit Platz für jeweils vier bis fünf Wohnungen, darunter auch Sozialwohnungen, formiert. In einem Schreiben von Ende Juni, das Bürgermeister Dirk Westedt Anfang September beantwortet hat, wenden sich die Bewohner der Gartenstadt mit einer Unterschriftenliste gegen das Vorhaben. In dem Schreiben an den Bürgermeister wird als Hauptgrund für den Widerstand gegen das Projekt, das von der Hochheimer Wohnungsbaugesellschaft auf einem rund 3000 Quadratmeter großen städtischen Grundstück im Akazienring realisiert werden soll, der Naturschutz ins Feld geführt. Die Natur sei der einzige wesentliche Vorteil der Gartenstadt, dem die Einschränkungen durch die Wickerer Mülldeponie entgegenstehen würden. Die Bewohner hätten nach wie vor Lärm- und Geruchsbelästigungen von der Deponie hinzunehmen sowie mit den klimatischen Auswirkungen der Gesamtfläche und der Höhe der Halden zu kämpfen, heißt es in dem Schreiben, dem eine Unterschriftenliste beilag, die die Mehrheit der Bewohner repräsentieren soll.
Fehlende Infrastruktur als Argument
Die fehlende Infrastruktur führen die Projektgegner als weiteres Argument für ihre ablehnende Haltung ins Feld. Außer einem Kaugummi- und Zigarettenautomaten könne den Bewohnern nur die Natur und die Sicht auf eine Deponiehalde geboten werden. Die nächsten Einkaufsmöglichkeiten in Massenheim, Hochheim und Delkenheim seien an Wochenenden mit öffentlichen Verkehrsmitteln gar nicht erreichbar. Bürgermeister Dirk Westedt wird in dem Schreiben abschließend aufgefordert, von dem Bauvorhaben Abstand zu nehmen, weil die Nähe zur Natur damit erheblich eingeschränkt werde und der Anfang der 1970er Jahre versprochene Ausgleich für die Belastungen durch die Mülldeponie nicht mehr gegeben seien.
In seinem Antwortschreiben, das Dirk Westedt auch an alle Bewohner der Gartenstadt verteilen ließ, macht der Bürgermeister darauf aufmerksam, dass die Beschlüsse zur möglichen Erweiterung der Gartenstadt nicht allein durch ihn, sondern im Wesentlichen durch die Gremien der Stadt gefasst worden seien. Der Massenheimer Ortsbeirat sei über die Beschlusslage stets informiert gewesen. Westedt erinnert auch daran, dass die Erschließung der Gartenstadt vor 50 Jahren mit dem Ziel preisgünstigen Wohnraums begonnen worden sei. Eine weitere Bebauung des Akazienrings auf der westlichen Seite werde von der Stadt Wiesbaden als Grundstückseigentümer nicht verfolgt, weshalb nur der vordere Teil der Straße mit dem Hochheimer Projekt bebaut werden soll. Nach jetzigen Planungen sollen, so Westedt, 16 Wohnungen in vier zweigeschossigen Gebäuden errichtet werden. Ob es sich dabei um reine Sozialwohnungen handelt, sei noch nicht abschließend entschieden. Nach Vorstellungen des regionalen Planungsverbandes müssten in Hochheim und Massenheim in den nächsten zehn Jahren rund 200 Wohnungen geschaffen werden. Die städtische Warteliste für Sozialwohnungen weise derzeit mehr als 200 Nachfragen aus. „Insofern ist eine generell ablehnende Haltung gegenüber dem sozialen Wohnungsbau kaum verständlich. Ich bitte Sie höflich darum, anderen Bürgerinnen und Bürgern das angenehme Wohnumfeld zu ermöglichen, das Sie selbst für sich in Anspruch nehmen“, schreibt Westedt in seinem Brief. Auch einen finanziellen Aspekt führt Westedt an. Sollte es zu einer Erneuerung des Akazienrings kommen, würden die Kosten im Falle des Wohnungsbaus auf mehrere Anlieger umgelegt.
PLANUNGEN
Vier Häuser in aufgelockerter Form sind geplant. Sie sollen zweigeschössig sein und senkrecht zur Straße stehen.
Hinter der Bushaltestelle soll ein Parkplatz mit Stellplätzen entstehen. Die Anordnung soll so erfolgen, dass der Platz auch für Bewohner der Gartenstadt genutzt werden kann.
Errichtet werden sollen die Gebäude durch die städtische Wohnungsbaugesellschaft, sodass die Stadt dauerhaft Einfluss auf die Vermietung hat.
Das Bebauungsplanverfahren muss noch durchgeführt werden, sodass eine bauliche Umsetzung nach Einschätzung der Stadt erst ab 2020 möglich ist.
Der Grünausgleich soll beim Baugebiet selbst erfolgen, wodurch umfangreiche Anpflanzungen erforderlich seien. (etz)
Das Projekt eines privaten Investors, der am Eingang des Akazienrings elf Reihenhäuser baut, hat nach Auskunft der Verwaltung noch zu keinen Protestnoten ans Rathaus geführt.