Ist ein Wolf im Revier Ranselberg bei Lorch unterwegs? Ein Jagdpächter meldet eine Sichtung. Die Wolfsbeauftragten des Forstamtes Rüdesheim kennen „keine definitive...
LORCH. Für Verunsicherung und Irritationen sorgt seit wenigen Tagen eine Wolfs-Warnung in Lorch, an der Einfahrt zur Kreuzkapelle in Richtung Sauerthal: „Wölfe suchen auch in diesem Gebiet nach Beute. Hunde an kurzer Leine führen. Kinder bitte beaufsichtigen.“ Angebracht haben das Schild die Jagdberechtigten für das rund 600 Hektar große Revier Ranselberg. In dem Gebiet, das bei Spaziergängern beliebt ist, weiden auch mehrere kleine Schafherden. Obwohl das Forstamt Rüdesheim, das seit einigen Monaten zwei Wolfsbeauftragte beschäftigt, auf Anfrage mitteilt, dass es „definitiv keine uns bekannte Sichtung eines Wolfs im Rheingau“ gibt, sagt der Jagdpächter vom Ranselberg, Rainer Staubach, etwas anderes.
Als Lorchs Bürgermeister Jürgen Helbing Staubach gestern im Urlaub aufspürte, um dem Hintergrund der Wolfs-Warnung auf die Spur zu kommen, hat dieser laut Helbing erklärt, dass sowohl sein Mitpächter als auch sein Jagdaufseher in den vergangenen Tagen vom Hochsitz aus mehrfach einen einzelnen Wolf gesichtet hätten. Um ganz sicher zu sein, ob es sich bei dem Tier um einen Wolf handelt, sei Losung (Kot) aufgesammelt worden und werde jetzt untersucht.
Das Schild im Wortlaut:
Weinbauberater Berthold Fuchs aus Lorch, der selbst eine kleine Schafherde in dem betroffenen Gebiet hat und dort oft mit seinem Hund unterwegs ist, „war sehr erstaunt über das Warnschild. Noch nie habe ich von einer Wolfsichtung im Rheingau, geschweige denn im Bereich Lorch, gehört“. Der Schafsbesitzer fragte sich, wie seine Kollegen und Spaziergänger auch, ob hier „verantwortungslos Ängste in der Bevölkerung geschürt werden“ oder tatsächlich Grund zur Sorge bestehe.
Dass Wölfe im Rheingau auftauchen, sei nur eine Frage der Zeit
Der Jagdpächter erklärte laut Helbing, dass man nach der Sichtung des Tieres eine Warnung für erforderlich halte, aber kein Grund zur Panik bestehe, schließlich seien Wölfe eher scheu. Unklar sei zudem, ob das gesichtete Tier dauerhaft im Lorcher Gebiet unterwegs oder nur „durchgereist“ sei; immerhin können Wölfe in einer Nacht bis zu 70 Kilometer hinter sich bringen.
Ob es nun definitiv ein Wolf war, den man im Revier Ranselberg gesichtet hat, oder nicht: Dass Wölfe im Rheingau auftauchen, sei nur eine Frage der Zeit, sagte Reinhold Worch, Naturschutzbeauftragter für das Forstamt Wiesbaden und Rüdesheim und einer von hessenweit über 50 ehrenamtlichen Beobachtern großer Beutetiere wie Wolf oder Luchs, bereits im Frühjahr dieses Jahres. Schließlich gebe es in anderen Bundesländern bereits mehrere Rudel. Das Risiko, dass Wölfe Menschen als Beute betrachten, ist laut Worch jedoch „äußerst gering, vorausgesetzt, der Mensch verhält sich richtig, lockt die Wildtiere nicht an oder füttert sie gar“.
Von Jutta Schwiddessen