Nach Entwürfen des Architekten Hans-Jürgen König soll ein Kiosk und Bistro mit Stehtischen entstehen. Das Warenangebot werde „vergleichbar dem eines Tankstellen-Shops“ sein.
LORCH. Auf der zum Rhein hin gelegenen Seite wachsen jenseits der Gleise Birken und Brombeeren zwischen groben Pflastersteinen, rostenden Schienen und ausgebauten Schwellen. Auch wer sich von der Rheinstraße her nähert, sieht schnell, dass der Lorcher Bahnhof seit Langem in keiner guten Verfassung ist: Nur ein Topf Petunien sorgt dort für eine kleine Augenfreude. Doch das soll sich ändern.
Wie Bürgermeister Jürgen Helbing (CDU) aus dem Magistrat berichtet, hat die Stadt sich einverstanden erklärt mit einem Bauantrag, der die Umnutzung von Wartehalle und Betriebsräumen zum Ziel hat. Vor über zehn Jahren hat die Bahn das Lorcher Bahnhofsgebäude privatisiert, über einen Käufer aus Saarbrücken ist es in das Eigentum einer Lorcher Familie gelangt, die jetzt umbauen möchte.
Kiosk soll Bedürfnissen gerecht werden
Nach Entwürfen des Architekten Hans-Jürgen König aus Rüdesheim soll ein Kiosk und Bistro mit Stehtischen entstehen. Das Warenangebot werde „vergleichbar dem eines Tankstellen-Shops“ sein, geht aus Unterlagen des Magistrats hervor.
Weiterhin ist vorgesehen, die ehemalige Dienstwohnung im Obergeschoss des um 1870 errichteten Gebäudes zu teilen, sodass es künftig zwei Wohneinheiten gibt.
Als „absolute Bereicherung“ empfindet Helbing das Konzept, der Kiosk soll den Bedürfnissen von Touristen und anderen Reisenden gerecht werden. Wie er außerdem mitteilt, wollen die Eigentümer den kleinen Laden an einen Betreiber vermieten, der von Oestrich-Winkel nach Lorch umzieht. Im Verkauf sollen zwei Arbeitsplätze geschaffen werden. Helbing hofft, dass das Vorhaben bis zum Herbst so weit realisiert sei, dass der Shop öffnen könne. Zu beachten sei dabei der Denkmalschutz.
Am Gleis in Richtung Wiesbaden hat die Stadt weitere Flächen von der Bahn erworben. Nachdem vor zweieinhalb Jahren ein barrierefreier Zugang gebaut wurde, gingen zunächst 2000 Quadratmeter an die Kommune über, jetzt folgen noch einmal 3000 Quadratmeter, gelegen an dem Güterschuppen, der einst auch dazu diente, Panzer verladen zu können. Der Quadratmeter koste nach wie vor acht Euro.
Helbing spricht von einem „sehr guten Angebot der Bahn“ und erläutert die Pläne. Der halbe Hektar Boden solle es ermöglichen, einen Park-and-Ride-Platz anzulegen.
Womöglich würden Welterbe-Mittel verwendet
Besonders werde an die Radtouristen gedacht, für sie solle es eigene Fahrrad-Boxen geben. Der Bürgermeister rechnet mit einer Kapazität von 80 bis 100 Stellplätzen für Autos und hat bereits die Bundesgartenschau im Jahr 2029 im Blick. Womöglich würden Welterbe-Mittel verwendet, im Doppelhaushalt 2018/2019 der Stadt sind keine Gelder für die Umgestaltung angesetzt.
Und die Überlegungen reichen noch weiter: Den leeren Güterschuppen könne sich Helbing gut als einen Schauplatz kultureller Veranstaltungen vorstellen. Ausstellungen und Musik könnten für angeregtes Leben an einem derzeit sehr verlassen wirkenden Ort sorgen.