„Infantino – schlimmer geht es nicht“

Uschi Ferry, Mitglied des Sportkreisvorstands, interviewt Béla Réthy. Foto: MRM

Beim Vortragsabend des Sportkreis Rheingau-Taunus in Idstein findet ZDF-Sportkommentator Béla Réthy offene Worte, auch, was die Kommerzialisierung des Fußballs angeht.

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IDSTEIN. Seine sonore Stimme kennt fast jeder, der sich für Sport interessiert: ZDF-Sportkommentator Béla Réthy berichtete unter dem Motto „Die Länderspiele meines Lebens“ über seine eindrucksvollsten Erlebnisse im Rahmen seines Reporterlebensjetzt. Der Sportkreis Rheingau-Taunus hatte ihn eingeladen – Ort des Vortragsabends war die Naspa in Idstein.

Einmal selbst hatte er über sich gesagt: „Ich habe den großartigsten Job der Welt. Manchmal ist jedoch die Strecke vom Gehirn zum Mund kurz und erst beim Sprechen realisiert man, dass man den Gedanken vielleicht doch besser für sich behalten hätte … doch dann ist es zu spät.“

Über Wien und Brasilien nach Deutschland

Sportkreis-Vorstandsmitglied Uschi Ferry interviewte Réthy, der ungarischer Herkunft ist, 1956 in Wien geboren wurde und bis zum zwölften Lebensjahr in Brasilien lebte – einem Land, das von Fußball geprägt wird. „Ich habe schon damals die Radioreporter imitiert“, erzählte der Sportjournalist. 1968 kehrte die Familie nach Europa zurück. Nach dem Studium heuerte Réthy 1987 beim ZDF an. Zunächst kommentierte er Motorsport, Wintersport und Wasserball. 1991 kommentierte er live sein erstes Fußballspiel: Es folgten rund 400 weitere Livereportagen bei Europa- und Weltmeisterschaften sowie in der Champions-League, darunter viele Endspiele.

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An das Halbfinale bei der WM 2014 zwischen Deutschland und Brasilien erinnert er sich gut. „Man erwartete ein spannendes Spiel und dann stand es nach 30 Minuten 5:0. Das war schwierig, denn ich hatte Mitleid mit Brasilien“, erklärte der Sportreporter.

Mittlerweile Kultstatus genieße sein Satz „Meine Damen und Herren, das ist keine Zeitlupe, sondern live!“, beim WM-Spiel der deutschen Mannschaft gegen Südkorea. „Dieses Ballgeschiebe war einfach nur grausam!“

Im Anschluss stand der Sportjournalist den Zuhörern für Fragen zur Verfügung. Dabei wurde deutlich, dass Réthy die Kommerzialisierung des Fußballs sehr kritisch sieht. „Fifa-Boss Blatter war gegenüber Infantino ein Pastor – schlimmer geht es wirklich nicht! “, so seine klare Ansage. Auch hinsichtlich der deutschen Nationalmannschaft hat der Kommentator eine klare Meinung: „Die Nibelungentreue von Löw zu einigen verdienten Spielern ist falsch. Er hat den Umbruch zu spät und nicht radikal genug eingeleitet.“ Natürlich durfte auch die Frage, wer Deutscher Meister wird, nicht fehlen. „Ich glaube, dass es die Bayern noch schaffen, wobei ich mir einen neuen Deutschen Meister wünschen würde. Die besten Chancen hat wohl Borussia Dortmund“, so die Einschätzung des Fachmanns.