Konzertantes aus Colorado: Gala-Abend der Klassik in Lorch

Courtney Caston ist eine der Sängerinnen aus Colorado, die ihre Fähigkeiten in  St. Martin unter Beweis stellt. Foto: Thorsten Stötzer
© Thorsten Stötzer

Junge Sänger und internationale Musiker sind bei einem Gala-Abend der Klassik in der Lorcher Kirche St. Martin aufgetreten. Und siehe da: „Alle sind verliebt in das Dorf.“

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LORCH. „Stolze Jäger aus Colorado“ kündigt William Wilson in der katholischen Kirche St. Martin in Lorch an. Der Musikprofessor stellt so eine Verbindung zwischen dem „Freischütz“ von Carl Maria von Weber und seinen Gesangsstudenten her, die jüngst bereits an der Aufführung der Oper in Espenschied beteiligt waren. Nun sind sie in Lorch erneut bei einem Gala-Abend der Klassik zu erleben.

Chöre aus der „Freischütz“-Oper eröffnen das Programm. Nicht allein die Melodien dürften den Besuchern vertraut vorkommen. Wer in Espenschied dabei war, erkennt womöglich zugleich etliche Gesichter wieder. Das gilt für die Solisten ebenso wie für das Orchester und den Chor des Nationaltheaters aus dem rumänischen Constanta. Von den 55 Mitwirkenden sind nur die acht japanischen Streicher neu hinzugekommen.

„Alle sind verliebt in das Dorf“

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Nun wohnen die Japaner in Espenschied in der „Villa GarNix“, während die 19 Studenten und Absolventen der University of Northern Colorado im Haus Talblick logieren. Mehrere Wochen dauert ihr Aufenthalt, verknüpft ist er mit Auftritten für die Opera Classica Europa, die zugleich den Gala-Abend in Lorch veranstaltet. Bei freiem Eintritt kommen die Spenden der Sanierung der Kirchenorgel zugute.

St. Martin hat zuletzt 2015 solch ein Konzert erlebt. Jahr für Jahr ist es allerdings üblich, dass so eine Veranstaltung in der Region angeboten wird. In Espenschied gibt es außerdem eher spontane Darbietungen mit Gesangverein und Klavier als Dankeschön an die Einwohner. Denn „alle sind verliebt in das Dorf“, berichtet Silvia Weldert von der Opera Classica Europa, was Ethan Knapp im Gespräch bestätigt.

Als „klein und schön und entspannend“ empfindet der 19-jährige Amerikaner die Ortschaft. Bunt ist die Liste der Städte, in denen er seit Mitte Juni in verschiedenen Opern mitgesungen hat. Als ganz hervorragend bezeichnet er die Zuschauerzahlen und die Professionalität. In Lorch bietet sich ebenfalls eine „konzertante Kulisse“, sagt Bürgermeister Jürgen Helbing. Der berühmte Schnitzaltar beschirmt die Musiker.

Am Chorgestühl stehend singt Knapp zum Beispiel die Arie „Vater, Mutter, Schwestern, Brüder“ aus Albert Lortzings Oper „Undine“. Das zeigt, dass nicht „Freischütz“-Jäger zur Geltung kommen. Courtney Caston, Hannah Hartley, Shea Lueninghoener – und wie die Talente alle heißen – lassen gleichfalls Stücke aus dem „Zigeunerbaron“ von Johann Strauss, Musik von Julius Benedict, einem Komponisten des 19. Jahrhunderts, und die „Muschel von Margate“ von Kurt Weill erklingen.

Es dirigieren abwechselnd Adam Szmidt, Hans Friedrich Härle und Francesco Pellegrino, am Klavier sitzt Haley Sooji Kim – für Internationalität ist also gesorgt bei der Opera Classica. William Wilson moderiert und bringt mit Micayla Bellamy das Duett von Papageno und Papagena zu Gehör. „Hoffmanns Erzählungen“ von Jacques Offenbach und „Zar und Zimmermann“ von Albert Lortzing sind andere Opern, denen sich die jungen Leute aus Colorado widmen, die wahrlich nicht nur Jägerchöre beherrschen.