Im Rheingau-Taunus-Kreis heißt es wieder: „Fahr zur Aar“

Eins der Etappenziele bei „Fahr zur Aar“: Der Festplatz in Bad Schwalbach.
© Hendrik Jung

39 Kilometer legen die Teilnehmer der Fahrt zurück. Von Diez bis nach Taunusstein sind am Pfingstsonntag Familien und Freizeitsportler auf autofreien Straßen auf dem Weg zur Aar.

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Kreis Rheingau-Taunus. „Oh, da kommt ein Auto!“, ruft plötzlich eine Frau auf der Bundesstraße 54. Zunächst ist man geneigt, das für einen Scherz zu halten, schließlich heißt es zwischen Diez und Taunusstein erstmals seit drei Jahren wieder „Fahr zur Aar“. Bei den motorisierten Gefährten, die damit gemeint sind, handelt es sich aber höchstens um Pedelecs oder Scooter, also um Fahrräder und Roller. Ebenfalls legal auf der Bundesstraße unterwegs sind Skateboard-Fahrer, Inline-Skater, Rollstuhlfahrer oder Wanderer.

Dennoch fahren gut eine Stunde nach Beginn der Veranstaltung innerhalb weniger Minuten gleich fünf Kraftfahrzeuge von Adolfseck nach Bad Schwalbach. Lediglich der Notarztwagen, der mit Blaulicht und Martinshorn unterwegs ist, hat die Berechtigung dazu. Denn zwischen Bleidenstadt und Bad Schwalbach ist es zu einem Unfall zwischen Radfahrern gekommen, der zu einer Platzwunde geführt hat.

Die Jugendfeuerwehr Wingsbach ist mit dabei

Als Ersthelfer ist ein Betreuer der Jugendfeuerwehr Wingsbach im Einsatz, während die Jugendlichen in der Kurstadt auf ihn warten. Ein kleiner Teil von insgesamt rund 60 Mitgliedern der Taunussteiner Jugendfeuerwehr, die an diesem Tag mit denselben T-Shirts ausgestattet an der Veranstaltung teilnehmen. „Die Idee ist 2019 entstanden, als wir den Jugendfeuerwehr-Preis des Kreises gewonnen haben. Nach vier Jahren ist es nun so weit“, erläutert der ehemalige Stadtjugendfeuerwehrwart Michael Felkel.

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Die Fahrt zwischen Dutzenden Radfahrern wird, für die beteiligten Autofahrer, nicht ohne Folgen bleiben. „Das wird geahndet“, erläutert eine Mitarbeiterin des Bad Schwalbacher Ordnungsamts. Schließlich ist die Veranstaltung für die jüngsten Teilnehmer auch ohne Kraftfahrzeuge schon eine Herausforderung.

„Fahr zur Aar“ als Familientradition

Der zweieinhalbjährige Felix nimmt sich an der Bushaltestelle Moeller AG eine erste Auszeit. „Er hat gerade das Laufrad für sich entdeckt. Das ist eine gute Übung für ihn“, erläutert Mutter Anna Duske. Während seine ein Jahr jüngere Schwester noch im Fahrrad-Anhänger unterwegs ist, wagt sich Felix mit Warnweste, Sturzhelm und Spielzeug-Feuerlöscher auf die Straße.

„Ich bin als Kind schon mitgefahren“, verdeutlicht Vater Marius Duske, dass es sich um eine Familientradition handelt. Unfreiwillig ist der Halt, den Teilnehmer beim Fahrrad-Pannenservice in Adolfseck einlegen. „Hast Du zufällig auch Tretlager?“, möchte Michael Gössel wissen. Er ist in Rückershausen aufgebrochen, in der Hoffnung die gesamte Strecke absolvieren zu können. Doch mehr als die Tretkurbel nachzuziehen, kann Klaus-Peter Fischer nicht. Bis zu seiner Schwester nach Taunusstein will der Radfahrer aber auf jeden Fall noch kommen.

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Ökumenischer Fahrradgottesdienst in Bad Schwalbach

Viele andere Radler benötigen ebenfalls Beistand. Dieser ist an der Strecke auch spirituell erhältlich. So gibt es am Festplatz in Bad Schwalbach nicht nur Flammkuchen und Fisch, sondern auch einen ökumenischen Fahrradgottesdienst.

In Bleidenstadt wiederum bieten die katholische Pfarrei Heilige Familie Untertaunus und die Jugendkirche Kana Segen, Andachten und Liegestühle am DJ-Pult. „Bisher ist es noch ausbaufähig, aber die Begegnungen, die wir hatten, waren sehr schön“, berichtet Pastoralreferent Tobias Schirmer.

Mehr Betrieb herrscht zur Mittagszeit am Stand der Türkisch-Islamischen Gemeinde Taunussteins, die Kebab, Lahmacun und Gözleme im Angebot hat. „Die Leute sollen unsere Kultur kennenlernen“, erläutert Celal Coban vom Vorstand des Vereins.