Rüdesheim darf sich jetzt „Tourismusort“ nennen

Der Niederwald mit dem Tempel und dem schönen Blick auf Rüdesheim und das Rheintal ist einer der vielen Gründe, warum Rüdesheim sich jetzt Tourismusort nennen darf.Archivfoto: RMB/Heinz Margielsky  Foto:
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Rüdesheim darf sich jetzt Tourismusort schimpfen, wie es Bürgermeister Volker Mosler (CDU) bei der Übergabe der Urkunde flapsig formulierte. Die Urkunde, die Horst Wenzel...

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RÜDESHEIM. Rüdesheim darf sich jetzt Tourismusort schimpfen, wie es Bürgermeister Volker Mosler (CDU) bei der Übergabe der Urkunde flapsig formulierte. Die Urkunde, die Horst Wenzel – beim Regierungspräsidium (RP) Kassel für die Kur- und Tourismusorte zuständig – in Vertretung des verhinderten Wirtschaftsministers Tarek Al-Wazir – im Rüdesheimer Rathaus überreichte, muss allerdings noch mal neu geschrieben werden, fehlte doch hinter Rüdesheim der offizielle Namenszusatz „am Rhein“. Im maßgeblichen Bescheid des RP, den Wenzel ebenfalls mitgebracht hatte, war dagegen alles richtig.

Rüdesheim als zweite Stadt in Hessen anerkannt

Rüdesheim ist nach Frankfurt die zweite Stadt in Hessen, die das Prädikat „Tourismusort“ verliehen bekommt. Die Stadt Schotten folgt nächste Woche. Mossautal im Odenwald hat die Anerkennung beantragt, so Wenzel. Das Prädikat ist die Voraussetzung dafür, ähnlich einer Kurtaxe Tourismusbeiträge von den Gästen erheben zu können, um die Einnahmen zweckgebunden wieder in die touristische Infrastruktur und das touristische Marketing zu investieren. Allerdings kann der Beitrag bislang nur für Übernachtungen und die Benutzung von Fahrgeschäften, Museen und anderen kulturellen Einrichtungen erhoben werden. Die Gastronomie, der touristische Fachhandel, aber auch alle anderen Gewerbetreibenden, die vom Tourismus mehr oder weniger profitieren, sind außen vor. In anderen Bundesländern gibt es die Möglichkeit, sie über eine Umsatzumlage ebenfalls ins Boot zu holen.

Anders als in anderen Bundesländern, die schon länger neben Heil- und Kurorten auch Tourismusorte auszeichnen, ist dies in Hessen erst seit dem vergangenen Jahr möglich. Auf Antrag der GfR wurde das Prädikat im Juni 2017 beantragt. Dass Rüdesheim alle Voraussetzungen für einen Tourismusort erfüllt, daran habe es in Rüdesheim nie Zweifel gegeben, so Mosler. Dennoch musste das „touristische Schwergewicht“ – wie Wenzel die Stadt nennt, die knapp 400 000 Übernachtungen und mehr als eine Million Tagesgäste jährlich zu verzeichnen hat, 600 000 Fahrgäste in der Seilbahn befördert, in der jedes Jahr 2200 Hotelschiffe anlegen und die einen touristischen Umsatz von rund 75 Millionen Euro macht – das übliche Anerkennungsverfahren durchlaufen.

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So war der Nachweis zu erbringen, dass Rüdesheim in der Regel mindestens doppelt so viele Gästeübernachtungen wie Einwohner hat. Ein Kriterium, das jeder Tourismusort zu erfüllen hat. Außerdem muss er wenigstens ein weiteres erfüllen. Entweder in einer landschaftlich bevorzugten Lage liegen oder bedeutende kulturelle Einrichtungen, internationale Veranstaltungen oder sonstige Freizeiteinrichtungen von überörtlicher Bedeutung haben oder geeignete Angebote für Naherholung wie Ausflugsmöglichkeiten, Rad- und Wanderwege, ein vielfältiges gastronomisches Angebot.

Rüdesheim erfülle alle vier Voraussetzungen, so Wenzel. Das sah nach einer Ortsbesichtigung auch der Hessische Fachausschuss für Kur-, Erholungs- und Tourismusorte so, der beim RP in Kassel angesiedelt und für die Erstanerkennung des Prädikats zuständig ist. Der Empfehlung des Ausschusses, Rüdesheim anzuerkennen, folgte schließlich auch das Ministerium, das abschließend über die Anträge entscheidet.

Der erste Schritt sei gemacht, erklärte Mosler. Der zweite folge am Donnerstag mit der konstituierenden Sitzung des Tourismusbeirats, der eine Satzung zur Erhebung von Tourismusbeiträgen erarbeiten soll, die Rüdesheim ab 2019 einführen will.

Rolf Wölfert, Vorstand der Rüdesheim Tourist AG, freute sich, dass es nun die Chance gebe, dass Rüdesheim noch mehr Geld zielgerichtet in den Tourismus stecke. Davon, betonte auch Wenzel, profitierten alle, die Gäste, die Gewerbetreibenden, aber auch die Rüdesheimer. Geht es nach Wölfert, dann ist Rüdesheim nur der Anfang und alle anderen Kommunen im Rheingau ziehen nach. „Doppelt so viele Übernachtungen wie Einwohner haben alle, die landschaftlich reizvolle Lage auch.“