Pilotprjekt Ultranet sorgt für Verunsicherung

Große Stromtrassen sind bei Niedernhausen (hier auf dem Schäfersberg) und Bremthal jetzt schon ein Thema. Mit dem geplanten Ultranet gewinnt es neue Dimensionen. Archivfoto: wita/Udo Mallmann Foto:
BREMTHAL - „Die Energiewende ist ein wichtiges Thema und geht in die richtige Richtung. Aber man darf das Schutzgut Mensch nicht außer acht lassen“, erläutert Eppsteins Bürgermeister Alexander Simon. Mit seinem Niedernhausener Kollegen Joachim Reimann und Mitgliedern der Bürgerinitiative Niedernhausen/Eppstein sowie einer Vertreterin der frisch gegründeten Bürgerinitiative Idstein trifft er sich, um über das gemeinsame Vorgehen gegen das geplante Ultranet-Projekt zu beraten.
Das Pilotprojekt sorgt für Verunsicherung
Der Ort des Treffens ist gut gewählt, denn an der Kreuzung des Hessenrings mit dem Valterweg verlaufen in Bremthal zwei Stromtrassen nur wenige Meter von der Wohnbebauung entfernt. Diejenige, die von dem Unternehmen Amprion betrieben wird, soll in den kommenden Jahren für das Ultranet-Projekt ausgebaut werden, bei dem erstmals eine gemeinsame Hochspannungsübertragung von Gleich- und Wechselstrom erfolgen soll. „Das ist ein Experiment. Das hat man noch nie gemacht“, verdeutlicht Bruno Harwardt von der gemeinsamen Bürgerinitiative für Eppstein und Niedernhausen. Ein Pilotprojekt, das bei den rund 70 Mitgliedern für große Verunsicherung sorgt. Etwa, was mögliche Folgen für die Gesundheit der Menschen angeht, die in unmittelbarer Nähe einer solchen Trasse leben. „Eine Erprobung im Realbetrieb finden wir nicht so schön“, betont Niedernhausens Bürgermeister Joachim Reimann. Zwar ist eine mögliche Alternativroute westlich des Rheins in der Prüfung, doch sei die Gefahr groß, dass am Ende die hessischen Kommunen betroffen sein werden. Eine Erdverkabelung sei auf dieser Trasse nach dem Bundesbedarfsplangesetz nicht vorgesehen. Eine Verlagerung innerhalb des vorgesehenen Korridors würde für Niedernhausen nichts bringen, weil Teile der Bevölkerung auf jeden Fall betroffen wären. In Eppstein dagegen hat man eine alternative Routenführung erarbeitet, die einen größeren Abstand zu Bremthal und Niederjosbach bieten würde. Diese Alternative will man in die Fachplanung einbringen. Doch die Bürgerinitiative möchte auch für Niedernhausen eine Entlastung erreichen und schlägt vor, dass man sich Gedanken über eine alternative Trasse westlich der Bundesautobahn 3 macht.
Auf jeden Fall wollen Initiative und Kommunen ein Dokument vorbereiten, mit denen betroffene Bürgerinnen und Bürger ohne großen Aufwand ihre Einwände gegen das Projekt formulieren können. „Das ist ganz wichtig, denn wer sich während des Planfeststellungsverfahrens nicht meldet, kann später auch nicht klagen“, verdeutlicht Alexander Simon. Mehrere Kommunen wollen sich außerdem rechtlich beraten lassen. Fraglich ist etwa, ob die Stromtrassen Bestandsschutz genießen oder ob dieser entfällt, weil eine neue Technologie angewendet werden soll. Aus dem Idsteiner Land gehört auch die Gemeinde Hünstetten zu den Kommunen, die sich rechtlich beraten lassen wollen. Die Stadt Idstein hat Interesse bekundet.
KONTAKT
Das Ultranet-Projekt des Übertragungsnetzbetreibers Amprion soll von Osterath am Niederrhein bis ins badische Philippsburg führen. Neu ist daran, dass bei der rund 340 Kilometer langen Leitung erstmals Gleich- und Wechselstrom mit einer Spannung von 380 Kilovolt auf denselben Masten über- tragen werden (Hybridtechnologie). Das Bundesbedarfsplangesetz sieht auf dieser Strecke keine Erdverkabelung vor.
Wer Kontakt zur Bürgerinitiative Niedernhausen/Eppstein aufnehmen möchte, kann das unter folgenden Mail-Adressen tun: bi.niedernhausen.eppstein@web.de; www.netzausbau.amprion.net. (rik)
Wer Kontakt zur Bürgerinitiative Niedernhausen/Eppstein aufnehmen möchte, kann das unter folgenden Mail-Adressen tun: bi.niedernhausen.eppstein@web.de; www.netzausbau.amprion.net. (rik)