Am Gymnasium Taunusstein hat am Montag anlässlich der Landtagswahl die Juniorwahl begonnen. Damit will die Schule eine Art Wahltradition begründen.
BLEIDENSTADT. Auftakt zur Juniorwahl am Gymnasium Taunusstein. Bis Ende der Woche werden rund 700 Schülerinnen und Schüler ab der Jahrgangsstufe 7 die Gelegenheit haben, einen Wahlzettel auszufüllen, wie er auch bei der Landtagswahl am 28. Oktober verwendet wird. Zwar zählt das Votum dafür nicht, doch die Ergebnisse werden sowohl für das Gymnasium selbst als auch für alle Schulen Hessens ausgewertet und können dann mit dem amtlichen Endergebnis der Landtagswahl verglichen werden.
In Bleidenstadt hat man von dieser Möglichkeit zum ersten Mal im vergangenen Jahr anlässlich der Bundestagswahl Gebrauch gemacht und dabei durchaus Unterschiede feststellen können. „Stärkste Partei waren die Grünen und die AfD ist knapp an der Fünf-Prozent-Hürde gescheitert“, berichtet Lehrerin Manuela Tümmler. Was in diesem Jahr bei der Juniorwahl am Gymnasium fehlt, ist der Wahlzettel zur Abstimmung über 15 mögliche Änderungen in der hessischen Verfassung. Das hätte man inhaltlich nicht ausreichend vorbereiten können, befindet die Lehrerin für Politik und Wirtschaft. Einzelne Aspekte wie das Verfassungsziel Nachhaltigkeit oder der Passus zu den Kinderrechten könnten aber im Nachgang im Unterricht behandelt werden. Auch ohne diese zusätzliche Abstimmung nehmen sich viele Schülerinnen und Schüler der Einführungsphase, die als erste das im Büro der Schülervertretung eingerichtete Wahllokal betreten, Zeit für ihre Entscheidung. Zum Glück stehen ihnen gleich vier Wahlkabinen zur Verfügung. Als Wahlhelfer fungieren an diesem Tag zwei Schüler aus dem Leistungskurs Politik und Wirtschaft der Qualifikationsphase eins (Q 1). Auch für sie gelten die gleichen Bedingungen wie beim Urnengang am Sonntag.
Jugendliche haben konkrete Vorstellungen
„Ich war überrascht, dass das so richtig ernst genommen wird. Dass man zum Beispiel die Namen auf der Liste mit dem Personal- oder Schülerausweis abgleichen muss“, berichtet der 17-jährige Ryan. Damit es korrekt zugeht, sind sie im Vorfeld genauso auf ihre Aufgabe vorbereitet worden, wie die Wahlberechtigten im Unterricht Informationen über die zentralen Inhalte einzelner Parteien erhalten haben. Zwei der Schüler haben außerdem im Internet die Möglichkeit genutzt, mit dem sogenannten Wahl-O-Mat ihre eigenen Standpunkte mit den Positionen der Parteien zu vergleichen. „Das war das gleiche Ergebnis wie im letzten Jahr. Damals war ich erleichtert, dass sich die Gerüchte nicht bestätigt haben und die AfD an unserer Schule nicht so viele Stimmen bekommen hat“, berichtet der 15-jährige Leo.
Ein Mitschüler würde sich auch selbst politisch engagieren, wenn er das Gefühl hätte, dass das etwas bewegen würde. „Es gibt aber zu viele dumme Menschen, die schlaue Gesetze verhindern“, findet der 15-jährige Julius. Ginge es nach ihm, würde es höhere Benzinpreise und Flugverbote geben. Eine Verbesserung der Digitalisierung der Schulen würde sich eine Mitschülerin für die kommende Legislaturperiode in Hessen wünschen. Die Möglichkeit, an der Juniorwahl teilzunehmen, finde sie ganz gut. „Es ist wichtig, seine Stimme abzugeben, um zu entscheiden, was in unserem Land passiert“, erklärt die 15-jährige Sara. Eine Haltung, die bei der gesamten Schülerschaft gefördert werden soll. „Wir wollen an der Schule eine Wahltradition beginnen“, betont Manuela Tümmler. Denn wenn die Jugendlichen in ihrer Schulzeit bereits an zwei bis drei Juniorwahlen teilgenommen hätten, könne man darauf hoffen, dass die Bereitschaft auch darüber hinaus bestehe.