Oliver Kraus hat in Ransel eine Mikrobrauerei gegründet. Sein Schieferbier möchte er mit Anbietern anderer regionaler Produkte in der Asbachgasse in Rüdesheim präsentieren.
RANSEL. Der Name Ranseler Hofbräu ist nicht entstanden, weil Oliver Kraus seine Biere an Fürstenhäuser liefert. Vielmehr hat er seine Mikrobrauerei so genannt, weil sie ihre Ursprünge in Hof und Garage hat. Derzeit wird um- und ausgebaut, denn die Nachfrage steigt. Bis Mai sollen die Arbeiten abgeschlossen sein. Ein neuer Kessel mit einem Hektoliter Fassungsvermögen steht ebenfalls parat.
Bei 5000 Litern Bier im Jahr sieht Kraus momentan noch eine Grenze für sein Unternehmen. Drei Sorten stelle er her, „alle sind mild und süffig gehalten“, erklärt der 39-Jährige. Rheingauer Schieferbier braue er in einer hellen Variante und einer dunklen, bei der das Malz mit einer „vanilligen Brotnote“ zur Geltung komme. „Die Idee für das Honig-Rauchbier ist beim Grillen aufgekommen“, erzählt er.
Er setzt auf Regionalität und Bodenständigkeit
Von der 0,33-Literflasche mit schlankem Hals bis zum 30-Liter-Fass reichen die Gebinde für die Vermarktung. Die Flasche zum Preis von 1,50 Euro soll es im Sixpack und im Kasten geben. Hopfen und Hefen bezieht Kraus bislang über das Internet, das Gerstenmalz holt er sich in Bad Kreuznach. Der kurze Weg dorthin passt zu seiner Philosophie, denn er will auf Regionalität und Bodenständigkeit setzen.
Kraus hat sich viel mit Braugeschichte befasst und dabei den Schiefer als seinen „Aufhänger“ gefunden. Sicherlich hätten die Bergleute in der Gegend einst gerne Bier getrunken, denn „das war kein Modegetränk“. Schiefergruben wie Hundsberg oder Nordstern rund um Ransel waren wichtige Arbeitgeber. 1980 endete diese Ära, als Kreuzberg in Weiseler Gemarkung als letzte Grube des Reviers schloss.
Dazu hat er erfahren, dass früher eine Frau in seiner direkten Nachbarschaft in der Ranseler Unterstraße Bier für Bauern und Bergleute gebraut hat. Was den Absatz betrifft, so gehen die Überlegungen über das Dorf hinaus.
Oliver Kraus hat vorrangig die Gastronomie im Blick, aber auch den Einzelhandel und die Touristen im Rheingau, die etwas suchen, was ihnen Identität und Originalität vermittelt. Wenn der Nebenerwerbsbrauer Kontakte knüpfen will, kommt ihm sein Hauptberuf als Fährführer zugute. In dieser Funktion pendelt Kraus mit der „Mary Roos“ zwischen Rüdesheim und Bingen. „Das Projekt macht im Rheingau groß die Runde“, berichtet er, das Interesse erstrecke sich von Kaub bis Wiesbaden. Beim Rheingauer Oldtimer-Picknick in Eltville zum Beispiel wolle er bald einen Stand betreiben.
Weitere Pläne reifen. So möchte Kraus das Schieferbier mit Anbietern anderer regionaler Produkte in der Asbachgasse in Rüdesheim präsentieren. Der Wunsch, ein Rheingauer Bier zu kreieren – „ich wollte schon immer etwas Eigenes herstellen“ – sei durch einen Gutschein für einen Braukurs greifbarer geworden, geschenkt von seiner Frau Janine, die heute nebenher die Buchhaltung der Hofbrauerei führe.
„Man braut wie ein Wilder“, erinnert sich Oliver Kraus an seine experimentellen Anfänge. Später hat er sich bei den Getränketechnologen in Geisenheim weitergebildet. Eine andere Leidenschaft wurde etwas zurückgestellt: Als DJ ist der Ranseler jetzt seltener in den Sälen unterwegs – zugunsten des heimischen Braukessels.