In der Burgvilla wird Geschichte lebendig. Foto: Vollformat/Volker Dziemballa
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EPPSTEIN - „Ich denke, die Außenführung machen wir beim nächsten Mal“, schlägt Bürgermeister Alexander Simon vor. Schließlich schüttet es beim Besuch der Burgvilla in Strömen. Die Mitglieder des Magistrats und zwei Mitarbeiterinnen der Verwaltung machen hier auf dem Weg zu einer Magistratssitzung im Kaisertempel Station. Im urigen Ambiente der fast 110 Jahre alten Burgvilla ist es schließlich auch bei Regen gemütlich. Das liegt sowohl an der aktuellen Gestaltung mit dunklen Holzvertäfelungen und bordeauxroten Tapeten, die mit den grünen Kacheln eines der zahlreichen Kamine korrespondieren. Das liegt aber auch an der ursprünglichen Einrichtung, zu der auch die Bemalung der Kaminabdeckung durch Konrad Eugen Schüssler gehört.
„Architekt Franz Burkhard hat beim Bau ganz viele Burg-Zitate verwendet und kleine Nischen, Türmchen und Zinnen geschaffen“, betont Stadtarchivarin Monika Rohde-Reith bei ihrer Führung durch das Erdgeschoss der Burgvilla, die schon durch ihre Natursteinmauern trutzig wirkt.
Der Frankfurter Architekt mit den Eppsteiner Wurzeln dürfte während des Baus der Villa oft in der Stadt gewesen sein. Schließlich habe er 1908 auch das Burgmuseum gegründet und in dieser Zeit Pläne für ein Villenviertel im Bereich der heutigen Rossert- und Mendelssohnstraße entworfen. Dessen Umsetzung sei damals jedoch am Widerstand des Gemeinderats gescheitert. Ebenso wie der Frankfurter Bankier Alfred von Neufville bei der benachbarten Villa Anna, ließ auch der Frankfurter Teppichhändler Max Bauer in seiner Burgvilla bunte Fenster mit Bleiverglasung einbauen. „Man hat damals die Zeichen des alten Adels aufgenommen“, erläutert Monika Rohde Reith, warum das den Bauherren so wichtig gewesen ist.
BERÜHMTHEITEN ZU GAST
Architekt Franz Burkhard gehört zu den Personen, die sich bereits im ersten von insgesamt sieben Besucherbüchern verewigt hat. Unter den rund 80 000 Einträgen lassen sich auch Victor Hugo, George Sand oder Alexander von Humboldt finden.
In der Ausstellung mit dem Titel Romantiker, Raketenbauer und eine Rennfahrerin werden die Berühmtheiten, die auf der Burg zu Gast gewesen sind, gewürdigt. Die Ausstellung wird am 21. Mai eröffnet und läuft bis zum 24. September im Burgmuseum. Informationen unter: www.burgvilla.de(rik)
Auch die Einrichtung eines Jagdzimmers und die historisierende Architektur des denkmalgeschützten Gebäudes seien darauf zurückzuführen. Doch habe Max Bauer weitere Spuren in der Stadt hinterlassen, weil er zu den Gründern der Eppsteiner Feuerwehr gehört hat, deren erster Wehrführer er auch war. Außerdem hat er die Marienglocke der katholischen Kirche St. Laurentius gestiftet. Noch bis vor vier Jahren ist die Burgvilla in Familienbesitz gewesen. Zu den Mietern, die bis dahin dort gelebt haben, hat auch Pit Gläser mit seiner Familie gehört. Für ihr jahrzehntelanges Engagement bei der denkmalgerechten Unterhaltung sind sie gemeinsam mit Max Bauers Urenkelin Ulrike Bader im Jahr 2005 mit dem hessischen Denkmalschutzpreis ausgezeichnet worden.