Aus dem Taunus an die Spree

Aus der Niedernhausener Gemeindevertretung in das Berliner Reichstagsgebäude: Alexander Müller bringt seine liberalen Ideen auch in die Bundespolitik ein.Foto: FDP  Foto: FDP
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Seine erste Rede hat er im Bundestag im Berliner Reichstaggebäude gehalten und damit auf der bundespolitischen Bühne seine erste Duftmarke gesetzt: Der liberale...

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RHEINGAU-TAUNUS/BERLIN. Seine erste Rede hat er im Bundestag im Berliner Reichstaggebäude gehalten und damit auf der bundespolitischen Bühne seine erste Duftmarke gesetzt: Der liberale Bundestagsabgeordnete Alexander Müller aus Niedernhausen-Königshofen unternimmt seit seiner Wahl über die FDP-Liste den Spagat zwischen heimischer Gemeindevertretung und Bundestag. Damit wird der Rheingau-Taunus-Kreis von drei Bundestagsabgeordneten in Berlin vertreten. Neben Alexander Müller sitzen dort im Plenum noch Klaus-Peter Willsch (CDU) und Martin Rabanus (SPD).

Schwieriger Spagat und enormer Zeitaufwand

„Dieser Spagat ist schon etwas schwierig, weil es einen enormen Zusatzaufwand bedeutet. Die Gemeindevertretung in Niedernhausen fand bislang stets in Sitzungswochen des Bundestags statt. Das bedeutet, ich reise im laufenden Parlamentsbetrieb nachmittags nach Niedernhausen um an der Gemeindevertretung teilzunehmen und am nächsten Morgen geht es direkt um 6.45 Uhr mit dem Flieger nach Berlin, um wieder im Bundestag zu sein. Im Kreistag ist es einfacher, da der Vorsitzende dort selbst Mitglied des Bundestags ist und immer darauf achtet, dass die Termine nicht zu stark kollidieren. Ich selbst möchte das Engagement in der Kommunalpolitik, so gut es geht, fortsetzen. Die vielen lokalen Themen erden einen ganz gut und sensibilisieren auch für die wirklichen Sorgen der Menschen. Ich will vermeiden, mich in der Berliner Blase irgendwann von der Realität der Mitmenschen zu entfernen.“

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Sein neues Amt in Berlin wirkt sich auch auf sein Familienleben aus. „Wir haben vier Kinder und bislang konnte ich durch meinen Heimarbeitsplatz stets aushelfen, wenn Kinder zum Beispiel in die Schule, zum Sport oder zu Freunden gebracht werden mussten. Das liegt jetzt sehr oft alleine bei meiner Frau, wenn ich in Berlin bin. Ich bin dankbar, dass meine Familie sehr viel Verständnis aufbringt.“

Bereuen tut der Niedernhausener seinen Einzug in den Bundestag trotzdem nicht. „Es war mir schon zum Großteil klar, was auf mich zukommt. 25 Jahre habe ich auf diese Chance hingearbeitet, man bekommt eine solche Gelegenheit nicht mal eben so. Die Bundespolitik ist in einer sehr spannenden Phase, wir erleben einen gravierenden Umbruch in der Parteienlandschaft, aber auch das Ende einer langen Kanzlerschaft, die nur noch mit gewaltiger Kraftanstrengung und großen Opfern vier Jahre verlängert werden konnte. In dieser Zeit aktiv im Parlament zu arbeiten, ist eine Aufgabe, die wirklich spannend ist.“

Die Raumsituation in Berlin war am Anfang für Müller schwierig. Zusammen mit seiner hessischen Kollegin Nicola Beer teilte er sich in den ersten Wochen ein Gemeinschaftsbüro von etwa 15 Quadratmetern Größe, in dem auch Mitarbeiter untergebracht werden mussten. „Bei jedem Gang zum Faxgerät stolperte man übereinander! Mittlerweile durfte ich mein eigenes Büro in der Wilhelmstraße beziehen, und fast alles funktioniert – bis auf den Trinkwasser-Sprudler, den ich gerne nutzen möchte“, erzählt der Neuling in Berlin.

Der Parlamentsbetrieb im Kreistag Rheingau-Taunus für die Gemeindevertretung Niedernhausen funktioniere schon grundlegend anders als in Berlin. Auf regionaler Ebene habe man vor den Parlamentssitzungen nicht immer eine abgeschlossene Meinung zu einem Thema. „Im Bundestag findet die Meinungsbildung dagegen ausschließlich innerhalb der Fraktion, bei Berichterstattergesprächen im Vorfeld statt. Es passiert praktisch nie, dass während einer Parlamentsdebatte die Meinung noch einmal umschwenkt und man sich dort noch einmal überzeugen lässt. Auch ist der Grad der Spezialisierung in der Berliner Fraktion mit 80 Menschen natürlich viel höher als hier vor Ort in Vier-Personen-Fraktionen.“

In der neu gegründeten Bundestagsfraktion herrscht laut Müller von Beginn an eine große Einigkeit. Die Freude über den Wiedereinzug halte bis heute an und alle zögen an einem Strang, um freiheitliche Politik in Deutschland wieder sichtbar zu machen. Weniger als ein Viertel der 80 Mitglieder der Fraktion waren vorher schon einmal Bundestagsabgeordnete, daher ist Alexander Müller als Neuling dort eher der Normalfall.

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Mitglied im Verteidigungs- und Petitionsausschuss

„In dieser Wahlperiode arbeite ich als ordentliches Mitglied im Verteidigungs- und im Petitionsausschuss des Deutschen Bundestages. Meine Fraktion hat mich dabei zu ihrem Obmann im Verteidigungsausschuss benannt, wodurch ich vor Ausschussberatungen die Arbeit der FDP-Fraktion mitbestimme und koordiniere. Zusätzlich bin ich stellvertretendes Mitglied im Verkehrsausschuss und kümmere mich dort besonders um die Themengebiete Luft- und Raumfahrt. Als Schriftführer unterstütze ich zudem den Bundestagspräsidenten oder seine Stellvertreter bei der Leitung von Plenarsitzungen“, schildert der Liberale sein Aufgabengebiet.

Viele Bürger wenden sich mit ihren Problemen an Alexander Müller: Das gehe von Sorgen über die Ultranet-Leitung und nicht-realisierte Umgehungsstraßen über allgemeine politische Forderungen (Tierschutz, Integrationsprobleme) bis hin zu persönlichen Problemen mit Ämtern und Behörden. „Ich kann nicht in jedem Fall Abhilfe schaffen, aber wenn Behörden Bürger offensichtlich schlecht oder willkürlich behandeln, schalte ich mich schon ein und verlange Erklärungen von den Ämtern, die in der Regel zu einer Lösung oder Klärung führen. Es kommen sehr viele Anfragen zu kommunalpolitischen Themen, weil ich ja auch in diesem Bereich nach wie vor aktiv bin.“