Umstrittene Lichtleisten an der Lorcher Kirche werden...

Direkt auf den Sandstein waren die Lichtleisten montiert (siehe Foto). Jetzt werden sie abmontiert.Foto: Reinhold Ott  Foto: Reinhold Ott

Vor zehn Jahren gab es Proteste gegen die Verschandelung der Kirche St. Martin. Jetzt werden die Lichtleisten, die an den Strebepfeilern der Kirche befestigt wurden, zur...

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LORCH. Vor zehn Jahren gab es Proteste gegen die Verschandelung der Kirche St. Martin. Jetzt werden die Lichtleisten, die an den Strebepfeilern der Kirche befestigt wurden, zur Genugtuung einiger Lorcher wieder abmontiert. Die Rheinseite und die halbe Apsis werden wahrscheinlich Ende nächster Woche erstmals von Bodenleuchten angestrahlt. Außerdem wird die Turmspitze illuminiert.

Überlegungen, die umstrittene Beleuchtung durch eine andere zu ersetzen, gebe es schon seit einigen Jahren, erklärte Bürgermeister Jürgen Helbing (CDU). Gemeinsam mit dem Landesamt für Denkmalpflege, dem Bistum und der Kirchengemeinde habe die Stadt, die sich traditionell um die Kirchenbeleuchtung kümmert, mehrfach zusammengesessen. Das neue Beleuchtungskonzept hat die Beleuchtungsdesignerin Andrea Nusser erstellt. Sie hatte schon 2008 ein Angebot für ein Beleuchtungskonzept gemacht, dass der Süwag, die die Planung seinerzeit in Auftrag gegeben und bezahlt hatte, jedoch zu teuer gewesen sei, wie Nusser erklärt.

Neues Konzept seit Jahren im Gespräch

2014, als es Pläne gab, auch die Turmspitze zu beleuchten, habe die Syna, eine Tochter der Süwag, bei ihr angeklopft. Nusser lehnte ab. „Ich wollte mit dem Quatsch von unten nicht in Verbindung gebracht werden“, sagt sie. „Die Lichtleisten müssen runter“, da gab und gibt es für Andrea Nusser kein Vertun. Offenbar konnte sie überzeugen. Nusser bekam den Auftrag, die gesamte Illumination der Kirche neu zu gestaltet.

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Versuche mit verschiedenen Lampen folgten, um die optimale Beleuchtung der Turmspitze zu finden. Eine einzige, stärkere LED-Lampe wird nun alle acht Ecken anstrahlen. Das Kirchengebäude wird – zunächst nur von zwei Seiten – mittels Bodenstrahlern beleuchtet. Der Bauhof wird die vorbereitenden Arbeiten in den nächsten Tagen beginnen. Dann müssen noch die Leitungen verlegt werden. Von der alten Beleuchtung bleiben vorerst nur noch vier Standleuchten, die den Turm anstrahlen. Die Büsche, die Flecken auf das Mauerwerk projizieren, werden zurückgeschnitten. „Wenn das nichts hilft, werden die Leuchten abgeschaltet“, erklärt Nusser. Zur Stadtseite bleibt die Kirche vorerst unbeleuchtet. „Wir hoffen, dass wir Sponsoren finden, um in einem zweiten Schritt auch die beiden anderen Seiten beleuchten zu können“, so die Lichtdesignerin.

In Absprache mit der Denkmalpflege werden nach Auskunft Nussers die Halterungen, mit denen die Lichtleisten direkt am Sandstein befestigt wurden, abgesägt und die noch minimal herausragenden Stützen in Sandsteinfarbe beziehungsweise in der Farbe des gelben Putzes gestrichen. Dass die Lichtleisten direkt am Sandstein befestigt wurden, hatte die rund 80 Unterzeichner eines Protestaufrufs seinerzeit besonders erzürnt, neben dem Umstand, dass die Außenansicht der Kirche bei Tag total verunstaltet und die Kirche nachts wie eine Jahrmarktsbude beleuchtet sei. Auch das Bistum hatte stets betont, dass es keine Genehmigung für die Befestigung der Lichtinstallation gegeben habe, die in unzulässiger Weise in die Bausubstanz eingreife, während die Stadt auf eine Aktennotiz verwies, wonach das Bistum dem Beleuchtungskonzept zugestimmt habe. Aufgeklärt seien die Ungereimtheiten bis heute nicht, so Helbing, der die Lichtleisten, die das Land aus Welterbemitteln förderte, als damaligen Stand der Technik verteidigt. Es habe zudem immer wieder positive Rückmeldungen für die Beleuchtung insbesondere von Passagieren auf Schiffen aber auch von Zugreisenden gegeben. Helbing erinnerte auch daran, dass das Konzept seinerzeit von allen abgesegnet worden sei, auch von der Denkmalpflege und der Kirchengemeinde. Im Zweckverband Welterbe war man damals allerdings auch nicht glücklich, weil die Handlungsempfehlungen zur Illumination des Weltberbes ignoriert wurden. Das wird sich nun ändern und es kostet die Stadt Lorch keinen Cent zusätzlich, wie Helbing betont.