Rundgang durch die Ausstellung im Kunsthaus in Niederlibbach

Irene Haas vor einem großformatigem Bild von Katrin Kampmann. Foto: RMB/Wolfgang Kühner

Die Ausstellung im Kunsthaus in Niederlibbach zeigt Werke von Schülern des Künstlers Karl-Horst Hödicke. Bis zum 17. März 2019 sind die Arbeiten dort noch zu sehen.

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NIEDERLIBBACH. Wie erhellend ein Rundgang mit der Sammlerin oder dem Sammler durch die aktuelle Ausstellung des Kunsthauses Taunusstein sein kann, zeigt das Beispiel von Reinhard Pods. Wie alle ausgestellten Kunstschaffenden hat er einst in Berlin zu den Studenten von Karl-Horst Hödicke gehört. Sehr viel Literatur findet sich im Internet aber nicht über den 67-Jährigen. Irene Haas und Ulrich van Gemmern jedoch hatten die Gelegenheit, ihn in Berlin-Kladow zu besuchen.

Ausstellung zeigt Arbeiten von Schülern der Hödicke-Klasse

„Pods hat uns erzählt, wie er eines frühen Abends im Herbst auf seinem Grundstück an der Havel saß und in die Weite blickte und so verzaubert war von diesem Licht, dieser Landschaft, dieser Innerlichkeit, dass er dieses Bild gemalt hat“, weiß Irene Haas über das im Jahr 2006 entstandene Werk „Licht Havel“ zu berichten. Dem Sammlerehepaar sei in ganzer Konsequenz gar nicht bewusst gewesen, dass Arbeiten von gleich vier ehemaligen Studierenden von Karl-Horst Hödicke, einem der Pioniere der Neuen Figuration, in ihrer Sammlung vertreten sind. Die Kuratorinnen der Schau, die Wiesbadener Galeristinnen Elvira Mann-Winter und Christine Rother-Ulrich, haben das Thema herausgearbeitet und um andere Arbeiten sowie Werke zweier weiterer ehemaliger Schüler Hödickes ergänzt.

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Wie einst im Atelier an der Berliner Universität der Künste sind im Untergeschoss des Kunsthauses in Niederlibbach Arbeiten von Katrin Kampmann und Jan Muche vereint. Er löst sich vordergründig von der Figuration, gestaltet mit geometrischen Formen aber Landschaften, die an Hausfassaden oder Industriehallen erinnern. Bei ihr kann man in leuchtenden Farbwelten auf Entdeckungstour gehen. Etwa in dem im vergangenen Jahr entstandenen Werk mit dem Titel „Der Schlaf der Vernunft gebiert Ungeheuer“. Umso mehr man sich damit auseinandersetzt, um so mehr Fledermäuse oder Eulenvögel entdeckt man darin.

Eine andere Arbeit, die die Künstlerin dem Sammlerpaar als Dauerleihgabe überlassen hat, ist kurz nach Abschluss ihres Studiums entstanden und heißt „Ich schreite aus“. Neben einer jungen Frau ist darauf ein prachtvoller Pfau zu sehen. „Ich denke, sie macht sich frei von ihrem Lehrer und drückt damit aus, dass sie sich als Künstlerin spreizen muss, wie ein Pfau“, kommentiert Irene Haas. Sie betont jedoch, dass es sich bei vielen Erläuterungen, die sie den 18 Teilnehmern gibt, um eigene Interpretationen handele, die nicht mit den Künstlern abgesprochen seien.

Mitglied einer anderen Generation Studierender ist Helmut Middendorf. Die ausgestellten Arbeiten sind jedoch erst nach der Zeit der jungen Wilden entstanden. „Den Flaneur hatten wir für ein Büro geliehen und wollten ihn nicht wieder zurückgeben“, erläutert Haas, wie die kubistische Figur vor kontrastreichem Hintergrund in die Sammlung gekommen ist. Stark vertreten ist darin Ina Lindemann, die ihren Seelenzustand in den gezeigten Bildern glaubwürdig froh präsentiert. Mal sind Rot, Weiß, Schwarz und Olivgrün zu einem wahren Farbgemetzel verbunden. Der Schriftzug „Bar jeder Vernunft“ lässt darauf schließen, dass sie sich hier vielleicht tatsächlich mit Krieg und Gewalt auseinandersetzt. Noch nicht zur Sammlung gehören die atmosphärischen Arbeiten von Renata Tumarova. „Mein Mann ist ganz begeistert“, berichtet Irene Haas. Gut möglich also, dass bald ein weiteres neoexpressives Werk dazugehört.