Fokko Doyen und Gerhard Meyke aus dem Idsteiner Land engagieren sich an erster Stelle im Verein „Cargo Human Care“ für kenianische Kinder.
IDSTEINER LAND/NAIROBI. Die aufgeregten Kinder müssen sich noch gedulden: Erst als alle Festredner zur offiziellen Eröffnung ihrer neuen Schule „Happy Child Education Center“ mitten in einem Slum in Nairobi ihre Reden gehalten haben, der Schlüssel übergeben und das symbolische Band durchschnitten ist, können die kleinen Kenianer in ihren nagelneuen Schuluniformen ihre Klassenräume in Besitz nehmen.
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Zwei wichtige CHC-Motoren leben im Idsteiner Land
Mittendrin im fröhlichen Gewusel genießen auch zwei Menschen aus dem Idsteiner Land die Schuleröffnung: Lufthansa Cargo-Flugkapitän Fokko Doyen aus Idstein und Gerhard Meyke aus Waldems. Sie sind der erste und zweite Vorsitzende der Lufthansa- Hilfsorganisation „Cargo Human Care“ (CHC) – und die unermüdlich antreibenden Motoren für die Umsetzung sozialer Projekte in Kenia.
„Als wir CHC vor zehn Jahren gegründet haben, hätte ich im Leben nicht geglaubt, dass wir dorthin kommen, wo wir heute stehen: 560 Mitglieder, 220 Kinder und Jugendliche im Patenprogramm, jeden Monat 2000 Behandlungen in unserem eigenen Medical Centre und ein Jahr für Jahr steigendes Spendenaufkommen“, freut sich Doyen.
Das neue Schulhaus für etwa 100 Kinder in drei Klassenräumen mit Schulspeisung kostet 160 000 Euro, wird durch Spenden finanziert und steht auf einem Grundstück der anglikanischen Kirche Kenias. Unweit der Wellblechbaracke im Slum, in der Kinder früher unter für europäische Verhältnisse untragbaren Umständen unterrichtet wurden, ragt die neue Schule aus Stein fast wie eine Kathedrale heraus. Ein Haus, das von außen fast wie eine Festung wirkt: geschützt hinter hohen Mauern und Stacheldraht – so wie viele andere Häuser in Kenia. In Afrika gehen die Uhren eben anders.
Das System ist einfach: Die Klein- und Grundschulkinder lernen in der neuen Schule nicht nur Rechnen oder Schreiben, sondern auch das soziale Zusammenleben. Besonders wichtig: Sie erhalten Essen und Trinken, eine warme Mahlzeit inklusive – in den Slums von Nairobi ein wahrer Luxus. Dafür bezahlen die Eltern ein kleines Schulgeld. Wer zu arm dafür ist, zahlt nichts, hilft aber ehrenamtlich in der Schule mit.
„Wir versuchen, unsere Hilfsprojekte sehr nachhaltig umzusetzen. Es ist schließlich nicht damit getan, eine Schule, ein medizinisches Zentrum oder ein Wohnheim hinzustellen und sich danach nicht mehr darum zu kümmern“, schildert Meyke.
Er kümmerte sich nicht nur um den Bauablauf, sondern fliegt für CHC regelmäßig nach Kenia, um den Zustand der durch CHC umgesetzten sozialen Einrichtungen zu überprüfen.
„Im Januar 2018 erfolgte der erste Spatenstich für diese Schule, vor Weihnachten war sie fertig. Diese Einweihung verzögerte sich nur durch die Regenzeit“, erklärt Meyke. Zur offiziellen Einweihung des Gebäudes mit einer symbolischen Schlüsselüberreichung an Timothy Ranji, Bischof von Nairobi (in Kenia sind etwa 70 Prozent der Menschen christlichen Glaubens), sind viele Vertreter der Kirche, der Lufthansa, aus Wirtschaft und Politik gekommen.
„Abschluss eines tollen sozialen Projekts“
„Aber unsere wichtigsten Gäste sind die bisher 60 Kinder und Lehrer für diese Schule. Das ist heute der Abschluss eines tollen Projekts. Ohne Partnerschaft mit der anglikanischen Kirche Kenias wäre es nicht umsetzbar gewesen“, weiß Doyen. Und er kennt bereits das neue Ziel einer CHC-Spendensammlung – ausglöst durch den Wunsch der Lehrer: in zehn Jahren das Gebäude möglicherweise durch eine weitere Etage aufzustocken, damit auch ältere Kinder dort Bildung erhalten.
„Das ist genau der Ansatzpunkt bei CHC: Durch unsere sozialen Projekte wollen wir den Kindern, Jugendlichen und jungen Menschen die Bildung verschaffen, damit sie danach eine Berufsausbildung absolvieren – und die Slums verlassen können“, unterstreicht Meyke.