Eine lederne Kopfhaube und ein Gehörschutz als Leihgaben sind im Flugpreis mit inbegriffen. Schließlich darf der Passagier sogar vor dem Piloten in der offenen Boeing...
UNTERTAUNUS. Eine lederne Kopfhaube und ein Gehörschutz als Leihgaben sind im Flugpreis mit inbegriffen. Schließlich darf der Passagier sogar vor dem Piloten in der offenen Boeing Stearman sitzen, die gleich auf dem Gelände des Aero-Clubs Nastätten abhebt. Solche Gastflüge sind die buchstäblichen Höhepunkte eines zweitägigen Fliegerfestes, das der Verein kurz hinter der Landesgrenze ausrichtet.
Mit den Stearman-Doppeldeckern hat die US-Navy in den 1940er-Jahren Piloten ausgebildet. „Das ist unsere Nostalgie-Ecke“, sagt Rolf Diederichs aus Hettenhain, ein früherer Vorsitzender des Aero-Clubs. Rund 15 externe Maschinen hat der Verein mitsamt der Piloten nach Nastätten gebeten, ungefähr die Hälfte davon steht bereit, Besuchern selbst das Abheben zu ermöglichen, egal ob motorisiert oder segelnd.
Nur noch 150 Exemplare der Nachkriegsmaschinen
Besonders beliebt sind dabei die Doppeldecker, berichtet Thomas Eisenlohr aus Dickschied, der heutige Vorsitzende. Viel Technik ist zu erleben rund um Stern-Motoren und Tragflächen. Eine Cessna 195, die in der Nachkriegszeit in den USA produziert wurde, zieht zum Beispiel Blicke an. Das Flugzeug besitzt einen Motor mit 300 PS, der mit konventionellem Superplus-Benzin läuft. Weltweit gebe es noch 150 Exemplare.
„Es muss summen und brummen“, erklärt Diederichs zum Auftritt der Motorflugzeuge. Für den Aero-Club sind diese Geräusche allerdings nicht repräsentativ, denn er ist auf den Segelflug spezialisiert und das mit Erfolg. Gerade haben die Nastätter die Segelflug-Bundesliga, bei der schnelle Reisegeschwindigkeiten das Kriterium sind, auf dem neunten Rang beendet. Kein Verein in Hessen oder Rheinland-Pfalz war besser.
Nicht nur in der Luft überqueren die Aktiven Grenzen. 1951 unter dem Namen Aero-Club Wiesbaden gegründet, waren die Segelflugsportler auf der Platte bei Neuhof zu Hause. 1974 erfolgte der Umzug nach Nastätten, um den Beschränkungen zu entgehen, die vom Frankfurter Großflughafen ausgingen. Erst im Jahr 1999 wurde der Vereinsname geändert. Den Vorstand bilden aktuell ausschließlich Hessen.
Viel Arbeitseinsatz der Ehrenamtlichen
Die jeweils 60 aktiven und fördernden Mitglieder hatten in den vergangenen eineinhalb Jahren einiges zu tun, um das Fliegerfest vorzubereiten. „Primär geht es um Öffentlichkeitsarbeit“, betont Diederichs, Geld lasse sich nicht verdienen mit der Veranstaltung. Aber da jeder Verein Nachwuchs brauche, besteht die Hoffnung, Besucher für den Sport unter freiem Himmel zu gewinnen. Dem dient eine Ausstellung im Hangar.
Probesitzen im Schulungssegelflugzeug ASK 23 ist möglich. Daneben steht der Nachbau eines „Rhön-Sperbers“ von 1934, ganz gefertigt aus Holz, Textilien und Lack und versehen mit charakteristischen Knicken in den Flügeln. Fallschirmsprünge und Segelkunstflug mit Moritz Kirchberg aus Bad Homburg gehören ebenfalls zum Programm – Loopings, Turns und Rollen malt er mit Leuchtpatronen in den Himmel. Diederichs freut sich, dass das Wetter mitspielt und sich die Wolkendecke allmählich in die Höhe hebt.