Irene Haas führt Besucher im Kunsthaus in Niederlibbach durch...
Es sind ganz persönliche Einblicke, die Sammlerin Irene Haas bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Taunusstein vermittelt. So erfahren die knapp 30...
NIEDERLIBBACH. Es sind ganz persönliche Einblicke, die Sammlerin Irene Haas bei einem Rundgang durch die aktuelle Ausstellung im Kunsthaus Taunusstein vermittelt. So erfahren die knapp 30 Gäste etwa, dass Kunstwerke, bei denen die Farbe Schwarz dominiert, vor allem ihren Mann Ulrich van Gemmern ansprechen. Das Titelstück der von Dorothee Baer-Bogenschütz kuratierten Ausstellung mit dem Titel „An den Orten dazwischen“, eine zweiteilige Arbeit von Hans-Hendrik Grimmling, habe sie jedoch selbst so sehr fasziniert, dass sie Eingang in die gemeinsame Sammlung gefunden hat.
„Je stärker die Farbe, je ruhiger muss die Form sein“
Dabei wird das Diptychon gerade von breit angelegten, schwarzen Strukturen dominiert, zwischen denen kleine Flächen in Orange, Beige und Rosa aufleuchten. Der Kontrast zwischen Schwarz und Pink bestimmt auch Jean Yves Kleins Bild mit dem Titel Raven. Als Mittler zwischen Diesseits und Jenseits geltend, ist das Porträt eines Raben natürlich prädestiniert für diese Ausstellung. Noch mehr gilt das allerdings für Till Augustins Schrein für das Nichts, der strategisch geschickt in der Mitte des Raums platziert ist. Durch Einkerbungen hat der Bildhauer bei dieser Arbeit einen Buntglaswürfel mit einem quadratischen Raster überzogen. Nähert man sich den einzelnen Flächen, so eröffnen sich verschiedenste Eindrücke aus dem Ausstellungsraum.
Eine Arbeit des Wiesbadener Künstlers Edgar Diehl wiederum besteht aus einer zweifach zu Stufen gefalteten Aluminiumplatte, die durch die Gestaltung mit Acrylfarbe in streng getrennten Farbfeldern rot, blau und orange leuchtet. „Der Künstler ist zu der Erkenntnis gekommen, dass je stärker die Farbe ist, je ruhiger die Form sein muss“, erläutert Irene Haas.
Auf der Rückseite derselben Ausstellungswand findet sich mit einer Arbeit mit dem Titel Weg am Rande des Lichts jedoch eine beeindruckende Gegenposition zu dieser These. Die koreanische Künstlerin SEO rahmt ihr Werk zwar mit poppig leuchtenden Quadern ein, die wie Endstücke von Leiterbahnen wirken. Im Zentrum jedoch sind nicht minder farbintensive, ausgesprochen detailreiche Darstellungen von Atollen, eines Herbstwalds oder einer Gebirgslandschaft zu bewundern. Das ist sogar noch poppiger als die Pop Art, die den Gästen im oberen Stockwerk präsentiert wird.
Als Leihgaben der Berliner Galerie Michael Schultz sind hier unter anderem vier Siebdruckserien von Andy Warhol zu sehen. Porträts von Marilyn Monroe blicken auf eine elfteilige Chronik rund um das Attentat auf John Fitzgerald Kennedy. Eine Arbeit mit Campbells Suppendosen hängt gegenüber einer von Warhols Serien zum Electric Chair. Bei dieser wird ganz besonders deutlich, wie ein und dasselbe Motiv durch seine Farbgebung geprägt sein kann. In Gelb eingefärbt weist der elektrische Stuhl aus dem Gefängnis Sing Sing eine geradezu ästhetische Klarheit auf.
Mit Farbstreifen in Rot und Orange überdeckt, erzeugt das gleiche Motiv eine abstrakte Anmutung von Blut und Gewalt. Verschwommen in Schwarz-Weiß strahlt es einen dokumentarischen Charakter wie aus der Frühzeit der Fotografie aus. Noch einmal auf den Kopf gestellt wird das ganze durch die Brechung in Adolf Luthers raffiniertem Doppelspiegel-Werk mit dem Titel Linse. „Das ist eine ganz besondere Arbeit. Auch innerhalb unserer Sammlung“, betont Irene Haas.