Kulturtechnik: In Rüdesheim lernen Interessierte,...

Beim Trockenmauerbau ist viel Handarbeit gefragt. Dank des großen Interesses am Seminar gab es in dieser Hinsicht keine Engpässe. Foto: Thorsten Stötzer  Foto: Thorsten Stötzer

Ein Fahrer bringt in einer Baggerschaufel helle Steine heran, doch sonst herrscht Handarbeit vor beim Bau von Trockenmauern. Die hinterlässt Staubspuren an den Cargo-Hosen von...

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RÜDESHEIM. Ein Fahrer bringt in einer Baggerschaufel helle Steine heran, doch sonst herrscht Handarbeit vor beim Bau von Trockenmauern. Die hinterlässt Staubspuren an den Cargo-Hosen von 25 Teilnehmern. Mit konzentrierter Stille gehen alle zu Werke, am lautesten ist das Klacken zu hören, wenn Steine aufeinanderstoßen in den steilen Weinbergen zwischen Rüdesheim und Assmannshausen. Der Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal bietet zum dritten Mal ein solches Seminar an, diesmal sind die Forstverwaltung und die Gartenbaufirma Kress aus Rüdesheim die Kooperationspartner. Nach Braubach und Trechtingshausen ist nun erstmals der Rheingau Schauplatz eines Lehrgangs.

Mehr als doppelt so viele Leute wollten mitmachen

Das Interesse ist hoch: Mehr als doppelt so viele Leute, als Plätze vorhanden sind, wollten mitmachen. Winzer, Jäger, Gartenbesitzer und andere Bürger sind dabei. „Wir wollen Multiplikatoren ausbilden“, erzählt Nico Melchior vom Zweckverband, der sich außerdem wünscht, dass das Thema Trockenmauern im Bewusstsein bleibt. Schließlich prägen die seit Jahrhunderten die Kulturlandschaft mit. Bei den Teilnehmenden reicht das Einzugsgebiet über den Rheingau hinaus, die Motivationen sind vielfältig.

Sibylle Haas bewirtschaftet nahe der Loreley selbst Wingerte im Nebenerwerb. „Bei uns ist eine dreieinhalb Meter hohe Mauer eingebrochen“, berichtet sie. Um das Know-how für die Sanierung zu erwerben, hat Haas bereits sieben Kurse besucht. „Man nimmt jedes Mal etwas anderes mit. Sei es, dass es andere Steine sind, oder dass die Hangneigung unterschiedlich ist“, schildert sie ihre Erfahrungen.

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Friederike Bonn aus Bornich hat eine Ausbildung als „Naturerlebnis-Begleiterin“ absolviert und erweitert jetzt ihr Wissen. Zudem werde die heimische Gartenmauer „langsam marode“. Günter Nauheimer aus Klingelbach bei Katzenelnbogen plant eine Kräuterspirale für seinen eigenen Garten. Doch „die Spezialisten sterben aus“, daher will er selbst lernen, wie sich aus Steinen so eine Anlage schaffen lässt.

Taunusquarzit kommt vom linken Rheinufer

Derweil arbeiten die Seminaristen weiter in den Rheinhängen zwischen den Weinberglagen Frankenthal und Berg Kaisersteinfels. Eine „satte Auflage“ ist erwünscht beim Mauerbau, deswegen sollten die Steine flach und großflächig sein, erklärt Gerhard Kress von der Gartenbaufirma.

„Bindersteine“ seien nötig, um für Halt zu sorgen in der Mauer, die aus bis zu drei Schichten hintereinander besteht. Der Taunusquarzit stammte früher oft aus kleinen Steinbrüchen in der Umgebung, heute kommt er vom linken Rheinufer. Die alte Technik wird wieder geschätzt, etwa wenn im Rahmen von Flurbereinigungen Mauern errichtet werden. Dazu dienen Trockenmauern dem Natur- und Tierschutz. Förster Martin Schlimmermann weist auf Mauereidechsen, Zippammer und Zaunammer hin, die als Vögel von der Mauer profitieren. Das sei ein Grund, weshalb das Regierungspräsidium solche Projekte fördere.