Rheinleuchten in Lorch und Rüdesheim

Ein großes Gemmen-Kreuz dient als Blickfang und stellt die Verbindung zu Karfreitag und dem Osterfest her. Foto: Thorsten Stötzer

Das Welterbetal wird zur Bühne für die Lichtinstallationen beim Rheinleuchten in Lorch und Rüdesheim.

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LORCH. Stellenweise sieht das Gras am Lorcher Rheinufer aus, als habe sich Reif darauf gelegt. Doch es handelt sich um einen kleinen Lichteffekt, das Wetter ist vielmehr sehr mild, gerade recht, um beim Rheinleuchten entspannt und mit trockenen Füßen zu flanieren. Starke Farbakzente lassen die Stämme und Äste eigentlich vertrauter Bäume in einem sprichwörtlich neuen Licht erscheinen. Dazu stehen Strahler an ihren Wurzeln oder hängen an Gurten in den Kronen.

Etwa drei Kilometer Leitungen für die Lichtkunst

Rund 40 davon hat der einheimische Lichtkünstler Helmut Lehwalder mit seinen Leuten montiert, ungefähr drei Kilometer dürften die Leitungen lang sein. Noch nie ist eine Illumination wie das Rheinleuchten in Lorch so umfangreich gewesen wie dieses Mal. Der Aufwand lohnt sich angesichts des großen Interesses der Menschen. Bis einschließlich Ostermontag, 22. April, funkelt und schimmert es nun jeden Abend am Bouleplatz, und es gibt viel zu entdecken im Skulpturenpark.

Auf einer Leinwand taucht zum Beispiel ein Winzer auf, der scherenschnittartig Reben gipfelt oder Trauben aus seinem Legel kippt. Eine einfache Kelter und Gitterboxen voller Flaschen flankieren die Szenerie, die Helmut Lehwalder geschaffen hat. Vom Ritter Hilchen lässt er einen Weintrinker erzählen, der in einem Zelt seinen Platz gefunden hat. Bürgermeister Jürgen Helbing (CDU) weist in seiner Begrüßung darauf hin, dass auch der Strunk, das Hilchenhaus, der Welterbeweinberg und die Clemenskapelle hoch über Lorchhausen im Zuge des Rheinleuchtens erstrahlen. Rüdesheim beteiligt sich wiederum mit Illuminationen an der Brömserburg, dem Tempel auf dem Niederwald, der Seilbahn und an Fragmenten der Hindenburg-Brücke.

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„Das Tal wird durch Lichtinstallationen sozusagen zur Bühne für Inszenierungen, die in ihrer Summe das Erlebnis Kulturlandschaft ergeben“, erklärt Helbing. Er hat zudem bereits die Bundesgartenschau 2029 im Welterbetal im Blick. Einen frühen Beitrag leisten Maiglöckchen: Die werden im nächsten Jahr wachsen, wo sich aktuell eine Spirale mit weißen Bambushölzchen im Schwarzlicht erstreckt.

Dieser Beitrag stammt von Eckard Meier-Wölfle, einem Künstler aus Nierstein, der zudem aus Antikglas und Zirbelholz Objekte gestaltet hat, die aus Hochbeeten voller Rindenmulch ragen. Dazwischen haben sich Metallfiguren von Reinhard Glaßner aus Lorch versammelt. Wer auf die Details schaut, nimmt Zinken einer Egge wahr oder einen Stahlhelm sowie Hacken, Stangen und rostige Ketten.

Esther Pscheidt vom Ranselberg hat in einer Collage Treibholzkunst neben Unrat aus dem Rhein platziert. „Man muss sich gar keine Mühe mehr geben, um Müll zu finden“, berichtet sie, Dosen und Schuhe bilden den Kontrast zum Treibholz, „mit all dem Schönen“, das die Natur schenkt. Einen anderen Blickfang bildet ein großes Gemmen-Kreuz auf dem Rasen als Erinnerung an das christliche Osterfest und an den Heiligen Apollinaris. „Seine Gebeine sind hier mal auf dem Rhein vorbeigeschwommen“, erläutert Lehwalder.