Der Landschaftspflegeverband Rheingau-Taunus kartiert Streuobstwiesen bei einem neuen Projekt Streuobstwiesen und will mit den Daten ein Element der Kulturlandschaft retten.
RHEINGAU-TAUNUS. (red). Streuobstwiesen sind ein vielfältiger Lebensraum. Allerdings werden die alten Obstbäume vielerorts nicht mehr gepflegt. Der Landschaftspflegeverband Rheingau-Taunus (LPV) will nun mit einem neuen Projekt gegensteuern.
Seit Oktober 2018 erarbeitet der Verein ein Konzept zur gezielten Verbesserung von Streuobstbeständen in seinen Mitgliedskommunen. Mit dem vom Land Hessen geförderten Projekt sollen heimische Streuobstwiesen als landschaftsprägende Elemente der Kulturlandschaft, die gleichzeitig einen Schatz an alten regionalen Sorten bergen, erhalten werden. Mehr als 1000 hochstämmige Obstbäume hat die Umweltwissenschaftlerin Lisa Jungmann, die dank der Landesförderung seit Oktober zum Team des LPV gehört, bereits in einem geografischen Informationssystem erfasst. Dabei liegt der Fokus auf der Dokumentation des Pflegezustandes. Neben den Streuobstbeständen, die als sogenannte „Geschützte Landschaftsbestandteile“ (GLB) ausgewiesen sind, begutachtet Jungmann auch weitere ausgewählte Vorkommen, insbesondere in den Mitgliedskommunen, die kein Streuobst-GLB aufweisen. Die zeitaufwendigen Kartierungen werden erst in den nächsten Wochen vollständig abgeschlossen sein.
„Dank der Nachpflanzungen durch verschiedene Grundstücksbesitzer und Bewirtschafter ist der Baumbestand in den Gemeinden Aarbergen, Hohenstein, Schlangenbad, Taunusstein und Waldems seit 25 Jahren in etwa konstant geblieben“, berichtet die Mitarbeiterin des LPV. Auch in anderen Kommunen hat sie einen Trend zu ergänzenden Pflanzungen festgestellt. Problematisch sei jedoch die Überalterung der Bestände. Nachlassende Vitalität und Vergreisung werde dazu führen, dass zahlreiche Obstbäumen in absehbarer Zeit absterben.
Lebensverlängernde Maßnahmen bei Altbäumen
Aus diesem Grund müssten die Bemühungen zum Erhalt der Streuobstbestände intensiviert werden. Lebensverlängernden Pflegemaßnahmen bei Altbäumen komme eine große Bedeutung zu. „Gerade Altbäume erhöhen mit ihren Höhlen die ökologische Wertigkeit der Streuobstbestände“, ergänzt die Kartiererin. Bei der Begutachtung der Bäume habe sie in einer Baumhöhle Federn vom seltenen Steinkauz gefunden hat, der dort ein Versteck und auch Nistmöglichkeiten gefunden hatte. Selbst fast abgestorbene Baumveteranen bieten nicht nur dem Steinkauz, sondern auch vielen anderen Lebewesen noch Lebensraum und Nahrung. Sehr zu ihrer Freude hat die junge Umweltwissenschaftlerin etliche Obstbaumbestände gefunden, die dank ihrer engagierten Eigentümer und Bewirtschafter wertvolle Strukturen aufweisen.
Bei der Kartierung habe sich gezeigt, dass ein Großteil der Obstbäume einen Pflegerückstand aufweist. Bei den Altbäumen spricht Jungmann von annähernd drei Viertel der begutachteten Bäume, die Defizite in der Pflege aufweise. Dadurch vergreisen die Bäume vorzeitig und weisen eine unausgewogene Statik auf. Astabbrüche durch Wettereinflüsse oder starken Fruchtbehang werden so begünstigt. Der Landschaftspflegeverband will deshalb nun Pflegemaßnahmen für alte Obstbäume einleiten. Weil dafür Fördermittel zur Verfügung stehen, kommen auf die Eigentümer keine Kosten zu. Allerdings müssen sie mit den Maßnahmen einverstanden sein. Sobald die erhobenen Daten ausgewertet sind, werden die betroffenen Eigentümer informiert. Bei der Planung der ebenfalls beabsichtigten Nachpflanzungen sollen auch die Pächter miteinbezogen werden. Der LPV hofft, dass die ersten Pflegemaßnahmen noch in diesem Jahr umgesetzt werden können.