Der Altersunterschied der beiden Bürgermeister beschäftigt Wähler in Lorch. Die Kandidaten selbst wollen davon jedoch nichts wissen.
LORCH. Oft droht bei einer Stichwahl die Beteiligung hinter der des ersten Durchgangs zurückzubleiben. Zumindest bei der Briefwahl ist das nicht der Fall in Lorch, wo am Sonntag endgültig über das Amt des Bürgermeisters entschieden werden soll. Die Marke von 725 Briefwählern sei bereits überschritten, und „es wird noch einiges gehen“, berichtet die Wahlleiterin Alexandra Berghäuser. Zum Vergleich: Am 26. Mai haben lediglich 637 Lorcher die Möglichkeit der Briefwahl genutzt.
Mehr Wähler im zweiten Durchgang
Mancher Bürger habe seine Unterlagen mit dem Hinweis beantragt, dass er am ersten Wahlgang noch nicht teilgenommen habe, schildert Berghäuser weiterhin. Alle Ergebnisse sollen am Sonntag, 16. Juni, ab 18 Uhr im Sitzungssaal des Rathauses präsentiert werden. Mit dabei sein wollen die Kandidaten, Amtsinhaber Jürgen Helbing von der CDU, und der unabhängige, von der FWG unterstützte Ivo Reßler.
Beide haben in der finalen Phase des Wahlkampfs einige Tage im Ausland verbracht. Helbings Reise in die französischen Partnergemeinden, auch begleitet von Gardemädchen, dürfte mutmaßlich unterhaltsamer gewesen sein als Reßlers beruflicher London-Aufenthalt. Nun sind beide wieder vor Ort und werden wohl bei den Kerben in Lorchhausen und in Wollmerschied erneut Präsenz zeigen.
„Ich hoffe auf eine hohe Wahlbeteiligung“, sagt Helbing. Beide Bewerber sind sich einig, dass die Mobilisierung der eigenen Anhänger wichtiger sei als der Kampf um die 183 Stimmen des ausgeschiedenen SPD-Kandidaten Georg Breitwieser. „Kontinuität für Lorch“ ist ein Schlagwort des amtierenden Rathauschefs. Es soll für Entschuldung bei gleichzeitigen Investitionen in die städtebauliche Entwicklung stehen. Ivo Reßler will sich nach wie vor unter die Leute mischen: „Ich bin gerne unterwegs“, beteuert er. „Das Feedback ist positiv“, erzählt er, wenngleich er beim Wisperfest ebenso mit Kritik konfrontiert worden sei. Aber er wolle deswegen seine Positionen behalten. Es sei ungebrochen ein hohes Interesse bei der Bevölkerung zu spüren, ihn persönlich kennenzulernen, schildert der 55-jährige Herausforderer.
Groß sind in Lorch die Erwartungen an die Bundesgartenschau 2029. Rund um dieses zentrale Thema komme es allerdings zu „unsachlichen und unschönen Dingen“, wie Helbing sagt. Gemeint ist, dass ihm als 68-Jähriger in Abrede gestellt werde, dass er zum Zeitpunkt der Buga noch Verantwortung tragen könne. „Ich fühle mich überhaupt nicht alt, mein Kopf ist in Ordnung“, hebt der Bürgermeister hervor.
Die Leute machten sich Gedanken wegen der Buga, bestätigt Reßler. Helbings Lebensjahre seien jedoch „nicht mein Thema“, er schneide den Punkt Altersunterschied von sich aus nicht an. Übereinstimmend mit Helbing hebt er hervor, dass die jetzt anstehende Wahlperiode im Jahr 2026 ende. Am Sonntag wird also ohnehin noch kein Buga-Bürgermeister bestimmt, aber „die Wahl ist offen, es wird ganz spannend“, ist sich Ivo Reßler sicher. Von einer „Richtungswahl“ spricht Jürgen Helbing.