Ultranet: Landtagsabgeordnete Angela Dorn sieht in...

aus Ultranet im Idsteiner Land

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Bürgermeister Reimann überreicht Angela Dorn im Namen der Bürgerinitiative einen aus Teig gebackenen Strommast. Foto: BI  Foto: BI
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„Hier können Sie sehen, welcher Anblick sich unserem Bürgermeister jeden Tag beim Blick aus seinem Bürofenster bietet“, erklärt Rainer Wegner von der Bürgerinitiative...

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NIEDERNHAUSEN. „Hier können Sie sehen, welcher Anblick sich unserem Bürgermeister jeden Tag beim Blick aus seinem Bürofenster bietet“, erklärt Rainer Wegner von der Bürgerinitiative Niedernhausen-Eppstein (BI), Angela Dorn, der Landesvorsitzenden der Grünen in Hessen, die Wahl des Bürgerhauses in Niedernhausen als Treffpunkt. Deutlich ist die durch die Gemeinde verlaufende Stromtrasse zu sehen.

„Es ist schon etwas anderes, vor Ort zu sein“, gibt Dorn später zu. „Wir kennen natürlich den genauen Verlauf der Trasse aus unseren Unterlagen, wissen, durch welche Orte sie läuft. Am Ende bleibt das aber doch etwas abstrakt.“

Auswirkung elektrischer Feldstärke auf Anwohner

Nach den einleitenden Worten Wegners stellt Dirk Lorbach der Grünen-Politikerin die Problematik rund um die Ultranet-Planung der Firma Amprion dar und stellt ihr die Forderungen der BI vor. Beim geplanten Stromnetzausbau und der Umstellung auf Hybrid-Trassen solle eine menschenverträgliche Form gewählt werden. Leitmotiv sollen dabei die Vorgaben bei Neubau sein: Ein Mindestabstand von mindestens 400 Metern zu Siedlungen soll eingehalten werden – gerne auch durch Erdverkabelung. Ob dabei eine Erneuerung einem Neubau gleichgestellt werden könne, entscheide letztlich die Festlegung im noch nicht veröffentlichten Landesentwicklungsplan. Hintergrund für diese Forderung ist die Sorge, die Umwandlung der Hochspannungsleitung in eine Kombinationstrasse für 380 Kilovolt Wechselstrom und 760 Kilovolt Gleichstrom werde zu Belastungen führen, die bisher nicht untersucht seien. Zum einen sei nicht geklärt, welche Auswirkungen die elektrische Feldstärke auf die Anwohner hätte, zum anderen befürchte die BI eine Lärmbelästigung durch ein Surren der Leitungen. Darum fordere sie eine wissenschaftliche Untersuchung der Auswirkungen.

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Die Erklärung Dorns, ihres Wissens nach sei bereits festgehalten worden, dass die Strahlungen in einem nicht gesundheitsschädigenden Bereich liegen, tut das Publikum, das aus einem kleinen Kreis von Leitern und Vertretern der Bürgerinitiative der im Umkreis ebenfalls betroffenen Gebiete besteht, ab: Es gebe nur eine Untersuchung. Diese sei vom Vorhabenträger Amprion veranlasst worden, zudem nur theoretisch. Praktische Beispiele gebe es nicht, da es sich bei der Hybrid-Trasse um ein Pilotprojekt handele. „Wir fühlen uns wie Versuchskaninchen“, erklärt Lorbach.

Nach dessen Ausführungen stellt Dorn klar, dass sie Ultranet befürworte. „Ich bin für alternative Energien. Kohle- und Atomkraft sind auch nicht schön.“ Sie könne nicht für Amprion sprechen, wolle sie auch nicht. Doch solle Ultranet als Chance gesehen werden. Als Chance für eine Verschwenkung. „Da bin ich ganz bei Ihnen, und da unterstütze ich Sie auch.“ Eine komplette Erdverkabelung sei nach ihrem Wissensstand technisch gar nicht möglich.

Viele der Anwesenden fühlen sich von der Landespolitik im Stich gelassen, haben gar das Vertrauen verloren: „Machen Sie was, oder machen Sie nichts?“, will ein Gesprächsteilnehmer wissen. Bisher sei das Thema auf keiner Tagesordnung der Grünen gewesen, setzt ein anderer hinzu. Ein Kontakt zu Wirtschaftsminister Tarek Al-Wazir wird gefordert. Ob die Politik letztlich wirklich Einfluss auf ein Unternehmen habe, wird infrage gestellt. In anderen Gesprächen Festgehaltenes, auch in Berlin, sei in der Vergangenheit im Nachhinein im Sande verlaufen, erklärt Bürgermeister Joachim Reimann. Dass die Offenlegung der Planungen für die Ultranet-Leitung auf den 21. Juni und somit auf den Beginn der Sommerferien festgelegt wurde, wird als Schikane empfunden. „Letztendlich geht es darum, eine Lösung zu finden“, bringt Lor-bach die Runde wieder auf Kurs.

„Auch wenn ich nicht allen angeführten Punkten zustimme, werde ich Sie bei der Forderung nach einer Verschwenkung oder einer Teilerdverkabelung unterstützen“, erklärt Dorn. Einige Punkte müssten noch mal nachgeprüft werden. Zuletzt wird versöhnlich der überreichte gebackene Strommast gemeinsam verspeist.