Flamenco im Kunsthaus: Gitarrenkonzert mit Ricardo Volkerts

Flamenco im Kunsthaus präsentierte Ricardo Volkerts am Samstag in Niederlibbach. Foto: RMB/Wolfgang Kühner  Foto: RMB/Wolfgang Kühner

(rik). Vor etwas mehr als einem Jahr haben Irene Haas und Ulrich van Gemmern ihr Kunsthaus in Niederlibbach eröffnet. Rund 2000 Gäste haben seitdem die Ausstellungen dort...

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NIEDERLIBBACH. (rik). Vor etwas mehr als einem Jahr haben Irene Haas und Ulrich van Gemmern ihr Kunsthaus in Niederlibbach eröffnet. Rund 2000 Gäste haben seitdem die Ausstellungen dort gesehen. Zum Geburtstag organisieren die beiden nun zum ersten Mal ein Konzert im Foyer des Hauses, das dabei eine Akustik offenbart, die für Gesang und Gitarrenspiel des Flamenco grandios geeignet ist.

Mehr als 60 Gäste nehmen zum Teil noch auf der Treppe bis ins Obergeschoss Platz, um an der Premiere teilhaben zu können. „Das ist auch für mich eine neue Erfahrung“, erläutert Solist Ricardo Volkerts nach dem ersten Stück. Denn nachdem seine Gitarre zwei Stunden in einem Raum aufbewahrt wurde, der für die Lagerung von Bildern gedacht ist und damit sehr wenig Luftfeuchtigkeit aufweist, verstimmt sie sich während des Spiels. Eine Situation, mit der der 54-Jährige jedoch souverän umgeht, indem er zunächst mitten im Vortrag kommentarlos zu stimmen beginnt und seine Eigenkomposition dann fortsetzt.

Als letzte Zugabe dann noch eine Rumba

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Meisterhaft ist nicht nur das Gitarrenspiel von Ricardo Volkerts, das das Publikum mal durch geradezu akrobatische Sprünge der Finger über die Saiten hinweg begeistert, mal den Corpus des Instruments perkussiv mit einbezieht oder durch die virtuose Behandlung der Saiten einen zweistimmigen Klang erzeugt. Nicht minder berührend sind die stimmlichen Darbietungen des Solisten, der über eine klare und geschmeidige Singstimme sowie über eine sonore Sprechstimme verfügt. Immer wieder rezitiert er Passagen aus den von ihm vertonten Gedichten zunächst in deutscher Sprache, um einen besseren Eindruck von den Inhalten zu vermitteln.

Die Lyrik von Pablo Neruda, Federico García Lorca oder Juan Ramón Jimenéz bietet er deshalb so authentisch in der Originalsprache dar, weil die andalusische Stadt Almeria seit seinem fünften Lebensjahr seine zweite Heimat ist. Nachdem er als Liedermacher zunächst deutsche Lyrik vertont hat, ist er über den Gitarrenunterricht in der vom Flamenco geprägten Region schließlich dazu gekommen, sich in seinen Kompositionen mit spanischsprachiger Lyrik auseinanderzusetzen.

Gänsehaut kommt auf, wenn Ricardo Volkerts sein Stück zu einem Gedicht aus Rafael Albertis Publikation „Seemann an Land“ (Marinero en Tierra) präsentiert. Als Grundlage hat er eine Sevillana gewählt, die für andalusische Volkstänze typisch ist. Schäumend wie das Meer brodeln dabei seine rasanten Läufe. Da bei dem vertonten Werk jedoch ein Begräbnis thematisiert wird, ist seine Sevillana nicht ganz so beschwingt wie aus der spanischen Musiktradition gewohnt. Stattdessen ist sie von einer berührenden, bitter-süßen Stimmung geprägt.

Eine selbst geschriebene Rumba, die er als letzte Zugabe spielt, ist derart mitreißend, dass das Publikum den Ausnahme-Künstler für seine packende Darbietung noch einmal begeistert feiert.