Das Lorcher Hilchenfest lockte mit Oldtimer-Korso und Regentinnen-Wechsel die Besucher an.
LORCH. Rebenlaub ziert den Kühler des IFA F-8. Gebaut 1955 in Zwickau, fährt ihn nun Norbert Schmidt in Lorch – am diesem Tag, um Weinmajestäten zum Hilchenfest zu bringen. Auf dem Markt formiert sich ein ganzer Korso aus historischen Cabrios. Außer vielen VW Käfern ist ein Nachbau eines Bugatti 35 dabei. Ihn besitzt Jochen Preuß aus Lorchs Weinpatenstadt Langenfeld in Nordrhein-Westfalen.
Parade der Weinmajestäten
Zuhause beim Schoppenfest im September chauffiere er stets die Lorcher Weinmajestäten, erzählt Preuß. Diesmal nimmt Michelle I. aus Wiesbaden auf dem Beifahrersitz Platz, während die Lorcher Kolping-Kapelle und die Kutscher-Garde aus Langenfeld sich daneben zu Fuß formieren. Insgesamt 18 Repräsentantinnen – der männliche Bacchus aus Bacharach kommt dazu, paradieren durch die Stadt. Im Hilchenhof füllt sich die Bühne. Die Veranstalter haben vorgesorgt und Sitzkissen an den Rand gelegt für die Queenies. Fächer sind ebenfalls zur Hand. Beine baumeln lassen, trinken und trinken lassen. So wird geselliges Flair vorgelebt, als Stadtrat Dieter Klassen bei der Begrüßung auf die „prächtige Kulisse“ im Anwesen des alten Ritters Hilchen hinweist. Vier Weingüter, Vereine und Privatleute bestücken das dreitägige Fest mit Ständen. Die Bühne bleibt nicht nur Musikern vorbehalten. Ein Krönungsakt steht schließlich an. Lisa Schwank tritt nach jeweils zwei Jahren als Weinprinzessin und Weinkönigin Lorchs zurück. Dank gilt ihrem Patenweingut Graf von Kanitz und Freund Olli, denn „er hat es nicht immer leicht gehabt, wenn er mit zig Frauenhandtaschen über eine Veranstaltung rennen musste.“
Mara Schneider ist die neue Weinkönigin
Dann krönt sie mit der Rheingauer Weinprinzessin Carolin Weiler ihre Nachfolgerin.Die heißt Mara Schneider und ist 18 Jahre alt. Im Patenweingut Mohr absolviert sie derzeit ein Praktikum, weil sie bald Internationale Weinwirtschaft studieren möchte. Zwei Jahre als Weinprinzessin garantieren weitere Erfahrung im Fach. Sie bildet fortan ein Trio mit der bereits amtierenden Weinprinzessin Paula Söhn und der neuen Weinprinzessin Franziska Schmidt, die ebenso erst 18 Jahre alt ist. Derweil bevölkern sich Bänke und Tische immer mehr, die bis in den Hof des benachbarten Weinguts Graf von Kanitz hinein stehen. Die Belegschaften hinter den Theken haben alle Hände voll zu tun und schenken oft Blanc de Noir und Rosé aus, denn der ist gefragt bei hochsommerlichem Wetter, wie Jens Pape vom Weingut Kanitz bestätigt. Dazu sind feinherbe und fruchtige Gewächse beliebt, ergänzt Thomas Grundler vom Weingut Weiler: „Das kommt gut an bei den Temperaturen“, erklärt er.
Klassische trockene Rieslinge gehen zudem gut, sagt André Laquai vom Weingut Paul Laquai. Spritzige Säure und wenig Alkohol werden als angenehm empfunden in der Hitze. Am Stand des Weinguts von Marcel Laquai weist der Trend in eine ähnliche Geschmacksrichtung. „Ein schöner trockener Secco“ wird nach seinen Worten gleichfalls geschätzt, wenn die Schatten im Hilchenhof länger werden.