Konferenz in der Herrenmühle in Burg-Hohenstein untersucht...

Tänzerin Vrindavan Favors fasziniert das Publikum im Gebetsraum der Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein. Foto: wita/Martin Fromme  Foto: wita/Martin Fromme
© Foto: wita/Martin Fromme

Weltethos, Menschenrechte und Weltfrieden: Das sind Dinge, die für Franz Brendle „unverbrüchlich zusammengehören“. Weltethos ist dabei ein Begriff, der Werte umschreibt,...

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BURG-HOHENSTEIN. Weltethos, Menschenrechte und Weltfrieden: Das sind Dinge, die für Franz Brendle „unverbrüchlich zusammengehören“. Weltethos ist dabei ein Begriff, der Werte umschreibt, die über die Grenzen einzelner Religionen hinweg gelten sollen. In der Herrenmühle bei Burg-Hohenstein im Aartal ist eine ganztägige Konferenz mit Podiumsdiskussion dem Thema gewidmet, sie trägt den etwas provokanten Titel „Religionen – Friedens- oder Brandstifter?“

Eingeladen hat die Organisation Religions for Peace (Religionen für Frieden), als deren Vorsitzender in Deutschland Brendle amtiert. Die Ortsgruppe Frankfurt/Rhein-Main leitet Dietlinde Kaufmann von der in der Herrenmühle ansässigen Internationalen Gesellschaft für Krishna-Bewusstsein (Iskcon). An diesem Tag eröffnen sie vor Ort eine Weltethos-Ausstellung und eine Kunstgalerie.

Gemeinsame Werte und Einsatz für Menschenrechte

Die Ausstellung ist inspiriert vom kritischen katholischen Theologen Hans Küng. Sie stellt die Gemeinsamkeiten großer Weltreligionen vor und betont humanistische Grundsätze, die sogar über sie hinausreichen. So ist etwa auch die Marxistin Rosa Luxemburg vertreten. Die Ausstellung bleibt dauerhaft in der Herrenmühle und soll zum Beispiel Schulklassen offen stehen. Ein Abiturient aus Wiesbaden habe sie bereits genutzt, berichten Thomas Kaufmann und Hubertus Spornhauer von Iskcon.

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Die Gemeinschaft sucht den Kontakt zur Bevölkerung und öffnet ihren Tempel wieder bei „Fahr zur Aar“ am Sonntag, 28. Mai. Dem Dialog dient weiterhin ein jetzt ebenfalls eröffneter „Raum der Religionen“ mit einer rund 2700-bändigen Bibliothek mit Schriften vieler Religionen, zu dem gleichfalls PC und Drucker gehören. Stille für Meditation und Gebete soll dieser Raum außerdem bieten.

Auf den Austausch ist natürlich die Konferenz ausgerichtet. Hindus und Mitglieder der Baha‘i-Gemeinde aus Taunusstein sind gekommen, es fehlen jedoch Angehörige der Kirchen im Umland. Im Tempel-Saal ergibt sich ein buntes Bild vom Sari bis zur Krawatte, die beispielsweise Brendle umgebunden hat. Der katholische Theologe aus Stuttgart verhehlt nicht die Konflikte rund um Religionen.

Neben Krisenhaftem aus Mittelost, Ägypten und Nordirland erwähnt er zugleich Erfolge aus dem Bürgerkrieg auf Sri Lanka, aus Bosnien-Herzegowina und aus seiner Heimatstadt, wo Streit um eine Hinterhof-Moschee aufkam. „Frieden bringen das tägliche Miteinander und der tägliche Dialog“, bekräftigt Brendle. In diesem Sinne ist Religions for Peace seit 1970 aktiv, die Ursprünge lagen in Japan.

Religionen sollten mit einer Stimme sprechen, sonst schwächten sie ihre Position in einer zunehmend säkularen Welt noch mehr, fordert Brendle. Glaubensgemeinschaften sollten gemeinsame Werte betonen und sich im Einsatz für Menschenrechte in die Pflicht nehmen lassen, um Weltfrieden zu stiften.

Die Liste der Schrecken „falsch verstandener Religion“ reicht über die Kreuzzüge hinaus zurück, verdeutlichte Peter Kaufmann von Iskcon. Dass die Welt ohne spirituellen Glauben aber nicht besser werde, hätten kommunistische Systeme gezeigt. „Es geht nicht um die Abschaffung der Religion, sondern um ihre Vollendung“, folgerte er und zitierte die Bibel sowie die vedische Schrift Bhagavad Gita.