Rheingau und Taunus gehen getrennte Wege

Der Limesturm Idstein-Dasbach ist eine der vielen touristischen Attraktionen im Rheingau-Taunus. Archivfoto: Freundeskreis Römerturm Idstein

Beim Tourismus sollen die Destinationen jeweils eigenständig vermarktet werden – das empfiehlt ein Konzept, über das Kreistag in der nächsten Woche abstimmen soll.

Anzeige

RHEINGAU-TAUNUS. In Sachen Tourismus sollen Rheingau und Untertaunus in Zukunft getrennte Wege gehen. Das ist eine der zentralen Empfehlungen des Tourismuskonzepts, das Landrat Frank Kilian dem Kreistag in seiner nächsten Sitzung vorlegen wird.

Schon seit Langem kümmert sich die ursprünglich für die touristische Vermarktung des gesamten Kreisgebietes zuständige Rheingau-Taunus Kultur und Tourismus GmbH (RTKT) mit Sitz in Oestrich-Winkel nur noch um den Rheingau. Die zehn Untertaunus-Kommunen haben deswegen ihre Anteile an der Gesellschaft abgestoßen. Diese Entwicklung ist nicht nur wegen des unterschiedlichen Charakters der beiden Kreisteile folgerichtig, sondern auch, weil sie im tourismuspolitischen Handlungsrahmen des Landes zwei unterschiedlichen Destinationen zugeordnet werden: Während der Rheingau eine eigene Destination bildet, gehört der sogenannte Untertaunus zur Destination Taunus, die bis in die Wetterau reicht.

Regionalen Koordinator für Tourismus etablieren

Mit deren Vermarktung ist der Verein „Taunus Touristik Service“ (TTS) mit Sitz in Oberursel beauftragt. Bislang sind fünf Untertaunus-Kommunen dort zahlende Mitglieder, nämlich Heidenrod, Hohenstein, Aarbergen, Idstein und Waldems. Damit zukünftig auch die anderen Kommunen von der Marke „Taunus – Die Höhe“ profitieren, will nun der Kreis anstelle der Kommunen Mitglied des TTS werden. Der Mitgliedsbeitrag in Höhe von 145 000 Euro ist im Haushaltsplan 2019 bereits eingepreist. Der TTS soll die Region an der Aar und das Idsteiner Land dann auf Messen vorstellen, in Broschüren und auf der Homepage bewerben sowie in touristischen Dachverbänden vertreten.

Anzeige

Die Mitgliedschaft im TTS alleine reiche jedoch nicht aus, um den Tourismus im Untertaunus zu fördern. Deshalb sieht das Konzept auch vor, einen regionalen Tourismus-Koordinator zu etablieren. Bei ihm sollen die touristischen Fäden zusammenlaufen: Er soll Aktivitäten bündeln, Akteure zusammenbringen, Angebote etablieren und neue vorschlagen und die Qualität überwachen. Auf Initiative von Heidenrod haben sich die Kommunen Aarbergen, Bad Schwalbach, Heidenrod, Hohenstein, Schlangenbad und Taunusstein sowie Katzenelnbogen und Hahnstätten bereits zu einer Trägergemeinschaft für diesen „Kümmerer“ zusammengeschlossen. Zwei Jahre lang wird die Stelle voraussichtlich im Rahmen des Leader-Programms gefördert; anschließend will der Kreis sie finanzieren; die rheinland-pfälzischen Kommunen sollen sich beteiligen.

In Summe würden sich durch die touristischen Anstrengungen im Untertaunus für den Kreis ab dem Jahr 2021 Kosten von jährlich 220 000 Euro ergeben; dies ist nur geringfügig weniger, als der Kreis dem Rheingau zur Verfügung stellt. Die RTKT erhält aus dem Kreishaushalt jährlich knapp 240 000 Euro. „Wir müssen beides gleichwertig behandeln“, wirbt Landrat Frank Kilian für diesen Vorschlag, dem nun der Kreistag zustimmen soll.

Doch auch im Rheingau kann es wahrscheinlich nicht bleiben, wie es ist: Der hessische Tourismusverband stellte jüngst in einem Bericht fest, dass die geforderten Kriterien im Hinblick auf Größe, Übernachtungszahlen und finanzielle Ausstattung der Marketingorganisation RTKT nicht erfüllt werden. Deshalb sei „in der gegenwärtigen Aufstellung die Marktfähigkeit und der Destinationsstatus des Rheingaus nicht gegeben“. Nach einem neuen Konzept sollen zunächst die Kompetenzen der unterschiedlichen Organisationen – dazu gehört neben der RTKT die Rheingauer Weinwerbung, die RÜD AG und der Zweckverband Rheingau – in einer „Rheingau Kooperation“ gebündelt werden; zudem sollen die Kommunen Hochheim und Flörsheim hinzukommen. Um die finanzielle Ausstattung zu verbessern, sieht das Konzept vor, einen Tourismusbeitrag in Höhe von zwei Euro von jedem Übernachtungsgast zu erheben. Nur Flörsheim, das nicht über ausreichend Übernachtungsgäste verfügt, müsste einen Beitrag aus der Stadtkasse zahlen. Das Konzept sei bisher den touristischen Akteuren vorgelegt worden. Nun müssen die Vorschläge näher beraten werden.