Zum Ausgleich für das Gewerbegebiet in Bad Schwalbach wird in...

Seit Generationen wird die sieben Hektar große Fläche bei Egenroth landwirtschaftlich genutzt. Jetzt soll sie zum Ausgleich für ein neues Gewerbegebiet in Bad Schwalbach aufgeforstet werden.Foto: Thomas Kunz  Foto: Thomas Kunz
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Die „Driescher“, eine rund sieben Hektar große Waldlichtung südwestlich von Egenroth, sind seit Generationen Ackerland. Jetzt soll dort wieder Wald wachsen – als...

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HEIDENROD. Die „Driescher“, eine rund sieben Hektar große Waldlichtung südwestlich von Egenroth, sind seit Generationen Ackerland. Jetzt soll dort wieder Wald wachsen – als Ausgleich für eine Fläche an der Bäderstraße, die die Stadt Bad Schwalbach für ihr neues Gewerbegebiet „Ober der Hardt“ rodet. Im Gegenzug zahlt die Kreisstadt rund 438 000 Euro an die Gemeinde Heidenrod.

Ein entsprechender städtebaulicher Vertrag ist bereits unterzeichnet, kann jedoch erst nach der Zustimmung durch die Gemeindevertretung in Kraft treten. In deren jüngster Sitzung sorgte die geplante Maßnahme für kontroverse Diskussionen. Der entschiedenste Gegner der Vereinbarung – Kreislandwirt und CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kunz durfte an der Debatte und der Abstimmung wegen Befangenheit nicht teilnehmen. Er erläuterte seinen Standpunkt deshalb vorab in einer persönlichen Erklärung.

Fläche von drei Landwirten bewirtschaftet

Die Fläche gehört der Gemeinde und wird durch drei Landwirte bewirtschaftet; einer davon ist Kunz. Ab kommendem Jahr soll zum Ausgleich für das gerodete Waldstück bei Bad Schwalbach ein Laubwald sowie eine Waldlichtung mit natürlicher Vegetation entstehen. Es sei eine „außerordentlich schwierige Entscheidung“ gewesen, sagte Bürgermeister Volker Diefenbach (SPD). Interessen der Landwirtschaft kollidierten mit denen von Naturschutz und Forstwirtschaft; angesichts der „gleichwertigen Belange“ hätten letztendlich die finanziellen Aspekte den Ausschlag gegeben. Die Chance, eine außerplanmäßige Einnahme in dieser Höhe zu erzielen, bestehe nur selten.

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CDU-Fraktionsvorsitzender Thomas Kunz konnte diesmal nicht mitdiskutieren – seine ablehnende Haltung zur Aufforstung von landwirtschaftlich genutzten Flächen zum Ausgleich von Eingriffen an anderer Stelle hat der „Bauer aus Leidenschaft“ jedoch bereits schon bei anderen Gelegenheiten deutlich gemacht. Bei den Drieschern ist Kunz als Pächter nun auch selbst betroffen – der gepachtete Acker macht etwa zwei Prozent seiner Betriebsfläche aus. Es seien jedoch keine „egoistischen Gründe“, aus denen er sich gegen die Aufforstung wende, betonte Kunz in einer ausführlichen Erklärung, die er vor Beginn der Sitzung verlas.

Gerade in Heidenrod sei die Ackerfläche im Verhältnis zum Wald klein; landwirtschaftliche Flächen seien deshalb besonders wertvoll. Vor allem die „Driescher“, die eben und arrondiert seien und in die die Bewirtschafter seit Generationen viel Energie und Kapital investiert hätten. In Anbetracht von Ernährung und Hunger auf der Welt bestehe eine Verantwortung, die Weltbevölkerung mit Getreide zu versorgen. Mit der Ausgleichsmaßnahme werde zudem der Stadt Bad Schwalbach ermöglicht, ein Gewerbegebiet zu realisieren, das die Chancen für das von Heidenrod wenige Kilometer entfernt geplante Gewerbegebiet möglicherweise schmälere. Kunz kritisierte zudem, dass die Gemeinde nicht vorab den Dialog mit den Landwirten und dem Ortsbeirat gesucht habe.

Die CDU lehne die Umwandlung aus grundsätzlichen Erwägungen ab, ergänzte Roland Becker die Argumente in der späteren Debatte. Damit werde eine große zusammenhängende Fläche der landwirtschaftlichen Nutzung entzogen. Gleichzeitig bestehe im waldreichen Heidenrod eigentlich kein Bedarf an Aufforstung. Der Bürgermeister betonte, zu dem Beschluss habe ein Abwägungsprozess geführt. Über die Maßnahme habe er im Vorfeld mehrmals berichtet; dennoch hätte der „Dialog besser laufen können“, räumte Diefenbach ein.

Die Freien Wählen (FWH) stimmten dem Vertrag zu, setzten jedoch per Ergänzungsantrag durch, dass sich Bad Schwalbach verpflichten soll, in dem neuen Gewerbegebiet keine Ansiedlungen zuzulassen, die den bestehenden Gewerbetreibenden in Heidenrod Konkurrenz machen könnten. Auch der Bau von Windenergieanlagen an der Grenze zu Heidenrod soll ausgeschlossen werden.