„Mein Baby“ nennt die Lorcher Weinfachfrau Carolin Weiler den Inhalt ihres Weinfasses. Im Rahmen des Filmprojekts „weinweiblich“ will sie bis einen trockenen Riesling zu erzeugen.
LORCH. Es gurgelt und gärt im Keller des Weinguts Weiler in Lorch. Im Dämmerlicht steht Carolin Weiler mit einem Plastikschlauch auf der Schulter auf dem feuchten Zementboden. Was nach der Brot- und Butter-Arbeit eines Winzers ausschaut, geschieht an diesem Tag in besonderem Rahmen, denn die 28-Jährige ist umgeben von einer Filmkamera und einem Mikrofon, das an einer langen Stange hängt.
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„weinweiblich“ heißt das Projekt, an dem die Rheingauer Weinprinzessin teilnimmt und das den Filmautor Christoph Koch von der Produktionsfirma „frames2art“ aus Wiesbaden mit seinem Mitgeschäftsführer Gunnar Swanson und Kameramann Marco Schulze zu ihr führt. Ziel ist zunächst ein 530 Liter fassendes Edelstahlfass, auf dem mit Kreide Riesling, Spätlese und die Lagenbezeichnung Krone geschrieben stehen. Das Wort „Carolin“ deutet darauf hin, dass sich ein einmaliges Projekt entwickelt.
„Mein Baby“ nennt Carolin Weiler den Inhalt mit 91 Grad Oechsle. Bis zum Herbst nächsten Jahres hat sie die Aufgabe, daraus einen trockenen Riesling zu erzeugen, und natürlich ist sie sich sicher, dass dies „ein toller Wein wird“. Mit dem Rebschnitt haben die Filmleute begonnen, sie zu begleiten.
Mittlerweile ist die Halbzeit des Projekts erreicht, was bedeutet, dass die Wiesbadener zum neunten Mal in Lorch drehen.
Die Jüngste im Nachwuchsquartett
Carolin Weiler ist nicht die einzige Weinfachfrau, die Koch und seine Kollegen begleiten. Zu „weinweiblich“ gehören außerdem Theresa Breuer aus Rüdesheim, die einen Riesling aus einem neu erworbenen Wingert im Berg Roseneck ausbaut, sowie Eva Vollmer aus Mainz-Ebersheim und Silke Wolf aus Kenzingen im Breisgau. Ein andere Mitwirkende, Katharina Wechsler aus Westhofen, ist inzwischen aus persönlichen Gründe ausgestiegen, wird aber trotzdem im entstehenden Film vorkommen.
Zwischen mehreren Profi-Winzerinnen verkörpert Carolin Weiler als Jüngste im Quartett das Nachwuchstalent. Aufmerksam wurde sie auf „weinweiblich“ in der Hochschule Geisenheim, wo sie Internationale Weinwirtschaft studiert. Sie setzte sich beim Casting durch, an dem zehn Bewerberinnen teilnahmen.
Spannend findet sie an dem Film, dass es kein fixes Drehbuch gibt und Raum bleibt für kleine Geschichten. Christoph Koch spricht ebenfalls von viel persönlicher Nähe und „manchmal fast magischen Momenten“. Im Herbst des nächsten Jahres will er die Dreharbeiten abschließen, „unterm Weihnachtsbaum“ soll dann anschließend ein Werk liegen, das mit rund 100 Minuten Länge Spielfilm-Dimensionen besitzt.
„Einige Programm-Kinos haben schon angefragt“, bei Festivals und „Roadshows“ an außergewöhnlichen Orten soll der Film ebenso laufen, ehe er als DVD zu kaufen ist, erläutert der Autor und Regisseur.
Rein weiblich geht es übrigens auch vor der Kamera nicht vor dank Stuart Pigott. Der bekannte britische Wein-Experte baut einen fünften Riesling aus, und zwar im Weingut Flick in Flörsheim-Wicker. Am Ende steht eine Blindverkostung.
Abseits davon misst Carolin Weiler sich auch ein wenig mit ihrem Vater Richard. Der verarbeitet Trauben, die direkt neben ihren Rebzeilen in der Lage Krone wuchsen. Doch die Tochter setzt auf andere Reinzucht-Hefen: Pfirsich-Aromen sollen etwa den Riesling prägen.