Erstmals wird ein realistisches Bild der tatsächlichen Mobilfunkabdeckung in allen Netzen im Rheingau-Taunus geliefert. Dafür sind zehn Müllfahrzeuge im Einsatz und liefern Daten.
RHEINGAU-TAUNUS. Der Landkreis startet mit der Suche nach Funklöchern. Er nutzt dabei ein technisches Verfahren der schwedischen Firma IQMTEL, wie Landrat Frank Kilian mitteilt. Die speziellen Messgeräte werden an den Müllautos angebracht.
Es geht um die flächendeckende Vermessung des Mobilfunknetzes aller Netzbetreiber im gesamten Kreis. „Wir sind mit dem Wetteraukreis die ersten beiden Landkreise in Hessen, die dieses spezielle und innovative Verfahren anwenden“, betont Kilian. Zehn Müllfahrzeuge werden dafür mit Mobilfunkmessgeräten ausgestattet und messen die Signalstärke überall dort, wo sie sich bewegen. Im Laufe des Projektes werden sie etwa 20 Millionen Messpunkte sammeln, die in Echtzeit auf einer Karte eingetragen werden. Kilian: „Diese Netzkarte wird erstmalig ein realistisches Bild der tatsächlichen Mobilfunkabdeckung in allen Netzen (2G, 3G, 4G aller Netzbetreiber) liefern und als Grundlage für weitere Aktivitäten in unserem Kreis dienen.“
Müllwagen messen im gesamten Landkreis
Im Laufe des Messprojektes fahren die Müllautos durch den gesamten Landkreis, messen überall die Signalstärke und übertragen die Messdaten zusammen mit ihrer Position an einen Server, wo sie in Echtzeit ausgewertet werden. So entsteht in wenigen Monaten ein komplettes Bild der tatsächlichen Mobilfunkversorgung im gesamten Landkreis. Bereits im April hatten die beiden Landkreise die Messmethode in Testprojekten validiert und die ersten Ergebnisse auf dem Gigabitgipfel Hessen mit dem Fachpublikum diskutiert.
Für beide Landkreise wird der Mobilfunk ein immer wichtigerer Bestandteil ihrer Infrastruktur. Gleichzeitig werden Funklöcher mehr und mehr zum wirtschaftlichen Nachteil. Deshalb wolle man den Mobilfunkausbau nicht mehr dem Zufall überlassen. Vielmehr soll durch die Messungen eine Karte entstehen, die transparent offenlegt, wo wirklich relevante Funklöcher bestehen, damit faktenbasiert und zielgerichtet gehandelt werden könne.
„Eine solche realistische und belastbare Karte ist nur durch Messungen möglich, da die Versorgungskarten der Netzbetreiber lediglich Simulationswerte darstellen und somit von der Realität abweichen können“, betonen die Fachleute der Firma IQMTEL. Auch Mobilfunk-Mess-Apps lieferten keine ausreichend belastbaren Daten. Mit ihrem Messprojekt sind die beiden hessischen Landkreise neben dem bayerischen Landkreis Lichtenfels Pioniere in Deutschland. Auf Basis der Ergebnisse wollen die Kreise einen konstruktiven Dialog mit den Netzbetreibern führen. In Skandinavien hat die Firma laut Kilian bereits über 100 Referenzprojekte.