Der Senioren-Kulturkries kann zufrieden sein. Beim Auftritt von Arcangelo im Bürgerhaus Hahn reichten die Stühle nicht. Die Besucher konnten sich über ein abwechslungsreiches...
HAHN. „Ich gehe davon aus, wenn Sie das nächste Mal zu uns kommen, müssen wir einen anderen Raum mieten“, freut sich Manfred Thomas, der Leiter des Senioren-Kulturkreises Taunusstein. Denn das vierte Neujahrskonzert des Wiesbadener Ensembles Arcangelo im Bürgerhaus Taunus lockt fast 150 Gäste in den Alten Saal, in dem maximal 120 Stühle aufgestellt werden dürfen. Und so genießt ein Teil des Publikums im Stehen das Programm der zwei Dutzend Musikerinnen und Musiker sowie ihrer singenden Gäste, das aus Walzer, Polka, Marschmusik aber auch Opernarien besteht.
Mal strahlend, mal ganz melancholisch
Wegen der größeren Bewegungsfreiheit hat das zum Teil auch Vorteile. Etwa bei der rhythmisch prägnanten, temperamentvoll mitreißenden Darbietung des „Herzegowina-Marsches“ von Julius Fucik. Die abwechslungsreiche Interpretation weist neben strahlenden Klangfarben auch melancholisch warme Partien auf. Andere Darbietungen verfügen jedoch über ein Klangspektrum, das ungewollte Zwischentöne aufweist. Filigran und fein ausgearbeitet hingegen der „Blumenwalzer“ aus Pjotr Iljitsch Tschaikowskys Ballett „Der Nussknacker“, bei dem die Streicherinnen und Streicher des Ensembles mit elastischem Klang überzeugen.
Sprunghaft-lebendig zupfen sie wiederum bei der berühmten „Pizzicato-Polka“ von Johann und Josef Strauss. Die dramatische Note bei der Interpretation des Zigeunerchores aus Giuseppe Verdis Oper „Il trovatore“ ist vor allem dem halben Dutzend Bläserinnen und Bläsern des Ensembles zu verdanken. Die Streichinstrumente sind dabei mit ihrem kraftvollen liedhaften Spiel dafür zuständig, dass das Chorwerk auch ohne Sängerinnen und Sänger sozusagen aus vollem Hals geschmettert wird. Lippen schweigen dagegen nicht beim Auftritt von Sopranistin Marina Friis und Tenor Peter Fuchs. Ihre Darbietung des Duetts aus Franz Lehárs Operette „Die lustige Witwe“ wird von Ensemble-Leiter Johannes Harbich auf der Violine begleitet, der jahrzehntelang als Geiger im Hessischen Staatsorchester Wiesbaden gespielt hat. Dabei beschränken sich die beiden nicht auf den Gesangsvortrag sondern gestalten die Szene darstellerisch und tanzen auf engstem Raum Walzer. Auch stimmlich harmonieren die Mainzer Ärztin und der Sänger aus Bad Schwalbach miteinander. Ihr glockiger Sopran kommt vor allem in den schwebenden Passagen gut zur Geltung. Sein Tenor ist sowohl geschmeidig-weich als auch hell und klar.
Erlös ist für neues Orchester gedacht
Am Ende werden alle Beteiligten mit lang anhaltendem Applaus gefeiert. Das lässt darauf hoffen, dass die Gäste beim Verlassen des Saals reichlich gespendet haben. Denn der Erlös ist für die Anschaffung von Noten für das gerade gegründete Orchesters des Senioren-Kulturkreises gedacht, das eine Woche vor dem Neujahrskonzert seine allererste Probe absolviert hat.