Probleme beim „Essen auf Rädern“ im Rheingau-Taunus

Heike Morell und Fahrerin Malgorzata Kuntze.

Im Rheingau-Taunus machen steigende Preise sowohl Maltesern als auch der Caritas zu schaffen. Was das für die Kunden – vor allem in der Weihnachtszeit – bedeutet.

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Rheingau-Taunus. Steigende Lebensmittelpreise und wachsende Energiekosten machen Anbietern von „Essen auf Rädern“ im Rheingau-Taunus zu schaffen. Sowohl bei der Caritas als auch bei den Maltesern ist daher eine moderate Erhöhung der Menüpreise erfolgt. Das ist hauptsächlich auf die entsprechende Preis-Anhebung des Lieferanten zurückzuführen, wie Verena Mikolajewski, die Sprecherin der Caritas Wiesbaden/Rheingau-Taunus, erklärt.

Warmes Essen und soziale Begleitung

Zum 1. Juni habe man die Steigerung nicht mehr auffangen können und über eine Anhebung der Essenspreise um zehn Cent an die Kunden weitergeben müssen. Zum 1. Januar folge eine weitere Anhebung um noch einmal fünf Cent. Zuvor habe man einmal in 15 Jahren erhöht, jetzt zweimal innerhalb von sechs Monaten. Und es sei davon auszugehen, dass das nicht das Ende der Fahnenstange sei, bedauert man bei der Caritas. Immerhin habe man bislang überall unterhalb der Zehn-Euro-Grenze bleiben können. Die Spanne liegt bei etwa sieben bis neun Euro pro Menü.

„Wir wollen dieses wichtige Angebot unbedingt beibehalten, damit die Senioren ein warmes Essen bekommen“, sagt der für mobile Altenhilfe zuständige Fachgebietsleiter der Caritas, Gregor Petermann. Die Essenslieferung sei bei vielen Kunden der erste oder auch der einzige Kontakt am Tag. Auch eine gewisse Kontrolle sei daher ein wichtiger Faktor. „Oft bestellen auch Angehörige, die nicht vor Ort wohnen, das Essen – einfach, damit jeden Tag jemand ins Haus kommt“, sagt Heike Morell, die in der Zentrale in Wiesbaden den Menüservice der Caritas organisiert. „Wenn Probleme auffallen, telefonieren wir mit den Betreuern oder Angehörigen“. Wenn ein Fahrer bemerke, dass der Kunde zwei Tage nichts gegessen habe, hake man nach.

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Mitunter kommt über den Kontakt zu den Anbietern von Essen auf Rädern heraus, dass die Kunden eigentlich weitere Hilfe benötigen, etwa den Besuch eines Pflegedienstes oder Hilfe im Haushalt. Bisher halten sich Morell zufolge Fälle in Grenzen, wo Menschen ihre Bestellung reduzieren, wobei man auch dann nicht gleich wissen könne, ob das aus finanziellen Erwägungen geschehe. „In der Regel sagen die Kunden, die Menge sei zu viel.“

Gänsebraten auf der Kippe

2020/21 habe man über eine Zuwendung aus der Aktion Mensch das Essen temporär preiswerter abgeben können, so Petermann. Die Kosten für den Menüservice entstünden je zur Hälfte im Bereich des Personals und der Sachkosten. Hauptknackpunkt seien die Lebensmittelpreise. Doch man merke die Preissteigerungen auch beim Benzin und bei der Energie, wobei man von einem längerfristigen Gaslieferungsvertrag profitiere. Hauptsächlich aus Qualitätsgründen habe man dieses Jahr in neue Aufwärmöfen investiert, die mit Wasserdampf funktionieren. Das zahle sich jetzt auch an anderer Stelle aus. Denn die neuen Geräte benötigen zum Auftauen und Erhitzen der Gerichte vor Ort nur noch annähernd die Hälfte der Zeit und sind dadurch auch energieeffizienter. Vor diesem Hintergrund sei es auch möglich, künftig zusätzliche Kunden zu beliefern. Aktuell fährt die Caritas Essen in Wiesbaden, Taunusstein, Bad Schwalbach und Hochheim aus.

Bei den Maltesern, die neben dem Rheingau auch in Aarbergen und Hohenstein liefern, konnte man den Menüpreis bis jetzt halten. Ab 1. Januar komme man aber um eine Erhöhung der Essenspreise um durchschnittlich 50 Cent nicht mehr herum, bedauert Simone Prohm, die sich als Dienststellenleiterin von der Zentrale in Oestrich-Winkel aus um den Malteser-Menüservice kümmert. „Sobald der Lieferant die Preise erhöht, sind wir daran beteiligt“, sagt sie. Ursächlich seien die Rohstoffkosten. Schon jetzt sei klar, dass man wegen des exorbitant gestiegenen Kilopreises zu Weihnachten wohl Alternativen zum Gänsebraten finden müsse.

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In der Dienststelle in Oestrich-Winkel, einem großen ehemaligen Möbelhaus, bereiten vor allem die Energiepreise Sorgen. Für den Menüservice braucht man ein Kühlhaus, und es laufen jeden Morgen fünf Öfen, in denen das schockgefrorene Essen erwärmt wird. Auch die Spritkosten seien ein Problem, sagt Prohm. „Der Mahlzeitdienst ist eine reine soziale Leistung, die schon häufiger auf dem Prüfstand stand“. Man sei gehalten, eine schwarze Null zu erreichen. Durch den angehobenen Mindestlohn müsse man zugleich steigende Personalkosten auffangen.

„Aber der Menüservice ist eben auch besonders wichtig“, betont Prohm. „In Aarbergen hätten sich die Leute zum Beispiel nicht mehr versorgen können“. Dort wie in Hohenstein waren die Maltester 2020 eingesprungen, als der bisherige Anbieter aus dem nahen Rheinland-Pfalz sein Angebot kurzfristig aufgegeben hatte. In Heidenrod bietet seitdem die Zorner Gaststätte „Zum Taunus“ Essen für Senioren an.