Die fünf Teilnehmer des Fernsehduells der Klasse 10a an der Gesamtschule in Hahn schenken sich nichts. Dafür sorgt das Publikum mit seinen Fragen und Lehrerin Bettina Heintz,...
TAUNUSSTEIN. Die fünf Teilnehmer des Fernsehduells der Klasse 10a an der Gesamtschule in Hahn schenken sich nichts. Dafür sorgt das Publikum mit seinen Fragen und Lehrerin Bettina Heintz, die die Diskussionsrunde so leitet, wie man es sich bei so mancher Talkrunde im richtigen Fernsehen wünschen würde. Auf Fragen werden klare Antworten verlangt, Ausflüchte werden nicht akzeptiert. Es herrscht Wahlfieber an der Gesamtschule, dort finden in der kommenden Woche die Juniorwahlen statt.
Bildergalerie
Die Wahlurne ist verschlossen und verplompt
Dabei geht es zu wie bei der richtigen Bundestagswahl am 24. September. Die rund 360 Schülerinnen und Schüler der Klassen 8 bis 10 bekommen eine Wahlbenachrichtigung, gehen zur Stimmabgabe in ein Wahllokal, füllen ihren Stimmzettel in einer Wahlkabine aus und werfen ihn anschließend in eine verplompte Wahlurne. Alles überwacht von einem Wahlvorstand.
Damit wolle man den jungen Menschen die Chancen einer demokratischen Wahl vermitteln, sagt Heintz, ihnen das System der Wahl mit Erst- und Zweitstimme begreiflich machen. Das geschieht im Unterricht vor der Juniorwahl. In der 10a hatten alle Schüler die Aufgabe, eine eigene Partei zu gründen und dafür ein Wahlprogramm zu schreiben. In einem TV-Duell prallten dann die Ansichten der Kontrahenten aufeinander. Die Umwelt- und Energiepolitik war ebenso ein heiß diskutiertes Thema wie die Forderung nach einer Krankenkasse für alle oder der bei den jungen Leuten umstrittene Einsatz der Bundeswehr bei einem Terroranschlag im Land. Fragen, die so ausgiebig diskutiert wurden, dass am nächsten Tag ein zweites „Fernsehduell“ angesetzt wurde, um kein Thema zu vergessen.
Zwei Tage nach der Bundestagswahl 18
Derweil sind die Juniorwahlen am Gymnasium in Taunusstein schon angelaufen. Jedoch mit wenigen Minuten Verspätung, da die Schülerinnen und Schüler des zwölften Jahrgangs erst einmal auf den Wahlvorstand warten mussten, Mitschüler aus der 9. Klasse. Die hatten zuvor schon im Raum der Schülervertretung sechs Wahlkabinen aufgebaut und die Wahlurne bereitgestellt. Der 13-jährigen Anne oblag es, die Wahlbenachrichtigungen entgegenzunehmen und die Stimmzettel auszuteilen.
Sie habe ihre Kreuzchen gemacht, freue sich aber schon auf die nächste Bundestagswahl, sagt Henriette (17). Sie hat insofern Pech, dass sie zwei Tage nach der Bundestagswahl 18 wird, in diesem Jahr also noch nicht wählen darf.
Anders ihr Klassenkamerad Jens, der schon 18 Jahre alt ist. Seine Wahl am 24. September stehe ziemlich sicher fest, sagt er, auch wenn das TV-Duell seine Entscheidung noch einmal ins Wanken gebracht habe. Fabienne (17) findet die Juniorwahl gut, weil ihr damit das nicht unkomplizierte Wahlrecht klar geworden sei und sie sich mit ihren Eltern immer wieder über die Parteien und ihre Programme unterhalten habe. Sie würde sich wünschen, dass die Bürger auch den Bundeskanzler direkt wählen könnten.
Anne (13), Mick (14) und Niklas (16) vom Wahlvorstand der Juniorwahl haben ihre Aufgabe gut hinter sich gebracht – trotz anfänglicher Nervosität, wie die Jungs zugeben. Sie sei noch nie in einem Wahllokal gewesen, habe jetzt ganz neue Eindrücke erhalten, stellt Anne fest.
Genau das sei das Ziel der Juniorwahl, sind sich Lehrerin Manuela Tümmler und ihr Kollege Jan-Philipp Gürtler einig. Bis nächsten Donnerstag werden über 700 Schülerinnen und Schüler am Taunussteiner Gymnasium noch daran teilnehmen. Am Freitag werden die Wahlurnen dann geleert, die Wahlzettel ausgezählt und das Ergebnis nach Berlin gemeldet. Veröffentlicht werden dürfen die Ergebnisse der Juniorwahl erst am Wahlsonntag um 18 Uhr, wenn die richtigen Wahllokale geschlossen haben.
Von Mathias Gubo