Flötenwandertage in Oestrich-Winkel mit über 10 000 Wanderern
Wer im Landkreis Nienburg in Niedersachsen wohnt, der muss in Rheingauer Weinbergen erst einmal die Ausblicke genießen. „Bei uns ist es ja eher flach“, sagt Meike Landau....
OESTRICH-WINKEL. Wer im Landkreis Nienburg in Niedersachsen wohnt, der muss in Rheingauer Weinbergen erst einmal die Ausblicke genießen. „Bei uns ist es ja eher flach“, sagt Meike Landau. Das „Wandererlebnis Flötenweg“ bietet nun neue Aussichten für die neunköpfige Gruppe, die sich einst zusammengefunden hatte, als die eigenen Kinder gemeinsam das Krabbeln übten.
Noch immer unternehmen die Mütter und Väter etwas gemeinsam. Sabine Thieleke hat die Flötenweg-Wandertage vor drei Jahren miterlebt und empfohlen. Auch Franken und Berliner geben sich zu erkennen, aus Norddeutschland soll ein ganzer Bus gekommen sein. Bürgermeister Michael Heil rechnet als Vorsitzender des Verkehrsvereins Oestrich-Winkel mit über 10 000 Wanderern.
Wandererlebnis statt Schlemmermeile
An zwei Tagen haben sie die Gelegenheit, in der Landschaft zwischen Hallgarten und dem Schloss Johannisberg unterwegs zu sein und an insgesamt 20 Winzerständen Station zu machen. Knapp zehn Kilometer Strecke sind dabei hin und zurück zu bewältigen. „Wir wollen es beim Wandererlebnis belassen und nicht zur Schlemmermeile werden“, sagt Heil über einen Beschluss des Vereinsvorstands.
Bei gestiegenem Interesse sollen die Weingüter als Standbetreiber zum Zuge kommen, die sich seit den Anfängen im Jahr 2003 engagieren. Heil verschweigt nicht, dass es einst „schwierige Zeiten“ gab und es nicht leicht fiel, Winzer zu motivieren, und das Wetter nicht mitspielte. „Wir haben viele Jahre gekämpft, jetzt hat es sich etabliert“, freut sich der Vereinsvorsitzende über die Entwicklung. Bei herrlichem Sonnenbrillen-Wetter, bei dem die Kronen der Weinmajestäten besonders schön funkeln, werden die beiden Flötenweg-Wandertage nahe Hallgartens am Stand des Weingutes Hemes eröffnet. Inhaber Heiko Hemes und seine Helfer haben alle Hände voll zu tun. Er wendet Riesling-Bratwürste auf dem Grill und beteuert wie seine Mitstreiter, dass die Sache einfach Spaß mache.
Eine gewisse Ausdauer werde mit einem Wachstum der Veranstaltung belohnt. Auch Heiko Hemes hat nicht die Jahre vergessen, in denen bei Schlechtwetter bloß zwei Stände offen hatten: „Da haben wir hier in Ski-Schuhen gestanden.“ Nun sind Laufschuhe und leichte Wanderstiefel gefragt bei den Besuchern. Vonseiten des Verkehrsvereins dankt Michael Heil den Organisatorinnen Ilse Sterzel und Bettina Schönleber.
Dann spielen Musiker in „Krachledernen“ der Kapelle namens „Blechgeschwader“ auf. Die Musik ist fast bis zu den nächsten Ständen hörbar. Überall wurden frisch gemähte Wingertsränder genutzt, um Bänke und Zelte aufzustellen und „Oestricher Lenchen“ oder „Winkeler Hasensprung“ auszuschenken. Das Weingut Hemes hat sogar an die Hunde gedacht: Über ihren Trinknäpfen steht halbtrocken, mild und trocken.