Heizen mit Energie aus der Luft

Wärmepumpen nutzen die Umgebungswärme zum Heizen von Gebäuden. Dank neuer Technik können damit unter bestimmten Voraussetzungen auch ältere Gebäude beheizt werden. Archivfoto: Axel Künkeler
© Archivfoto: Axel Künkeler

Der Hohensteiner Kris Kircher hat sich auf den Einbau von Wärmepumpen in Gebäude spezialisiert. Welche Voraussetzungen für die Alternativen zu Öl oder Gas erfüllt sein müssen.

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RHEINGAU-TAUNUS. Im eigenen Haus von Öl oder Gas auf erneuerbare Energie umzustellen – das ist eine Herausforderung, vor der immer mehr Hausbesitzer stehen. Der Klimawandel sowie der Krieg in der Ukraine und die damit verbundenen Unwägbarkeiten in der Versorgung sowie steigende Preise führen vielen Menschen vor Augen, wie dringend die Suche nach Alternativen zu fossilen Energieträgern ist.

Wärmepumpen als Alternative zur Gasheizung?

Wärmepumpen könnten eine Möglichkeit sein, die eigenen vier Wände umweltschonend zu heizen. Doch für welche Häuser eignen sich solche Systeme, welche Voraussetzungen müssen gegeben sein? Wie viel kostet der Einbau einer Wärmepumpe, was steuert der Staat bei? Einer, der sich auskennt auf dem Gebiet, ist Kris Kircher. Vor drei Jahren hat der Hohensteiner seine Firma „Heizungslöwen“ gegründet und sich auf den Einbau von Wärmepumpen im Gebäudebestand spezialisiert. Seitdem hat er bereits einige Systeme in Ein- und Mehrfamilienhäusern installiert.

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Wärmepumpen gewinnen Wärme aus der Umgebung: entweder aus der Luft oder aus der Erde. Das Prinzip ist dasselbe wie bei einem Kühlschrank, nur anders herum. Weil die Wärmequelle gerade im Winter, wenn die Heizung gebraucht wird, nicht sehr stark ist, wird die Wärme über einen komplizierten technischen Prozess verdichtet. Dazu benötigt die Pumpe Strom; als Faustregel gilt: Aus einer Kilowattstunde Strom werden durchschnittlich vier Kilowatt Heizenergie. Kommt die Wärme aus dem Erdreich, sind es sogar fünf Kilowatt.

Ob ein Gebäude mit einer Wärmepumpe beheizt werden kann, hängt aber von mehreren Voraussetzungen ab, wie Kircher kürzlich bei einem Vortrag auf Einladung der Bürgerenergie Hohenstein erläuterte. Da wäre zunächst der Gesamtenergiebedarf: Das Haus darf nicht völlig ungedämmt sein, sonst wird es auch mit der neusten Technologie nur schwer mollig warm. Weil die Vorlauftemperatur geringer ist als bei Öl oder Gas, müssen die Heizkörper die Wärme über eine möglichst große Fläche abstrahlen. Am besten gelingt dies bei Fußboden-, Wand- oder Deckenheizungen. Ältere Heizkörper müssen also häufig ausgetauscht werden, was zusätzliche Kosten verursacht. Insgesamt hat sich die Leistungsfähigkeit der Wärmepumpen jedoch durch neue Technologien verbessert. Sie verbrauchen nun weniger Strom; auch die Lebensdauer sei inzwischen vergleichbar mit der einer Gasheizung.

Abstand von drei Metern bis zur Grundstücksgrenze

Um die Geräte zu installieren, muss auf dem Grundstück genügend Platz vorhanden sein. Zur Grundstücksgrenze muss eine Luft-Wärmepumpe einen Abstand von drei Metern einhalten; dann gilt auch der Schallschutz als erfüllt. Bei der Nutzung von Erdwärme muss eine mindestens 100 Meter tiefe Bohrung niedergebracht werden – die muss sogar fünf Meter Abstand zum Nachbarn einhalten. Die Heizzentrale selbst befindet sich bei dieser Lösung im Haus.

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Wo diese Bedingungen erfüllt sind, kann eine persönliche Beratung Aufschluss geben, ob sich die Investition lohnt. Das hängt nicht nur von der sogenannten Heizlast (also dem jährlichen Heizenergiebedarf) ab, sondern auch von der bisherigen Heizung. Wer bisher mit Öl heizt, kann sich nämlich über eine bis zu 50-prozentige Förderung durch den Staat freuen. Wer von Gas auf Wärmepumpe umstellt, erhält lediglich bis zu 40 Prozent Zuschuss. Förderfähig ist dabei nicht nur der Einbau der Wärmepumpe selbst, sondern auch die damit verbundene Sanierung, beispielsweise der Austausch von Heizkörpern. Die Entscheidung könne immer nur für den Einzelfall getroffen werden, machte Experte Kircher klar.

Berater können bei Umstellung helfen

Für den Einbau einer Wärmepumpe muss man derzeit nach seinen Angaben mit Investitionskosten von etwa 38.000 Euro rechnen, für eine Erdwärmepumpe von rund 50.000 Euro. Allerdings ist die notwendige Bohrung geologisch nicht überall möglich.

Wer sein Wohngebäude energieeffizient sanieren möchte, kann sich dabei auch von einem Gebäudeenergieberater helfen lassen. So einer ist Pascal Kinz aus Taunusstein. Der gelernte Schornsteinfeger schaut sich die Gegebenheiten vor Ort an, schlägt Lösungen vor und hilft bei der Entscheidung. Anschließend erstellt er einen individuellen Sanierungsfahrplan, der auch Maßnahmen wie Wärmedämmung, Austausch von Fenstern und Erneuerung der Gebäudetechnik umfasst. Wer sich dann für eine oder mehrere Maßnahmen entscheidet, für den füllt Kinz auch die Förderanträge aus. Die Beratung wird ebenfalls staatlich gefördert. Und wer das Geld für die Investitionen nicht auf der hohen Kante hat, für den ermöglicht der Energieberater auch eine Finanzierung über die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW). Insgesamt, so Kinz, seien die Fördermöglichkeiten für energetische Maßnahmen derzeit sehr gut. „Wer schon immer etwas machen wollte, sollte es jetzt machen“, lautet seine Empfehlung.